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Kultur: Tages Arbeit, abends Gäste

„Im Garten vorgelesen“ diesmal in Marquardt

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„Im Garten vorgelesen“ diesmal in Marquardt Verbunden mit klassischer Musik und klassischer Literatur kann ein Garten unschwer zu einer Zauberformel werden, die immer wieder, auch in quotenschwachen Zeiten, Hunderte in ihren Bann ziehen kann. So war es auch an jenem Freitag Abend für Uneingeweihte nicht schwer, trotz der verschlungenen Pfade den Garten von Ingrid und Klaus-Peter Klein im Haseleck in Marquardt aufzuspüren, in dem die URANIA-Veranstaltung „Im Garten vorgelesen“ stattfand Man brauchte sich nur gelassen den Daherströmenden an die Fersen zu heften, die festlich gekleidet mit erwartungsvollen Blicken in die gleiche Richtung strebten. Mit Decken und wärmenden Tüchern bewaffnet. Viele von weither kommend, wie die geparkten Autos zu erkennen gaben: B, TF, PM und P. Unfassbar war es dann, wie diese vielen Menschen zwischen dicht Gepflanztem problemlos Platz fanden, ohne Rosen, Fingerhut, Hortensien, Zirbelkiefern, Zedern und Blutbuchen zu gefährden. Die dicht besetzten blau lackierten Bänke waren so geschickt in den kerzengeschmückten Garten komponiert, dass selbst seine andächtige Schönheit keinen Verlust erleiden musste. In die verschwiegensten Winkel wurden die dialogisierenden Töne von Oboe (Ariane Matzanke) und Violoncello (Karin Liersch) getragen. Stimmten sehr stimmig auf die Balladen von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe ein, die ausdrucksstark von Waltraut Kramm und Klaus Büstrin im Wechsel vorgetragen wurden. In Tanzschritten schwebten Trochäus, Jambus und Daktylus über den Rasenteppich. Von Beethovens C-Dur Allegro, Larghetto und Rondo immer wieder aufgenommen. Die Wiedererkennung und Neuentdeckung altbekannter Worte des „Zauberlehrlings“, des „Königs von Thule“, des „Tyrannen von Dionys“, des „Tauchers“ und des „Erlkönigs“ zauberten Fröhlichkeit in die Gesichter der Zuhörenden. Frischten Gedächtnislücken auf. Trieben Erinnerungen an die Oberfläche, die in dieser Runde nicht bedrohlich sein konnten. Selbst der Himmel gab sein Gewittervorhaben auf und entschied sich für rosige Abendwolken. Unschwer konnte man dem Dichter zustimmen, der als Lebensweisheit allen vergeblich Grabenden im „Schatzgräber" den Rat gibt: „Tages Arbeit! Abends Gäste! Saure Wochen! Frohe Feste!“ Und die Frohstimmigkeit wirkte nach. Selbst als ich als Falschrumparkende alle entgegenkommenden Autos auf dem schmalen Pfad zum Rückwärtsfahren zwingen musste, erntete ich freundliche Nachsicht. Eine Haltung, die noch lange haltbar sein könnte. Und utopisch anmutet.Barbara Wiesener

Barbara Wiesener

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