
© Andreas Klaer
Zwischen Spurensuche und Erinnerungen: Jugendgeschichtsmesse im Brandenburg-Museum
Zum 20. Mal blickt die Jugendgeschichtsmesse auf die lokale Geschichte der letzten 100 Jahre. Kinder und Jugendliche aus Potsdam und Brandenburg stellen am Samstag ihre Projekte vor.
Stand:
Wie lebte Kaiser Wilhelm II. im Neuen Palais in Potsdam und wie kann der Opfer des Nationalsozialismus in Brandenburg gedacht werden? Mit diesen und vielen weiteren historischen Fragen setzen sich Jugendliche in außerschulischen Projekten auseinander, die von lokaler Geschichtsforschung bis hin zu kreativer Erinnerungskultur reichen. Bei der alljährlichen Jugendgeschichtsmesse am 15. November stellen sie ihre Erkenntnisse vor.
Zu ihrem 20-jährigen Jubiläum findet die Jugendgeschichtsmesse in der Gewölbehalle des Brandenburg-Museums am Neuen Markt statt. Elf teilnehmende Jugendgruppen haben sich in Archiven auf geschichtliche Spurensuche begeben, Gedenkstätten besucht und mit Zeitzeugen und -zeuginnen gesprochen. Sie alle kommen am Samstag von 11 bis 16 Uhr zusammen, präsentieren ihre Forschungsergebnisse und gehen in den Austausch mit Besuchenden.
Von Wannseekonferenz bis Einhorn-Ausstellung
Aus Potsdam wird die Johanniter-Jugend ihr Projekt #GeradeJetzt vorstellen, das in dem Programm „Zeitsprünge“ entstanden ist. Im Rahmen dessen haben die Jugendlichen historische Orte der Landeshauptstadt erkundet und die Ereignisse, die dort stattgefunden haben, erforscht. Von der Kaiserfamilie im Neuen Palais über die Geschichte der Garnisonkirche zur Zeit der Nationalsozialisten bis hin zum Haus der Wannseekonferenz, in der die „Endlösung der Judenfrage“ besprochen wurde. Die Forschungsergebnisse, Bilder und Videoaufnahmen werden auf der Messe zu sehen sein.
Eine andere geschichtliche Richtung haben die Bücherkinder aus Brandenburg an der Havel eingeschlagen. Sie haben die aktuelle Einhorn-Ausstellung des Museums Barberini in Potsdam aufgegriffen und sich mit der Mythologie und Kunstgeschichte des beliebten Wesens auseinandergesetzt. Dabei betrachten sie das Tier „als Spiegel gesellschaftlicher Werte und Fragen von heute“, sagt der Landesjugendring.
Mit dem landesweiten Projekt „re<<member“ erinnern Jugendliche an NS-Verbrechen in Brandenburg. Es geht um lokale Geschichten, Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung. Im Rahmen des Projektes wurden unter anderem mit einer „Flatterbandaktion“ Orte nationalsozialistischer Verbrechen markiert und sichtbar gemacht – in Potsdam-Babelsberg erinnert ein Band an der Geschichtswerkstatt „Rotes Nowawes“ an das ehemalige Zwangsarbeitslager der Universum Film AG (UFA). Auch das Areal am Aradosee in der Teltower Vorstadt, wo die Arado-Flugzeugwerke ihren Sitz hatten, wurden von den Jugendlichen als ein solcher Ort markiert. Hier mussten zwischen 1943 und 1945 mehr als tausend Menschen Zwangsarbeit leisten.
Eine Plattform für Geschichtsinteressierte
„Seit zwei Jahrzehnten bietet die Jugendgeschichtsmesse jungen Menschen eine Bühne, um ihre eigenen Zugänge zur Geschichte zu zeigen. Was 2005 mit den ersten engagierten Jugendgruppen begann, ist heute eine landesweit bekannte Plattform für historisch-politische Bildungsarbeit“, so der Landesjugendring in einer Mitteilung.
Am Samstag werden neben den Kindern und Jugendlichen auch Hendrik Fischer, Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg, und Andreas Büttner, Beauftragter zur Bekämpfung des Antisemitismus in Brandenburg erwartet. Zudem werden Angelika Meyer, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, sowie Silvana Hilliger für die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD) vor Ort sein.
Die Türen und das Wissen der Messe stehen allen offen: Nicht nur Schülerinnen und Schüler, Jugendgruppen und Forschende sind willkommen, alle Geschichtsinteressierte jeden Alters sind dazu eingelanden, sich den vielfältigen Forschungsprojekten zu widmen. Der Eintritt ist kostenlos, um eine vorherige Anmeldung unter ljr-brandenburg.de wird gebeten.
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