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Landeshauptstadt: Umzug mit 1500 Bücherkisten

Die Umweltbibliothek packt schon für den Umzug nach Groß Glienicke

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132 Meter Regale müssen ausgeräumt und abgebaut, 1500 Transportkartons mit Büchern und Druckschriften gefüllt werden. Und das alles zieht Ende August vom Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee nach Groß Glienicke um. Dort hatte sich die pleite gegangene Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) in ehemaligen Kasernen der Sowjetarmee ein modernes Domizil ausgebaut und zuvor das Gebäude „gut saniert“, wie es der Pressesprecher des Landesumweltamtes Jens-Uwe Schade ausdrückt. Da es die LEG nicht mehr gibt, braucht sie auch keine Verwaltungszentrale mehr.

Das Landesumweltamt aber suchte dringend einen neuen Hauptsitz, um seine drei Teilbereiche wegen der Synergieeffekte zusammenzuführen. Vom Sago-Gelände, aus der Berliner Straße und aus der Stadt Brandenburg sollen sie bis zum Jahresende nach Groß Glienicke gezogen sein. Der Vertrag darüber ist inzwischen unterzeichnet, der LEG-Liquidator Klaus Nicklitz froh darüber, einen Teil der Konkursmasse untergebracht zu haben, die Landesministerien begrüßen den Sparkurs und Groß Glienickes Ortsbürgermeisterin Doris Langenhoff hat einen potenten Mieter mehr. Geklärt werden muss noch eine bessere Verkehrsanbindung für die Mitarbeiter und die Ministeriumsbesucher, nicht zuletzt die der Bibliothek, die zahlreiche externe Nutzer bedient. Gespräche mit dem Verkehrsbetrieb in Potsdam seien schon geplant, so Schade. Aber zur Sache wird man sicher erst schreiten, wenn der Umzug perfekt ist und sich herausstellt, wie die Busse rollen sollten. 450 Umweltamts-Mitarbeiter werden sich in der Groß Glienicker Waldsiedlung niederlassen. Als erstes sind schon die aus Brandenburg eingetroffen,weil das Finanzamt dort Zuwachs bekommt. Die drei Finanzämter Potsdam-Stadt, -Land und Brandenburg werden zu zweien zusammengelegt und da braucht man in der Havelstadt mehr Platz.

Auch beim Landesumweltamt hat es vor dem Umzug eine Reihe von Umstrukturierungen gegeben und das nicht nur in der letzten Zeit. Von 17 000 Mitarbeitern kurz nach der Wende sind durch derartige Maßnahmen, Ausgliederungen und Aufgabenverlagerungen nur noch rund 1000 übrig geblieben. Sie tun an insgesamt 63 Standorten im Land ihren Dienst, dort nämlich, wo unmittelbare Bürger- und Arbeitsnähe unter anderem im Umwelt- oder Hochwasserschutz geboten ist.

Auch die Umweltbibliothek hat ihren Mitarbeiterstab von sechs auf nun dreieinhalb Kräfte reduziert, wobei das Leistungsangebot der Einrichtung nahezu beibehalten werden konnte. Wie von Lothar Blackert, bereits seit 1991 für die Bibliothek zuständig, zu erfahren war, wurde deren Bestand von 5000 Einheiten auf 55000 aufgestockt. Inzwischen habe man einen gewissen Sättigungsgrad erreicht, meint er. Der Bestand wachse nur langsamer um etwa 1000 Einheiten pro Jahr, es würde aber auch immer wieder veraltetes Schrifttum, zum Beispiel überholte Rechtsunterlagen oder kurzlebige Informationsbroschüren ausgesondert. Und was wäre geeigneter einmal alles durchzuforsten als so ein Umzug, auch wenn der Platz in Groß Glienicke für die Bibliothek ausreichend erscheint. Auf rund 250 Quadratmeter Fläche kann man sich dort niederlassen, in gesonderten Räumen Fachbücher und -zeitschriften, neue Medien und Sondersammelgebiete wie Umweltvideos und thematische Fachkarten unterbringen und freundliche Arbeitsplätze einrichten. Viele Materialien können im Leseraum eingesehen und wenn nötig kopiert werden, weil sie nur als Präsenzexemplare vorhanden sind und Fremdnutzern nicht ausgeliehen werden können. Am häufigsten nutzen Umweltfirmen die Bibliothek, es folgen Studenten und Azubis sowie Nutzer anderer Bundes- und Landesbehörden. Auch intern werden die Mitarbeiter mit der erforderlichen Fachliteratur und aktuellen Gesetzgebung ausgerüstet, wenn es um die Erteilung von Genehmigungen für den Einsatz der besten verfügbaren Technik geht. Publikationen zur Genehmigung von Biogasanlagen oder zur Windenergiegewinnung seien im Moment besonders gefragt.

Noch läuft der Betrieb über die Michendorfer Chaussee wie gewohnt, doch bald wird dort erst einmal Stille einkehren, ehe die Stadt mit ihren Planungen so weit ist, um dort einen Industriepark zu schaffen. Die hochfliegenden Pläne eines Umweltparks sind mit dem Auszug des Umweltamtes leider endgültig zerronnen. Der Name Sago stammt übrigens aus der Kopplung von Saarmund und Golm. Für den Ausbau des Außenrings rund um Westberlin war an der Michendorfer Chaussee vor dem Mauerbau ein Betonmischplatz angelegt worden. Hella Dittfeld

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