Landeshauptstadt: Statt Schweinestall eine Nobelherberge Inselhotel auf Hermannswerder feierte gestern zehnjähriges Bestehen mit viel Prominenz
Hermannswerder - Gleich zwei Landesväter wünschten gestern Glück für erst einmal die nächsten zehn Jahre. Der eine, Ministerpräsident im Ruhestand Manfred Stolpe, hatte die Anfänge des Projekts Inselhotel Hermannswerder noch lebhaft in Erinnerung.
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Hermannswerder - Gleich zwei Landesväter wünschten gestern Glück für erst einmal die nächsten zehn Jahre. Der eine, Ministerpräsident im Ruhestand Manfred Stolpe, hatte die Anfänge des Projekts Inselhotel Hermannswerder noch lebhaft in Erinnerung. Die Sowjetarmee hatte die Inselspitze bis 1994 für sich requiriert und dort ein Lazarett eingerichtet. „Praktisch, wie sie waren, hatten sie auch gleich noch einen Schweinestall zur Eigenversorgung gebaut“, erzählt Stolpe. Und genau an diesen Fleck habe Burkhard Scholz ein Hotel bauen wollen, findet Stolpe noch heute erstaunlich. Auch Wirtschaftsprüfer Axel Michaelis schüttelte 1995 den Kopf. „Kein Geld in der Tasche und dann auch noch übermütig“, fand er. Doch nachdem er die Pläne von Scholz genauer studiert hatte, sei er vom Saulus zum Paulus geworden und vom Finanzprüfer schließlich zum Unterstützer der Hotelbaupläne.
Finanzkapital hatte der „Ossi“ Scholz tatsächlich nicht, aber offenbar so ziemlich alle, die ihm helfen konnten, auf seiner Seite. Angefangen von Stolpe, der sich auch als Kuratoriumsmitglied der Stiftung Hermannswerder für ihn einsetzte, über die Stiftungsmitarbeiter bis hin zu den Banken und Wirtschaftsverbänden, die das Projekt wohlwollend begleiteten. Auch die inzwischen 90jährige Oberin a.D. , die Diakonissin Siegtraud Linke, gehört dazu. „Ich lebe gern in einer lebendigen Zeit. Das Inselhotel gehört dazu und ich darf auch dort das Schwimmbad benutzen“, erklärte sie unter fröhlichem Beifall.
Und so konnte gestern in schöner Eintracht das zehnjährige Bestehen des Inselhotels Hermannswerder gefeiert werden, bei dem Ministerpräsident Matthias Platzeck die Festrede hielt. „Solche Menschen wie Burkhard Scholz braucht Potsdam, um seinen hervorragenden Ruf auf dem Gebiet der Gastronomie und Hotellerie zu wahren“, lobte er den Chef des Hauses und sein Team. Denn ohne eine gute Mannschaft sei Qualität nicht zu bringen und zu halten. Das aber sehe man im Inselhotel als tägliche Aufgabe an. Nur so sei es einem Hotel, das zu keiner Kette gehört, gelungen, sich nicht nur in Deutschland, sondern bis nach Amerika bekannt zu machen. Denn clever hat der Hotelfachmann Scholz seine Fühler ausgestreckt und Verbindungen zu Hotels in New York, Frankreich und nun auch in Polen geknüpft. Inzwischen haben viele illustre Gäste Arbeits- und Ferientage im Inselhotel verbracht, von den beiden Bundeskanzlern Schröder und Merkel mit ihren Ministern bis zu den Sielmanns, die dort das Projekt Döberitzer Heide vorantrieben, vom Herrscherhaus aus Oman – die Anzahl der mitgereisten Ehefrauen verschweigt Scholz diskret – bis zu ganz normalen deutschen Ehepaaren, von Olympiasportlern bis zu relaxenden Urlaubern. Als Wunschgast nennt Scholz Bundespräsident Köhler, der „so gute Ideen zur Förderung des Mittelstandes“ habe. Mit dem Hotelbau wurde 1995 begonnen. Der Wilhelmshorster Scholz hatte sich die „ganz schön verwilderte Ecke“ ausgeguckt, über Kapitalhilfen und Förderprogramme den Bau abgesichert und so eine 15-Millionen-DM-Investition auf die Beine gestellt. Noch im gleichen Jahr konnte Richtfest gefeiert werden und im Mai 1996 wurden die ersten Gäste begrüßt. 2003 kam dann noch ein Anbau für Konferenzen und Tagungen hinzu, auch der wieder über Bankkredite finanziert. Dass erst gestern zum Zehnjährigen eingeladen wurde, hatte einen ganz besonderen Grund. Scholz konnte gleichzeitig seinen 50. Geburtstag feiern.
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