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Homepage: Rückgrat für Brauhausberg

Absolventin der Fachhochschule beendet Studium mit Entwurf für Schwimmbad in Potsdams Innenstadt

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Absolventin der Fachhochschule beendet Studium mit Entwurf für Schwimmbad in Potsdams Innenstadt Von Jörg Isenhardt Der Vorhang lüftet sich erst kommenden Dienstag. Dann muss der renommierte brasilianische Architekt Oscar Niemeyer ein erstes Modell des neuen Schwimmbades am Brauhausberg präsentieren. Bis jetzt weiß also noch niemand, was Niemeyer aus den städtischen Vorgaben – unter anderem wettkampftaugliches 50-Meter-Becken und Freizeitbad – gemacht hat. Die Potsdamer Diplom-Ingenieurin für Architektur und Städtebau, Christine Stebner, entwickelte vorab eine ungewöhnliche aber nicht unmögliche Planungsvariante: Das Spaßbad als Rückgrat des Brauhausberges. Die 25-jährige Fachhochschulabsolventin hatte sich das „Schwimmbad am Brauhausberg“ als Thema ihres Diplomentwurfs selbst gestellt. Gut einen Monat vor Niemeyer, ist sie damit fertig geworden. Sie habe sich für ihre Diplomarbeit bewusst einer aktuellen Thematik zugewandt, sagt sie. Angeregt durch Zeitungsberichte und die öffentliche Diskussion – dem Hin und Her um das geplante Spaßbad in Drewitz und die letztendliche Lösung am Brauhausberg – setzte sich Christine Stebner intensiv mit der Geschichte und der derzeitigen Situation vor Ort auseinander. Schnell stand für sie fest: Der Berg selber darf nicht bebaut und auch nicht verbaut werden. Das sei historisch vorgegeben. Der schöne Blick vom Stadtschloss auf den Berg musste immer freigehalten werden. Überhaupt sei die Teltower Vorstadt samt dem Areal am Brauhausberg ein eher „heterogenes Gebiet“. Womit die junge Architektin vorsichtig umschreibt, was man auch als das Fehlen einer städtebaulichen Konzeption sehen könnte. Das „Leipziger Dreieck“ als große Kreuzung mit vielen Verkehrsfunktionen trenne den Brauhausberg faktisch von der Stadt ab, so die Architektin. Außerdem läge die Heinrich-Mann-Allee genau wie die Speicherstadt als abgeschlossener Solitär am Fuße des Berges. Die Lösung dieser Gemengelage sieht sie in einem geschwungenen Flachbau, der sich wie ein „Rückgrat des Berges“ gegen die Erhebung stemmt und sie gleichzeitig vom Lärm und Trubel des Verkehrsknotens abtrennt. Ihr Entwurf biete damit die Möglichkeit, die Nutzfunktionen wie Wettkampfhalle, Freizeitbad und Therme getrennt in den Brauhausberg hineinzulegen oder als Terrassenlösungen den Berg hinauf zu bauen, erklärt die Absolventin. Trotzdem funktioniere das Ganze als ein geschlossenes System. Wobei das durchlässige und begehbare „Rückgrat“ gleichzeitig auch eine Verbindung zwischen den angrenzenden Gebieten Speicherstadt, Bahnhof und Teltower Vorstadt bilde, so Stebner. Wie das alte Brauhaus, von dem der Berg seinen Namen hat, graben sich die Funktionsgebäude tief in den Berg. Licht kommt teilweise nur noch von oben in die Räume, der Blick ist auf den jetzigen Landtag gerichtet. Selbst das geschwungene Hauptgebäude fließt fast in den Berg. An seinem Ende schließt es ebenerdig ab und lässt damit eine Nutzung als Aussichtsterrasse und Fußweg zu. „Aus Landschaft soll Stadtlandschaft werden“, sagt Christine Stebner. Deshalb habe sie ihre Figur so entworfen, dass sie „Wege zwischen Stadt und Land“ schaffe. Genau wie der noch unbekannte Entwurf Niemeyers einmal ein weiterer Magnet Potsdams sein soll, ist auch Christine Stebners Diplom-Variante darauf aus, die Menschen anzuziehen. Sie hat ihre Ideen allen geplanten oder auch nur angedachten Veränderungen angepasst. Die Umgestaltung der Speicherstadt in einen modernen Stadtteil, den Umbau des Landtags in ein Hotel, die Weiterverwendung der heutigen, maroden Schwimmhalle als Freibad – Stebners Entwurf nimmt all diese Bälle auf und antwortet mit einer großen, multifunktionalen Klammer. Ihr „Rückgrat“ bietet Möglichkeiten für sämtliche Anforderungen, die die Zukunft noch bringen mag. Von Wettkampfunterkünften bis hin zur großen Tennis- und Squashhalle. Es habe an den Problemen des Ortes gelegen, sagt die ehemalige FH-Studentin, dass ihr Entwurf ein wenig städtebaulich geraten sei. „Man weiß am Anfang einfach nicht, wo man am Ende hinkommt“, sagt sie. Gerne hätte sie noch mehr an den architektonischen Details, am Entwurf selber gearbeitet. Aber das gab die Zeit nicht her. Innerhalb von zwölf Wochen musste sie ihr Diplom fertiggestellt haben. Im Februar hat sie es abgeschlossen, jetzt denkt sie darüber nach, ein Master-Studium draufzusatteln: „Dann hätte ich mehr Zeit für die entwerferischen Details.“

Jörg Isenhardt

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