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Sport: ...Favorit sein dagegen sehr

Hertha BSC tut sich gegen Mitaufsteiger FC Augsburg schwer und muss mit dem 2:2 noch zufrieden sein

Berlin - Es wurde nicht der ganz große Fußballnachmittag, den sie sich erhofft hatten bei Hertha BSC. Böse formuliert ließ sich am Sonnabend beim Spiel gegen den FC Augsburg feststellen: Wenn die Erwartungen wachsen, schrumpft Hertha. Das war am ersten Spieltag beim 0:1 gegen Nürnberg so und das war nun beim 2:2 (0:1) gegen Mitaufsteiger Augsburg nicht anders. 48 385 Zuschauer im Olympiastadion sahen eine Berliner Mannschaft, die sich nach den Siegen gegen Stuttgart und in Dortmund in der Rolle des Favoriten trotz spielerischer Überlegenheit schwer tat und daher auch nicht zum dritten Erfolg hintereinander kam.

Natürlich waren die Spieler von Hertha BSC nach dem Spiel enttäuscht, schließlich war ihnen das große Ding nicht gelungen. Drei Siege in Serie – was wäre das eine Bilanz für einen Aufsteiger gewesen? Herthas Kapitän Andre Mijatovic sagte: „Wir haben gewusst, was auf uns zukommt.“ Aber irgendwie habe seine Mannschaft mit den kompakten Augsburgern nicht umgehen können. Außer in einer kurzen Phase in der zweiten Halbzeit, als Hertha zwei Tore innerhalb von elf Minuten gelangen. „Da haben wir mit sehr viel Euphorie gespielt“, sagte Mijatovic. Aber mit elf Minuten Euphorie gewinnt man eben nicht jedes Bundesligaspiel.

Markus Babbel hatte zuvor gesagt, dass er „sehr gespannt“ darauf sei, wie seine Mannschaft mit der neuen Lage umgehen würde. Schließlich sahen sich die Berliner in einer in dieser Saison noch nicht erlebten Rolle. Erstmals trat Hertha seit dem Aufstieg in die Bundesliga als Favorit an, Aufsteiger Augsburg war ja noch erfolglos in der neuen Klasse. Doch eine Halbzeit lang sah Babbel eine Reaktion seiner Mannschaft, die er nicht hatte sehen wollen. Die Berliner gingen unsicher an die Aufgabe, das Spiel gestalten zu müssen.

Hertha musste ohne den erkälteten Adrian Ramos auskommen, der Kolumbianer hätte im ersten Durchgang allerdings auch kaum etwas ausrichten können, denn es landete lange Zeit nicht ein konstruktiver Berliner Pass in der Augsburger Hälfte. Die Schwaben sahen die Zauderei der Berliner dann nach 20 Spielminuten als Einladung zum Mitspielen an und kamen schnell zum 1:0. Aus Nahdistanz drückte Hajime Hasogai den Ball nach einer verlängerten Ecke über die Linie. Dabei stand der Torschütze völlig frei.

Die Berliner reagierten auf den frühen Gegentreffer schon Ende der ersten Halbzeit engagiert. Aber erst mit Beginn der zweiten Halbzeit klappte es mit den Treffern. Vom Anstoß weg demonstrierte Hertha zuvor nicht gesehene Entschlossenheit. Ein langer Pass von Patrick Ebert, ein Schuss von Christian Lell an den Augsburger Innenpfosten, der Ball sprang ins Tor, und es stand nach 19 Sekunden 1:1.

Hertha drängte weiter, die Augsburger wirkten irritiert. Sankoh vertändelte den Ball den Ball am eigenen Strafraum gegen Pierre-Michel Lasogga, dessen Pass landete bei Tunay Torun. Der erzielte mit einem Flachschuss seinen zweiten Saisontreffer. Die Berliner hatten das Spiel gedreht, aber nicht gewonnen: Augsburg kam recht unvermittelt zum Ausgleich durch Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der den Ball aus Nahdistanz ins Berliner Tor schieben durfte.

Was danach passierte, war wenig aufregend. In der Schlussphase wirkten die Berliner Spieler zu erschöpft, um noch etwas zu bewegen. Der Augsburger Sebastian Langkamp sah nach einem angeblichen Foul an Raffael zwar noch die Rote Karte, doch das war es dann. „Nach Herthas 2:1 hatte ich gefürchtet, dass die Berliner nachlegen. Doch da ist ja nichts passiert“, sagte hinterher der Augsburger Trainer Jos Luhukay. Sein Berliner Kollege war trotzdem nicht unzufrieden. Die Augsburger Tore seien „bitter“ gewesen, denn er könne sich sonst an keine Augsburger Torchance erinnern. „Aber mit einem Punkt können wir nach so einem Spiel auch zufrieden sein.“

Wenn Hertha am kommenden Sonntag beim Auswärtsspiel in Bremen wieder defensiver spielen kann, wird es für die Berliner vielleicht wieder einfacher. Denn in der Rolle des Außenseiters fühlt sich Hertha wohler als in der des Favoriten. Das wurde am Sonnabend deutlich.

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