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Kulturplakat des Hans Otto Theaters Potsdam wurde als politische Protestaktion verfremdet.

© Andreas Klaer

Gastbeitrag zur Aktion der Garnisonkirchengegner: „Es geht darum, rechte Wallfahrtsorte zu verhindern!“

Mit einer Plakat-Kampagne haben Gegner des Wiederaufbaus in Potsdam für Aufsehen gesorgt. Hier nimmt Peter Leinemann, Verwaltungschef der Stiftung Garnisonkirche, dazu Stellung.

Von Peter Leinemann

Zu allererst ein Lob auf das Internet! Denn wenn man den Tatort einer kleinen Plakatierungsaktion im wirklichen Stadtbild finden möchte, muss man sich schon gut auskennen und sehr wache Augen haben. Wenn man die Collage dann gefunden hat, könnte einem die Kombination aus dem Text „die schmutzigen Hände“ und der Abbildung des Handschlages zwischen Hitler und Hindenburg 1933 kurz als sinnfällige Idee erscheinen.

Peter Leinemann, Verwaltungschef der Stiftung Garnisonkirche
Peter Leinemann, Verwaltungschef der Stiftung Garnisonkirche

© Ottmar Winter

Interessanterweise haben die Neuplakatierer fast jeden Hinweis darauf, dass es sich ursprünglich um eine Werbung des Hans Otto Theaters in Potsdam handelte, überklebt. Denn die ursprüngliche Werbebotschaft ohne die „Zusätze“ ist für die Aufführung eines Dramas des französischen Schriftstellers und Philosophen Jean Paul Sartre gedacht, der das Stück 1948 schrieb.

Lernorte der Geschichte sind ein wichtiger Beitrag, um rechte Wallfahrtsorte zu verhindern

Darin geht es allerdings um ein anderes politisches Milieu kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, nämlich das einer kommunistisch–sozialistischen Einheitspartei, der Partei des Proletariats. Dieses Stichwort führt dann schnell zu der Abbildung eines Handschlags, die Jahrzehnte lang über Potsdam schwebte.

Nämlich das Parteiabzeichen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, welches bis zur Wende am so genannten „Kreml“ (ab 1990 Sitz des frei gewählten Landtages des Landes Brandenburg, vor der Nutzung durch die SED 1950 – 1990 unter anderem königlich preußische Kriegsschule… ja, so bunt kann es in Gebäuden zugehen) hing. Einen schwachen Abglanz der Stelle kann man noch heute erkennen.

Ob nun das Hans Otto Theater es mit Rosa Luxemburg hält („Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“), wissen wir nicht. Die hoch spannende Debatte darüber, wie dieses Zitat (wohl eine Randnotiz aus einem 1922 veröffentlichten Manuskript) zu verstehen ist und gebraucht wurde, ist aber ein anderes Thema. In einer Sache sind wir uns mit dem Hans Otto Theater und den Überplakatierern einig: Es geht darum, rechte Wallfahrtsorte zu verhindern! Lernorte der Geschichte sind dafür ein wichtiger Beitrag! Genau deshalb entsteht an der Breiten Straße ein solcher Lernort im ehemaligen Turm der Garnisonkirche.

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