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Landeshauptstadt: Multikulti zwischen Tulpen und Havel

30 000 Menschen besuchten am Wochenende das Tulpenfest, 8000 die Flottenparade

Stand:

Innenstadt - Potsdam hat eine lange Tradition der Weltoffenheit und die gilt es zu präsentieren – nicht zuletzt mit dem durch die holländischen Gäste geprägten Tulpenfest. Das war der Grundtenor der beiden Veranstaltungen zwischen Holländischem Viertel und Hafenbecken an der Neuen Fahrt, wo am Sonntag sieben Schiffe zur Flottenparade starteten.

Für Internationalität und ein gutes Miteinander hatte sich Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs bei der Eröffnung des 11. Tulpenfestes noch einmal ganz bewusst ausgesprochen. An seiner Seite befanden sich dabei der Gesandte der niederländischen Botschaft Ron van Dartel, sechs Bürgermeisterkollegen und Vertreterinnen des multikulturellen Vereins Black Flowers, dessen Sängerin ebenfalls für ein friedliches Miteinander eintrat. Trotz des schlechten Wetters hatten sich über 30 000 fröhliche Besucher an den beiden Tagen des 11. Tulpenfestes im Holländischen Viertel eingefunden, waren an den 100 Ständen entlang flaniert, bewunderten die mehr als 100 000 Tulpen, eingepflanzt als Zierde und als Schnittblumen, kauften vom echten holländischen Käse oder Matjeshering, ließen sich Bier und Wein sozusagen weltweit schmecken und zogen fröhlich hinter den munter aufspielenden Kapellen her oder amüsierten sich mit den Doubles von Königin Beatrix und dem Alten Fritzen über die Travestieshow auf der Bühne am La Leander. Die Attraktivität des Festes hatte sich so weit herumgesprochen, dass sogar die Kottenbläser aus Friedrichsdorf bei Gütersloh angereist waren und am Bassinplatz aufspielten. Zu deren Pflichtübung gehörte dann noch ein ausgiebiger Potsdam-Besuch.

Pressesprecher Hans-Peter Gaul zeigte sich erfreut, dass trotz des schlechten Wetters die Potsdamer ihrem Tulpenfest die Treue gehalten haben, so dass die Finanzierung auch dieses Jahr gesichert ist und nun als nächstes im August der 300. Geburtstag von Jan Bouman, wichtigster Baumeister des Holländischen Viertels, ausgerichtet werden kann. Ob das eingenommene Geld auch für das Sinterklaas-Fest reichen wird, konnte Gaul noch nicht sagen. Händler und Veranstalter seien zufrieden, betonte der Vorsitzende des Fördervereins zur Pflege niederländischer Kultur, Hans Göbel, der seit elf Jahren das Fest in eigener Regie ausrichtet. Es sei jedoch notwendig, so Gaul, dass künftig das Tulpenfestes auf breitere Schultern verteilt werde und dass sich dabei auch die Stadt stärker einbringe. Nur so seien Einbrüche durch schlechtes Wetter oder andere Probleme zu überstehen. Nicht immer könnten Rekordbesuche mit 40 000 Gästen vorausgesetzt werden. Botschaftsvertreter van Dartel zeigte sich am Fortbestand des einmaligen deutsch-holländischen Frühlingsfestes sehr interessiert und sicherte Unterstützung zu. Die dürfte auch im Interesse der über 100 holländischen Mitwirkenden sein und nicht zuletzt des Sponsors Keukenhof. Der niederländische Blumenpark war von Anfang an beim Tulpenfest mit dabei und unterstützte es tatkräftig, auch diesmal wieder mit einer üppigen Tulpenpracht anlässlich des 400. Rembrandt-Geburtstages, der in diesem Jahr gefeiert wird.

Stärker eingebunden werden soll als touristisches Highlight im nächsten Jahr die Oranierroute, die von Amsterdam über Schwerin, Potsdam und Wörlitz bis Pyrmont und Reinhartshausen reicht. Sechs Stadtoberhäupter von Orten, die an dieser 2400 Kilometer langen Strecke liegen, hatten gemeinsam mit Jakobs das Tulpenfest besucht. Zusammen mit der Tourismus Marketing Brandenburg sollen 2007 diverse Stände die Oranierstädte als Reiseziele präsentieren.

Ging es beim Hafenfest und der Flottenparade eher einheimisch zu mit Potsdams einzigem Fischer, einem vorwiegend von der Kita „Baumschule“ organisierten Piratentreffen, Shantychor und den sieben in See stechenden Schiffen der Weißen Flotte, so brachte der Vizeweltmeister im Langstreckentauchen Enrico Schutz doch auch internationales Flair mit. Trotz der zehn Grad Wassertemperaturen hatte er sich bereit erklärt, mit einem Drachenboot auf einer 50 Meter Distanz um die Wette zu schwimmen. Schutz setzte dabei auf die Trägheit des Bootes beim Anfahren und legte unter dem Beifall der etwa 8000 Hafenfest-Besucher auch tüchtig los. „Unter günstigen Bedingungen habe ich mir durchaus Chancen ausgerechnet“, meinte der noch nach einer Stunde bibbernde junge Mann, der ohne Neoprenanzug ins Wasser gesprungen war. Doch die Strecke war länger als vorgesehen, die Startbedingungen ungleich und so hatte er am Ende doch das Nachsehen. Bei den Weltmeisterschaften im Juli in Turin wird die Sonne für Enrico, der neben seiner Ausbildung als Informatiker dreimal die Woche trainiert, sicher erwärmender lachen. Ein Gaudi für die Zuschauer war der Wettstreit aber allemal, genauso wie das „echte“ Kentern eines Bootes mit anschließender Wasserrettung des Insassen. Bei der Ausrichtung des Hafenfestes muss Hummi Events aber noch etwas üben. Der Shantychor auf der Bugspitze eines Schiffes war kaum zu hören, der Zeitplan des Programms geriet etwas durcheinander und beim Piratenwettstreit fehlten einige Anlaufpunkte.

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