Landeshauptstadt: Spazieren gehen und Zeitung lesen Frieda Buchmann feierte 102. Geburtstag
Was haben eine 102-jährige Potsdamerin und der Flugpionier Hans Grade gemeinsam? Sie wohnten beide im selben Haus.
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Was haben eine 102-jährige Potsdamerin und der Flugpionier Hans Grade gemeinsam? Sie wohnten beide im selben Haus. Das Gebäude in Borkwede, in dem Frieda Buchmann als Kind mit ihren Eltern wohnte, gehörte einst dem Mann, der 1908 den ersten deutschen Motorflug unternommen hatte. Davon bekam Frieda allerdings nicht besonders viel mit: Sie war damals gerade erst vier Jahre alt.
Seit zwei Jahren wohnt Frieda Buchmann nun in Potsdam – in einer Wohnung im Wohnpark Drewitz in der Hans-Albers-Straße. Dorthin kamen gestern auch die Geburtstagsgäste, die ihr zum 102. gratulieren wollten. „Unkraut vergeht nicht!“ - Frieda Buchmann wiederholte den scherzhaften Satz jedes Mal, wenn die Besucher sie gestern fragten, wie man denn in so einem biblischen Alter noch so rüstig sein könne. Denn die Jubilarin Buchmann ist in der Tat geistig außergewöhnlich rege. Jeden Gratulanten, der sie in ihrer Wohnung besuchte, begrüßte sie mit der Frage: „Wie jung sind Sie denn?“ Dass sie selbst noch so jung und fröhlich wirkt, führt Buchmann auf ihre regelmäßigen Spaziergänge zurück: Ihren letzten unternahm sie erst am vergangenen Sonntag, als sie mit Sohn und Tochter das neue Potsdamer Theater besichtigte.
Frieda Buchmann, geboren 1904 in Stücken,achtet Potsdam heute als ihre Heimat. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte sie allerdings in Neuseddin: Hier hatte Buchmann 1935 mit ihrem Mann eine „Eisenbahnerwohnung“ bezogen. Während des Zweiten Weltkrieges war Frieda Buchmanns Mann oft wochenlang als Lokführer unterwegs, während sie selbst als Hausfrau und Mutter die drei Kinder zu versorgen hatte. Ihren eigenen Vater hatte Buchmann bereits mit 10 Jahren verloren, als dieser zu Beginn des Ersten Weltkrieges fiel. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung wurden ihre beiden Söhne und die Tochter mit besonderer Fürsorge bedacht, wobei die „preußischen“ Tugenden wie Disziplin, Fleiß und Ordnung aber auch nicht zu kurz kamen, betonte Buchmann.
In ihrer alten „Eisenbahnerwohnung“ in Neuseddin feierte Buchmann noch vor zwei Jahren ihren 100. Geburtstag. Obwohl sie selbst nie in einer Lok mitgefahren ist, hat Buchmann dennoch weite Reisen unternommen: Eine führte sie nach Moskau, eine weitere nach Budapest, wo ihr jüngster Sohn zwischen 1965 und 1969 lebte.
Als schönste Zeit ihres Lebens bezeichnet Buchmann unumwunden das „Rentnerdasein“. Ihre freie Zeit vertreibe sie sich am liebsten mit Karten spielen und Zeitung lesen - falls sie nicht gerade offiziellen Besuch erhält: Vergangenes Jahr, zum 101. Geburtstag, kam Oberbürgermeister Jan Jakobs vorbei. Gestern gratulierte für die Stadt Potsdam Gabriele Fischer, Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport. Claas Greite
Claas Greite
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