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Andreaskirche in Teltow: Aus KZ-Barackenholz wird Not-Kapelle
Teltower Andreaskirche trifft Vorbereitung für Kirchensanierung. Temporäre Trauerhalle wird errichtet
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Teltow - Teltow bekommt eine neue Trauerhalle. Ein aus dem Holz von Konzentrationslagerbaracken gebautes Haus soll auf den Friedhof am Weinbergsweg versetzt werden. In den kommenden Tagen wird das Fundament dafür gemauert. Ende des Monats soll die Baracke, in die später ein Dokumentationszentrum einziehen soll, stehen.
„Wir sind sehr froh, dass wir das Prozedere für die Umsetzung mit Bauantrag und allem drum und dran geschafft haben“, erklärte der Vorsitzende des Gemeindekirchenbeirats der Evangelischen Kirche St. Andreas, Michael Wilcke, den PNN. Mit der Genehmigung des Umbaus der Baracke, die aus dem Landkreis Oberhavel nach Teltow kommt, rückt nun auch die dringend notwendige Sanierung der denkmalgeschützten Wendlandkapelle in greifbare Nähe. Die Kirche rechnet mit einem Baubeginn im Juli, spätestens August. Dann soll zunächst das Dach der 1933/34 von der evangelischen Kirche nach Plänen des bekannten Architekten Winfried Wendland errichteten Kapelle saniert werden, so Wilcke.
Noch offen ist ein Teil der Finanzierung der weiteren Sanierung. Wie berichtet soll die in die Jahre gekommene Kapelle neben dem neuen Dach auch neue Sanitäranlagen, eine Fußbodenheizung und denkmalgerechte Bleiglasfenster erhalten. Zwar hatten die Teltower Stadtverordneten zwischenzeitlich auf Drängen der B.I.T-Fraktion ihren Segen für eine finanzielle Unterstützung des Bauprojekts durch die Stadt gegeben. Danach sollen in diesem Jahr 100 000 Euro und im kommenden 150 000 Euro in den Kapellen-Bau fließen.
Dennoch werden weitere Gelder benötigt. Rund 800 000 Euro soll die denkmalgerechte Instandsetzung des in die Jahre gekommenen Baus insgesamt kosten. Die Kirche hofft, die Heizung über den Energetikfonds der Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zu finanzieren. Derzeit laufe die Beantragung entsprechender Zuschüsse, so Wilcke. Mit 15 000 Euro fördert auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark das Projekt, weitere 70 000 Euro fließen über das Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes. Darüber hinaus hofft die Kirche auf Unterstützung aus den Reihen ihrer Mitglieder. „Voraussichtlich im Juli werden wir zu einer Spendenaktion für die Sanierung der Kapelle und für die Errichtung eines kleinen Glockenturmes auf dem Friedhof aufrufen“, kündigt der Gemeindekirchenbeiratsvorsitzende an.
Zunächst ist das Augenmerk der Kirche jedoch auf die Errichtung der Notkapelle gerichtet, die während der Sanierungsphase Trauergästen einen Raum für den würdevollen Abschied geben soll. Noch steht die rund 46 Quadratmeter große Baracke in Häsen, einem Ortsteil der Gemeinde Löwenberger Land im Landkreis Oberhavel. Dort soll sie in den nächsten Wochen demontiert, von Asbestplatten und Teerpappen befreit, im Container nach Teltow transportiert und vor Ort wieder aufgebaut werden.
Die Idee der Umsetzung nach Teltow hatte die Landeskirche, die das geschichtsträchtige Holzhaus vor dem Abriss bewahren und einer neuen Bestimmung zuführen will. Die Baracke, die schon von den Häsenern über 60 Jahre lang als Gottesdienstort genutzt worden war, ist Zeuge dunkler Vergangenheit. Das Holz, mit dem sie nach dem Zweiten Weltkrieg von Umsiedlern in Häsen errichtet worden ist, stammt von den ehemaligen Baracken des KZ-Außenlagers Grünberg (Niederschlesien, heute Zielona Gora). Früher war dort auch ein Rüstungsbetrieb ansässig.
Die historische Verbindung ist mit ein Grund für die Kirche, die Baracke am Standort Teltow neu zu errichten. Denn auch in Teltow standen einst solche Baracken in Arbeitslagern, von denen heute allerdings nichts mehr erhalten und zu sehen ist. Die in Kürze auf dem Teltower Friedhof in unmittelbarer Nähe zu Kriegs- und Zwangsarbeitergräbern entstehende Notkapelle soll daher dort nicht nur vorübergehend einen neuen Platz finden, sondern dauerhaft als Dokumentationszentrum und Ort der Erinnerung erhalten werden.Solveig Schuster
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