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Von Guido Berg: Mit Penetranz und Visionen

Feierliche Übergabe des Zentrums für Kunst und Soziokultur in der Schiffbauergasse

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Berliner Vorstadt - Das Zentrum für Kunst und Soziokultur (ZKS) ist fertig – der Ausbau des Kultur- und Gewerbestandortes Schiffbauergasse geht weiter: Während die Potsdamer Politprominenz gestern in der Waschhaus-Arena das Ende eines 44-monatigen Sanierungsmarathon für zwölf ZKS–Gebäude auf dem ehemals militärisch und industriell genutzten Areal feierte, wurden weitere Termine bekannt. So werde „in den nächsten Tagen“ das vom Architekten Moritz Kock entworfene und 6,6 Millionen Euro teure Parkhaus mit 344 Stellplätzen übergeben, informierte der Sanierungsträger Potsdam. Ferner will der Investor Dirk Onnen, der am Standort bereits die Zichorienmühle sanierte, in den nächsten drei Wochen den Bauantrag für die an das Parkhaus angrenzenden Gewerbebauten stellen. „Im Februar oder März 2009 ist Baubeginn“, sagte er den PNN. Er führe bereits erste Vorgespräche mit Firmen, die sich an der Schiffbauergasse ansiedeln wollen.

Emotional ergriffen, erinnerte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) in seiner Festrede an die Schiffbauer der ersten Stunde, die 1992 den Standort entdeckten. Es waren „Potsdamer, die eine Vision hatten – und glücklicherweise nicht zum Arzt gegangen sind“, so Platzeck in Anlehnung an einen Ausspruch, der Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt zugeschrieben wird. Erst die Protagonisten von Tanzfabrik und Waschhaus hätten das Areal ins Bewusstsein der Potsdamer gerückt.

Am „kleinen Konversionswunder“, so Platzeck, ist das Land Brandenburg finanziell maßgeblich beteiligt. Etwa zehn Millionen Euro gab das Bauministerium, 4,5 Millionen das Kulturministerium mit Hilfe von EU-Mitteln und sechs Millionen Euro zahlte das Land gemäß dem mit Potsdam abgeschlossenen Hauptstadtvertrag. Die Gesamtausgaben für das ZKS betrugen 20,5 Millionen Euro. Die Federführung hatte der Sanierungsträger Potsdam. Dessen Geschäftsführer Erich Jesse hob seine Mitarbeiter hervor, die 50 Architekten und Planer sowie 212 Baufirmen zu koordinieren hatten.

Platzeck ging auch auf Meinungen ein, worauf „das Ding zu schön geworden“ sei, wonach „der Spirit“ fehle, der „Geist, der aus dem Morbiden“ erwachse. Es gibt „auch schönen Geist, der aus Neuem erwächst“, sagte Platzeck. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sagte, „die Schiffbauergasse ist kein Fertigprodukt“. Nun komme es auf ein effizientes Standort-Marketing an. Dafür zeichnet Martin Schmidt-Roßleben verantwortlich. Dem Standort-Manager galt gestern der besondere Dank des Oberbürgermeisters – weil er „allen auf den Wecker gefallen ist“. Auch Platzeck würdigte die „freundliche Penetranz“, mit der sich Schmidt-Roßleben für die Schiffbauergasse eingesetzt haben. Der so Gelobte sagte den PNN, dass es bei einem solchem Projekt „völlig klar“ sei, dass es Konflikte gibt: „Man darf sich nicht abschrecken oder abschütteln lassen.“ Schmidt-Roßleben stellte die Schiffbauergasse in eine Reihe mit der Kulturbrauerei Berlin oder dem Museumsquartier in Wien: „Damit müssen wir uns messen lassen.“

Wenn sich Oberbürgermeister Jakobs auch für ein Erhalt des Waschhaus e.V. aussprach, der Name des langjährigen Waschhaus-Chefs Michael Wegener wurde nicht offiziell erwähnt. Dabei habe Wegener „Tag und Nacht für den Verein gekämpft“, sagte Frank Reich vom Landesverband Freie Theater Brandenburg e.V.

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