Potsdam-Mittelmark: Nächste Woche kommen die Schwalben Teltows Naturschutzbeauftragter beobachtet bereits viele Vögel, die aus dem Süden zurück gekehrt sind
Teltow/Stahnsdorf - Alle Vögel sind noch nicht da, aber schon zwitschern viele „Rückkehrer“ lautstark im Frühlingskonzert mit. Auch in Teltows Buschwiesen und auf der Bahnfreihaltefläche nahe dem Stahnsdorfer Gewerbegebiet stecken die Vögel jetzt bereits singend ihr Revier ab und werben um Weibchen.
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Teltow/Stahnsdorf - Alle Vögel sind noch nicht da, aber schon zwitschern viele „Rückkehrer“ lautstark im Frühlingskonzert mit. Auch in Teltows Buschwiesen und auf der Bahnfreihaltefläche nahe dem Stahnsdorfer Gewerbegebiet stecken die Vögel jetzt bereits singend ihr Revier ab und werben um Weibchen. Dort geht Teltows Naturschutzbeauftragter Hans-Herrmann Noack im Frühjahr besonders gern spazieren, weil er jeden Tag neue Ankömmlinge beobachten kann.
Aber bevor er sie sieht, hört er die meisten, wie die Feldlerche, deren Gesang ein anhaltender Fluss jubilierender Töne ist. Dabei steigt sie steil in den Himmel auf und lässt sich dann aus einer Höhe von ungefähr 100 Metern im Sturzflug fallen. Knapp über dem Boden breitet sie Flügel und Schwanz aus, um elegant zu landen. Der eher unscheinbare braungraue Vogel ist einer der ersten Frühlingsboten, der schon im Februar zurückkehrt, häufig in Schwärmen bis zu 800 Vögeln. Tagzieher sind die meisten Vögel, die im Verbund fliegen, während die Nachtzieher oft allein unterwegs sind.
Allerdings kommunizieren verschiedenen Arten nachts durch Flugrufe über 200 Meter miteinander. Ohne dass es unten jemand bemerkt, ziehen so in einer Nacht mitunter drei Millionen Vögel über uns hinweg. So sind sie sicher vor Raubvögeln, trotzdem endet die Reise für einige auch tödlich an Freilandleitungen, weiß Noack. Auf einem Feld hinter einem Pappelwäldchen pickt eifrig ein ganzer Trupp pausenlos schwatzender Vögel. Von Zeit zu Zeit fliegt einer hektisch auf und sogleich folgen die anderen und im Flug erkennt man am kurzen Schwanz und den dreieckigen Flügeln, dass es Stare sind. Mit ihrem Gesang imitieren sie gern andere Vögel, beispielsweise Amseln, Meisen oder den Pirol. Einmal vernahm Noack sogar den zänkischen Ruf eines Blässhuhns vom Dach eines mehrstöckigen Wohnhauses und entdeckte kurz darauf den Witzbold: ein Star. Seit sie in der Landwirtschaft große Schäden anrichten, sind Starenkästen in Gärten kaum noch zu finden, erzählt er. Dabei würde ein Star den Kirschbaum im Garten gegen alle anderen verteidigen - nur ein paar Kirschen braucht man ihm dafür zu lassen.
Noack weist auf einen Streifen mit verblichenen Stängeln, die inmitten einer Wiese stehen: „Dort im Schilf übernachten jetzt die Stare“. Als er 1969 als junger Biologielehrer nach Teltow zog, gondelten Kinder noch am Stadtrand mit Waschtrögen auf kleinen Tümpeln umher. Viele dieser Feuchtgebiete wurden bereits trocken gelegt, um sie landwirtschaftlich zu nutzen oder darauf zu bauen. Neben der Flächenversiegelung ist es auch die übertriebene Ordnungsliebe in Parks und Grünanlagen, moniert Noack, dass dadurch vielen Tieren der Rückzugsraum genommen werde. Dichtes Strauchwerk wie an der Bahnfreihaltetrasse sei dagegen ideal für viele Vögel, weshalb er nicht viel davon hält, die S-Bahnstrecke bis Stahnsdorf fortzusetzen. Noch können Vögel in diesem Revier dicht über dem Boden brüten wie die Feldschwirle. Sie baut aus Wurzeln, Halmen und Haaren ein napfförmiges Nest und lebt sehr versteckt. Erkennen kann man sie vor allem an ihrem Gesang, der stark an das Schwirren von Heuschrecken erinnert. Oben aus den Baumkronen ertönt dagegen schon seit Anfang März der kurze zweisilbige Ruf des Zilpzalp, dem der kleine olivbraune Vogel seinen volkstümlichen Namen verdankt. Auch der Hausrotschwanz gehört zu den ersten fliegenden Frühlingsboten, die sich im Buschwiesenquartier schon eingefunden haben. Ebenso hat Noack bereits Bluthänfling und Sumpfrohrsänger gesichtet. Er schätzt, dass schon in einer Woche die Schwalben aus dem Mittelmeerraum zurück kommen. Auch Nachtigall und Mönchsgrasmücke werden die heimischen Brutgebiete bald erreichen. „Spätheimkehrer“ sind dann Anfang Mai Kuckuck, Mauersegler und Pirol.
Letzterer bezieht sein Quartier alljährlich im Pappelwäldchen, aus dem bald wieder sein melodisches „Düdühlüoh“ ertönen wird. Im gelben Prachtkleid stolziert derweil schon der Goldammer am Feldrand umher. Doch sobald sich ein Jogger oder Radfahrer nähert, verschwindet er unter Büschen. Der Goldammer ist der einzige Vogel, der auch noch im Hochsommer singt. Wieviele Jahre hier noch der Frühling aus Büschen und von Bäumen Spaziergängern entgegen schallen wird, sei davon abhängig, wie viel Raum man der Natur lasse, meint Noack. Er befürchtet bereits, dass das Paradies bald von Straßen zerschnitten wird.
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