Landeshauptstadt: Sardinenparty für Restaurator
Metallrestaurator Dieter Krüger wurde verabschiedet
Stand:
Metallrestaurator Dieter Krüger wurde verabschiedet Nach Ostern wartet die Möllinger-Uhr im Blauen Französischen Kabinett des Marmorpalais vergeblich darauf, dass sie wie seit Jahren von Dieter Krüger aufgezogen wird. Mit 64 Jahren ist der Metallrestaurator der Stiftung Preußische Schlösser und Garten in den Ruhestand gegangen. In der Ostprignitz geboren, hat Krüger das Uhrmacherhandwerk erlernt und war im Potsdamer Dienstleistungskombinat tätig, ehe er vor zwei Jahrzehnten die Chance erhielt, die historischen Uhren in den Schlössern zu betreuen und zahlreiche davon erstmals wieder zum Laufen zu bringen. In vielen deutschen Museen „stehen“ die Uhren, „aber dann sind sie bloße Möbelstücke; Uhren sind nur Uhren, wenn sie gehen“, erklärt er. Sein Lieblingsstück, die von dem Berliner Meister Johann Christian Möllinger 1791 geschaffene fast 3,50 Meter hohe Standuhr aus Mahagoni, Eiche, vergoldeter Bronze, Stahl und Eisen, kann beispielsweise viel mehr als die Zeit angeben. So zeigt sie tagesgenau Sonnenauf- und -untergang an, wozu Flötenmusik ertönt. „Und das ganz ohne Elektronik und Chips auf ausgeklügelter mechanischer Grundlage“, stellt Krüger bewundernd fest. Fast 30 solcher Meisterwerke hat er in den Schlössern betreut. Von seinem Können zeugen aber ebenso der im Vorjahr wiederhergestellte Parasol im Neuen Garten, die im Aufbau befindliche Krönungskutsche, manches restaurierte Parktor, Möbelbeschläge, selbst Nägel oder Griffe aus Elfenbein und Bernstein hat er nachgefertigt. „Geht nicht, das gibt“s nicht, denn bei der Entstehung der Kunstwerke ist es ja auch gegangen“, lässt Dieter Krüger eines seiner vielen Bonmots mit philosophischer Ader los. „Uhrmacher, das ist ein Beruf zwischen Kunst und Handwerk“ gehört ebenso dazu wie „Wenn bei einem Menschen Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammentreffen, dann ergibt das einen Uhrmacher.“ So ganz leicht taten sich die Chefs mit dem unangepassten Mann nicht, aber sie wussten, was sie an ihm hatten. Die Abschlussfeier in der Werkstatt wurde zur „Sardinenparty“, so viele Freunde und Bekannte waren gekommen. Für einen unruhigen Ruhestand hat der vierfache Opa durch Hobbys, darunter Hochseeangeln, vorgesorgt. Und natürlich gibt es in der Wohnung zahlreiche Uhren, allein im Wohnzimmer vier. Seine Ehefrau erzwang allerdings einen Kompromiss. Die Schlagwerke musste Dieter Krüger abstellen. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: