
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: Von der „Todeszone“ zum „offenen Haus“
Am Sonntag wird die Villa Schöningen als deutsch-deutsches Museum eröffnet / Zwei Friedensnobelpreisträger unter den Gästen
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Berliner Vorstadt - Wenn an symbolträchtiger Stelle ein symbolträchtiges Haus eröffnet wird, greifen die Redner naturgemäß tief in die Symbol-Kiste. Bei der Villa Schöningen, an der Glienicker Brücke gelegen, ist das nicht anders.
Bevor die Villa am Sonntag als deutsch-deutsches Museum eröffnet wird, luden gestern die Eigentümer und Ideengeber, Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner und sein Kompagnon Leonhard H. Fischer, zur Vorbesichtigung ein. An der einstigen „Nabelschnur zwischen Sowjetreich und dem Westen“ gelegen, soll „unser kleines Museum“ künftig ein „Ort der Freude“ sein, ein „Museum für Jedermann“, betonte Döpfner. Und Fischer sieht in der Kombination von Villa und Museum ein „Symbol der Freiheit und des Glücks“.
Besonders Berlins Ex-Kultursenator Christoph Stölzl, der als wissenschaftlicher Berater für die Ausstellung fungierte, geriet ob der vielen Bedeutungsstränge der Villa mit preußischer, Nazi-, Kalter Kriegs-, Spionage- und Nachwendehistorie richtig ins Schwärmen. Das Gebäude sei ein „Idealfall für das Verstehen von Geschichte“, jubelte Stölzl. Hier sei die „Konfrontation der Welt an einem kleinen Strich auf der Brücke“ sichtbar gewesen. Mit der Dauerausstellung reihe sich das Haus nun „würdig ein in die große Familie der historischen Museen von Berlin“.
Jürgen Ast, der gemeinsam mit seinem Sohn Daniel die Filme herstellte, die im Museum über insgesamt 50 Monitore flimmern, lobte das Ausstellungskonzept als „großartige Idee“. Was früher „Sperrbezirk und Todeszone“ war, sei nun ein „offenes Haus“.
Und zwar eines mit zweigeteiltem Konzept. Das Erdgeschoss ist der wechselvollen Geschichte der Villa und der Glienicker Brücke gewidmet, im Obergeschoss sind Wechselausstellungen vorgesehen. Eröffnet wird sie mit der Schau „1989“, einer Koproduktion mit der Kunsthalle Wien. Insgesamt 14 Künstler aus neun Nationen stellen Werke aus, die Gefühle und Atmosphären behandeln, die in Beziehung zu einer ideologisch zweigeteilten Welt stehen und zum Wandel in totalitären Systemen.
Welches Interesse die Villa Schöningen mit ihrem Museum zur Teilungsgeschichte auch international hervorruft, zeigt schon ein Blick auf die 500 Namen umfassende Gästeliste für die offizielle Eröffnung am Sonntag. Bundeskanzlerin Angela Merkel wird ein Grußwort halten, mit Michail Gorbatschow und Südafrikas Ex-Präsident Willem de Klerk sowie Henry Kissinger, unter Nixon US-Außenminister, sind gleich drei Friedensnobelpreisträger unter den Ehrengästen, der deutsche Ex-Außenminister Hans-Dietrich-Genscher kommt, auch der aktuelle – Guido Westerwelle. Eine illustre Schar für ein kleines Privatmuseum. Ganz besonders stolz ist Döpfner auf die Exklusivinterviews, die der damalige US-Präsident George Bush, der die Villa am vergangenen Sonntag bereits besuchte, und Gorbatschow für die Ausstellung gegeben haben. „Ich glaube, dass ein solches Museum die Menschen aufwecken kann“, sagt Bush darin und Gorbatschow erklärt: „Die Notwendigkeit für ein solches Museum an einem solchen Platz springt geradezu ins Auge.“
Ab Montag ist das Museum für jeden offen. Der Eintritt kostet acht Euro.
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