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Homepage: Verschärfte Probleme der Zuwanderer Tagung zur Integration in den neuen Bundesländern

„Die DDR war ein Paradies“ sagt ein ehemaliger Vertragsarbeiter im Interview. Und wie Karin Weiss, Professorin am Fachbereich Sozialwesen an der FH Potsdam, bei einer Tagung zur Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern darlegte, war die DDR tatsächlich ein Paradies für die rund 60 000 Vietnamesen – vor allem im Vergleich dazu, was danach kam.

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„Die DDR war ein Paradies“ sagt ein ehemaliger Vertragsarbeiter im Interview. Und wie Karin Weiss, Professorin am Fachbereich Sozialwesen an der FH Potsdam, bei einer Tagung zur Zuwanderung und Integration in den neuen Bundesländern darlegte, war die DDR tatsächlich ein Paradies für die rund 60 000 Vietnamesen – vor allem im Vergleich dazu, was danach kam. Erst einmal war allerdings auch ihr DDR-Alltag nicht gerade paradiesisch. Gekommen waren sie, um ihren Familien in Vietnam das Überleben zu sichern; an eine langfristige Ansiedlung dachte kaum einer. „Ausgegrenzt aber abgesichert“ beschrieb Weiss ihre Lage. Dazu gehörten strenge Beobachtung durch die Behörden und scharfe Auflagen. Wurden Frauen schwanger, mussten sie abtreiben oder wieder nach Hause, ihre Kinder mussten sie in der Heimat zurücklassen. Stasi-Akten berichten zudem über Fremdenfeindlichkeit.

In der Nachwendezeit sind die gewaltsamen rassistischen Ausschreitungen nur Spitze des Eisbergs. 1990 wurden die meisten der rund 21 000 Vietnamesen entlassen und konnten wegen mangelnder Sprachkenntnisse kaum neue Arbeit finden. Zudem wurden sie nicht als ausländische Arbeitnehmer, sondern nur als „Werkvertragsarbeitnehmer“ eingestuft. Deshalb bekamen sie keine Aufenthaltsgenehmigung und hatten keinen Anspruch auf Sozialleistungen. Oft genug verweigerte ihnen ihr Heimatland auch noch die sofortige Rückkehr. Viele suchten deshalb den Weg in die Selbständigkeit und eröffneten einen Kleiderladen oder einen Asia-Imbiss an der Ecke.

Arbeitsmigration in die DDR war aber nur in den 70er und 80er Jahren ein Thema. Die meisten Migranten kamen aus politischen Gründen, für eine Ausbildung oder um zu studieren. Nach der politischen Wende seien, so Weiss, die meisten Zuwanderer dann nicht mehr freiwillig, sondern per Zuweisung in die neuen Bundesländer gekommen – entgegen der allgemeinen Wahrnehmung in geringer Zahl. Nur etwa zwei Prozent der ostdeutschen Bevölkerung sind Zuwanderer, im gesamten Bundesgebiet sind es fast neun. Allerdings sind die Migranten im Osten noch stärker von Arbeitslosigkeit betroffen: Fast 40 Prozent, gegenüber immerhin noch 20 Prozent im Westen.

Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger beschrieb die Probleme bei der Integration von Zuwanderern in Ostdeutschland deshalb prinzipiell als ganz ähnlich wie im gesamten Bundesgebiet, nur verschärfter. Gerade in Ostdeutschland müsse, so Berger, endlich das wirtschaftliche Potenzial von Zuwanderern erkannt werden. Denn diese brächten oftmals ein extrem hohes Bildungsniveau und große Sprachkompetenz mit, könnten ihre Fähigkeiten aufgrund mangelnder Integration aber kaum entfalten.

Dass es sich bei „den Zuwanderern“ keinesfalls um eine homogene Gruppe handelt, wurde bei der Konferenz nicht bloß theoretisch deutlich. Nicht nur als Irina Holzmann vom Bund der Vertriebenen ausführte, dass sich noch nicht einmal die Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion als einheitliche Gruppierung begreifen, ergriffen die anwesenden Einwanderer selbst das Wort. Natürlich wurden nicht nur Erfahrungsberichte gegeben, sondern bisweilen auch die unterschiedliche Behandlung der jeweils anderen Gruppen durch die Behörden argwöhnisch betrachtet. Dennoch konnte keiner widersprechen als Jose Paca vom Bundesausländerbeirat verdeutlichte, dass Asylbewerber in Ostdeutschland, sowohl verglichen mit politischen Flüchtlingen in den alten Bundesländern, als auch innerhalb der Zuwanderer im Osten, unter den beklagenswertesten Umständen leben müssen. Moritz Reininghaus

Moritz Reininghaus

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