Potsdam-Mittelmark: Der schöne Blick ist futsch
Am Plötzhorn wird die andere Straßenseite bebaut – gegen alte Versprechen
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Werder - In den 90er Jahren hatten sie ein Haus im Grünen am Rande des neuen Wohngebiets Am Strengfeld in Werder (Havel) gekauft. Der Preis war hoch, doch der Blick entschädigte für alles. Der Glindower See liegt nur 350 Meter entfernt, und dem Versprechen des Maklers, dass die andere Straßenseite nicht bebaut wird, vertraute man natürlich. Jetzt soll die andere Straßenseite doch bebaut werden, der Blick ins Grüne wäre versperrt und viele Anwohner Am Plötzhorn sind verärgert.
In der jüngsten Bauausschusssitzung wurde dementsprechend kontrovers über einen Antrag des Ingenieurbüros Kagel diskutiert, das hier einen Bebauungsplan aufstellen will. Doch auch dessen Argumente sind zu verstehen: Hat man sich Anfang der 90er Jahre an die komplizierten Verhältnisse auf der anderen Straßenseite noch nicht herangetraut und den Bebauungsplan auf der Straße enden lassen, so sieht es heute anders aus. Alle Eigentumsfragen sind geklärt, und Kagel konnte als Entwicklungsträger Verträge mit den Eigentümern abschließen, die hier zumeist für sich oder Familienmitglieder bauen wollen.
Im Entwurf des Flächennutzungsplans ist die Fläche als Bauland ausgewiesen, und laut Wolfgang Kagel hat weder die Landesplanung noch der Landschaftsschutz etwas dagegen, wenn hier 20 Einfamilienhäuser (mit Seeblick) entstehen. Die Parzellen sind mit 670 Quadratmetern relativ groß angelegt, die Häuser sollen zum Teil im Hang verschwinden. Das Landschaftsschutzgebiet „Potsdamer Wald- und Havelseen“ beginnt erst 45 Meter von der Straße entfernt, hier sind auch gleich Natur-Ausgleichmaßnahmen für das Bauprojekt geplant.
Mit zwei Ja- und einer Nein-Stimme wurde der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan vom Bauausschuss an die Stadtverordneten weitergereicht. Beigeordnete Beate Rietz (SPD) ist skeptisch, ob sich auch dort Mehrheiten für das Projekt finden, dem allerdings auch rechtlich nichts entgegenstehe: Am Anfang der Straße ist bereits der Bau zweier Häuser im Außenbereich genehmigt worden, so das ein Gleichbehandlungsrecht auch für die anderen Grundstücke geschaffen worden sei, sagt Rietz.
Wolfgang Kagel spricht sogar davon, dass sich hier ein „städtebaulicher Missstand“ beseitigen ließe. Manches klingt ein bisschen kompliziert: Die einseitige Bebauung würde „die sinnlich wahrnehmbare Erscheinung“ stören, sagt Kagel. Anderes ist gut nachvollziehbar: Die vorhandene Erschließung und die bestehenden Handelseinrichtungen würden besser ausgenutzt. Und nicht zuletzt würden durch die Verdichtung erschlossener Siedlungen andere Flächen im Außenbereich vor einer Bebauung geschützt. Dies alles sei „nachhaltiges Bauen“, sagt Kagel. Die Bewohner Am Plötzhorn denken freilich anders. Henry Klix
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