Potsdam-Mittelmark: Ungenügende Strahlkraft
Teltower Stadtverordnete lehnen Solarpark auf Ruhlsdorfer Ackerfläche ab
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Teltow - Noch vor zwei Wochen sah es so aus als würden sich in Teltows Stadtparlament genügend Befürworter für einen Solarpark auf Ruhlsdorfer Ackerflächen finden (PNN berichteten). Doch am Mittwoch in der Sitzung der Stadtverordneten stimmten nur die CDU-Fraktion und Reinhard Frank von der Linkspartei für das Projekt.
Was letztlich den Stimmungsumschwung bewirkte, war nach der vorausgegangenen Debatte schwer nachzuvollziehen. Denn viele der vorgebrachten Argumente waren nicht neu und konnten durch Planer Wolfgang Köhn erst kürzlich bei der Präsentation des Solarpark-Konzeptes in Ruhlsdorf widerlegt werden. So ist noch immer Hauptargument die Befürchtung, dass neben dem Solarpark weitere Gewerbestandorte entstehen könnten. Vor allem das Bestreben der Großbeerener Nachbarn, ihr Güterverteilzentrum in Richtung Ruhlsdorf zu erweitern, nährt solche Ängste. Aus Sicht von Ruhlsdorfs Ortsbürgermeister und SPD-FraktionschefBerndt Längrich ist der Solarpark eine gewerbliche Maßnahme und wäre somit ein Startschuss mit Folgen. Dass es sich jedoch lediglich um eine Ausweisung als Sondergebiet für einen begrenzten Zeitraum handeln würde, will Längrich nicht gelten lassen. Ebenso nicht, dass die 27 Hektar Acker, auf denen die Solarpaneele aufgestellt werden sollten, als Schutzschild wirken würden, da der Platz ringsum für weitere Gewerbeflächen nicht ausreichen würde.
Allerdings wurde den Bedenkenträgern in der Sitzung von CDU-Fraktionschef Erhard Wigand auch vorgewurfen, dass sie nur Ängste schüren. „Stellen Sie doch nicht das Licht unserer eigenen parlamentarischen Hoheit unter den Scheffel“, erinnerte Wigand daran, dass esd einzig in der Beschlusshoheit des Stadtparlamentes liege, ob hinter Ruhlsdorf ein weiterer Gewerbestandort entsteht. Zum Einwand der BIT-Fraktion, es gebe zurzeit gar keine Solarpaneele, erklärte Wigand, dass dieses Problem der Planer selbst lösen müsse.
Widersprochen wurde auch der Behauptung, der Naturschutzbund (NABU) hätte sich negativ zu dem Vorhaben geäußert. Das Gegenteil sei der Fall, verwies Eberhard Adenstedt (CDU/Grüne) auf ein Schreiben des NABU, aus dem ausdrücklich hervorginge, dass sich die Maßnahme im Einklang mit den Vorstellungen des NABU befinde. Vergeblich appellierte Adenstedt, dass Teltow mit dem Solarpark auch andere Kommunen inspirieren könnte. Erfolglos war auch Reinhard Franks Mahnen, dass ein energiehungriges Land wie Deutschland nicht nur über Alternativen reden sollte, sondern handeln müsste und dass auch auf lokaler Ebene. Doch dafür sah FDP-Vertreter Eberhard Derlig keinen Anlass, vielmehr sollte „der Staat mit positivem Beispiel vorangehen“. Einer seiner Vorschläge dazu lautete: die Dächer der Haftanstalt, die demnächst im Nachbarort gebaut wird, mit Solarpaneelen zu bestücken. Auch Linke-Fraktionschefin Petra Nicksch-Kasdorf meinte, ihre Fraktion könne sich nicht vorstellen, dass die ausgesuchte Fläche in Ruhlsdorf die einzige Alternative sei.
Erstaunlich zurückhaltend verhielt sich Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) in der Diskussion. Er riet davon ab, dem BIT-Antrag einer geheimen Abstimmung zu folgen, da das Thema von großer Tragweite sei. Schmidt selbst stimmte gegen das Solarprojekt. Nach PNN-Informationen sucht der Bürgermeister bereits nach neuen Flächen für einen Solarpark. Eine Option soll ein ehemaliges Teltower Industriegelände sein.
Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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