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Sport: ...Holland noch nicht ganz

Ein 1:3 gegen Italien beendet van Bastens Erfolgsserie

Das letzte Aufbäumen erlahmte eine Viertelstunde vor Schluss. Nach einer elend langen Periode des kollektiven Schweigens fingen die Fans in der Südkurve plötzlich an zu singen: „Steht auf, wenn ihr für Holland seid.“ Niemand stand auf. Niemand sang mit. Mattheit hatte die Amsterdam-Arena erfasst, und wieder einmal bestätigte sich, dass die orange Masse, die die Länderspiele der holländischen Elf verfolgt, eine Art verwöhntes Theaterpublikum ist, das in erster Linie unterhalten werden möchte. Beim 1:3 gegen Italien wurde dieser Wunsch am Samstagabend nur bedingt erfüllt.

Dabei hatten die 49 000 Zuschauer vor der Pause ein munteres Spiel gesehen, das zunächst den erhofften Verlauf zu nehmen schien. In der 38. Minute schoss Ryan Babel die Niederlande in Führung. Doch nur drei Minuten später gelang Alberto Gilardino der Ausgleich, und in der Nachspielzeit der ersten Hälfte lenkte Ron Vlaar den Ball zum 1:2 ins eigene Netz. Der 20 Jahre alte Verteidiger von AZ Alkmaar leistete auch beim 1:3 seinen Beitrag, als es ihm trotz heftiger Umarmung nicht gelang, Italiens Topstürmer Luca Toni aufzuhalten.

Innerhalb von zehn Spielminuten hatten die Holländer so viele Gegentore kassiert wie in der gesamten WM-Qualifikation, und Ron Vlaar war in seinem zweiten Länderspiel zur Symbolfigur für die Niederlage geworden – wie einst Robert Huth bei den Deutschen. „Das war ein Abend, an dem er eine Menge gelernt hat“, sagte van Basten.

Es war auch ein Abend, an dem sich zeigte, dass die 1c-Besetzung der Niederlande nicht für die großen Herausforderungen taugt. Van Basten, der Ellery Cairo von Hertha BSC neunzig Minuten lang auf der Ersatzbank sitzen ließ, musste aus seiner Stammelf auf van Nistelrooy, Robben und Boulahrouz verzichten, dazu fehlten van Persie, van Bommel und Sneijder.

Gegen eine routinierte Mannschaft vom Format der Italiener stoßen die jungen Niederländer dann derzeit noch an ihre Grenzen. „Selbst kleine Fehler strafen sie direkt ab“, sagte Marco van Basten. Für den Lernprozess seines Teams könnte dies eine wichtige Erfahrung sein. Jedenfalls hatte der Bondscoach „kein Problem mit der Niederlage“, der ersten im siebzehnten Länderspiel unter seiner Verantwortung.

Auch die Spieler registrierten das Ende ihrer Erfolgsserie erstaunlich gelassen. Rafael van der Vaart vom Hamburger SV sagte: „Sonst gehst du ungeschlagen zur Weltmeisterschaft, verlierst dreimal und bist raus.“

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