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Kultur: Einfache Lieder

Stoppok auf „Sensationsstrom“-Tour im Lindenpark

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Die deutsche Sprache ist eine heikle Angelegenheit. Vor wenigen Tagen hat die CDU mit ihrem glanzvollen Antrag für Kopfschütteln gesorgt, die deutsche Sprache im Grundgesetz zu verankern. Derartig abgehobene Ambitionen hat Stoppok nicht. Er wäre glücklich, wenn er den richtigen Artikel findet. „Ladenlokal“ – schon dieses sinnfrei zusammengesetzte Wort bereitet Unbehagen. Doch so heißt es nun einmal in einer seiner Textzeilen.

Stoppok unterbricht sein Gitarrenspiel und eröffnet die öffentliche Fragestunde im Lindenpark. Heißt es nun „der“ oder „das“ Ladenlokal. Seit der Rechtschreibreform kann sich da ja keiner mehr sicher sein. Auch von einem ungeduldigen Zwischenrufer, der fordert, er solle lieber singen statt so viel zu quatschen, lässt sich Stoppok nicht abbringen von seinem Weg auf dem Pfad der sprachlichen Erkenntnis. „Darüber müssen wir reden, sonst gehe ich noch mit einem Knoten im Gehirn nach Hause“, so der mit einem breiten Grinsen unterlegte Kommentar des Sängers. Willkommen in der Welt von Stoppok.

Ernst sollte jeder den Sänger und Gitarristen Stoppok nehmen. Aber immer mit der nötigen und vor allem großen Portion Humor. Der gebürtige Essener hält es schließlich genauso. Bei seinem Auftritt im Rahmen seiner „Sensationsstrom“-Tour am Mittwoch im Lindenpark stellte Stoppok das mal wieder in seiner lässigen Art wunderbar unter Beweis. Doch mit Strom in seiner elektrischen Ausprägung hatte das Konzert wenig zu tun. Stoppok, um sich vor allem dem häuslichen Vorweihnachtsstress zu entziehen, ist dieser Tage solo und nur mit seinen Akustikgitarren und einer Mandoline unterwegs. Und wie sein Konzert im gut besuchten Lindenpark zeigte, ist das immer noch die überzeugendste und intensivste Art, seine Musik und seinen eigenwilligen Humor zu erleben.

Ob nun die heikle Artikelfrage, deutsche Touristen in Afrika, gescheiterte Liebesbeziehungen oder fragwürdige Geschäftsideen, Stoppok erzählt in seinen Liedern Alltagsgeschichten. Und wie unser Alltag seine Ecken und Kanten hat, so auch die Lieder von Stoppok. Seine Texte kommen nicht in glatten und geschmeidigen Reimen daher. Mal ein sprachlicher Ausfallschritt, mal ein Dehnen der Worte, mal ein leichtes Silbengeholper, was nicht passt, das macht Stoppok schon passend. Dazu sein virtuoses Gitarrenspiel, in das er Country, Folk und Blues mischt, dass es eine Freude ist. Das klingt nie aufgesetzt oder verdreht, sondern immer nur ehrlich. Einfache Lieder für einfache Menschen, die Stoppok immer noch die liebsten sind. Dirk Becker

Dirk Becker

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