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Sport: „… sonst hätten wir gewonnen“

Lutz Hangartner (62) trainiert die deutsche Studentenauswahl – mit beachtlichem Erfolg. Gegen Ekuador verlor das Team in einem WM-Testspiel nur knapp mit 3:4. Dabei muss Hangartner für die wenigen Spiele im Jahr das Team immer neu zusammensuchen. Der Teamchef verrät, wie Ekuador zu knacken ist.

Herr Hangartner, Ihre Studentenauswahl unterlag dem deutschen Gegner Ekuador nur knapp mit 3:4. Bei der WM dagegen trumpfen die Südamerikaner ganz schön auf.

Ich war überrascht, welche Probleme Ekuador mit unseren Dritt- und Viertligaspielern hatte. Immerhin spielten sie bis auf Topstürmer Delgado mit der Stammelf. Ich dachte nach dem Spiel nie, dass sie ins Achtelfinale kommen.

Ekuador zeigt sich spielstark, mit technisch versierten Spielern. Täuscht der Eindruck?

Sie versuchen, sich Platz zu schaffen für ihr technisch anspruchsvolles Spiel. Mit unserem Pressing hatten sie jedoch Probleme. Wenn die DFB-Elf die Räume eng macht und Zweikämpfe sucht, mache ich mir keine Sorgen.

Konnten Ihre Studenten körperlich dagegenhalten?

Natürlich ist Ekuador nicht mit 100 Prozent in die Zweikämpfe gegangen. Und unsere Spieler sind ja auch größtenteils Vertragsamateure, die durchtrainiert sind. Das Problem war eher, dass wir kaum wechseln konnten. Ich berufe immer nur 16 Spieler. Gegen Ende des Spiels ging unserem Team die Puste aus, während Ekuador ständig wechselte. Sonst hätten wir vielleicht gewonnen. Das 4:3 fiel zwei Minuten vor Schluss.

… und wie erklären Sie sich die Siege gegen Polen und Costa Rica?

Das hätte ich nicht gedacht. Costa Rica ist sicher schwächer, aber von Polen bin ich enttäuscht. Deutschland muss aufpassen, dass die starken Einzelspieler nicht ins Spiel kommen.

Sie meinen die rechte Seite, alle Tore fielen bislang über rechts …

De la Cruz und Mendez sind wirklich stark. Sofern De la Cruz spielt, kann es über rechts brenzlig werden. Grundsätzlich fällt Ekuador nach dem Kurzpassspiel im Mittelfeld oft nur der lange Ball auf Delgado ein. Das ist durchschaubar.

Ekuador kassierte bei der WM noch kein Gegentor. Ihre Jungs schossen drei Tore. Was ist das Rezept?

Die Abwehr galt im Vorfeld als kopfballstark. Und dann macht Torge Hollmann zwei fast identische Kopfballtore – beide nach Ecke von rechts. Auch der Torwart Mora ist für Fehler gut. Bei der WM wurde er bislang kaum gefordert.

Wie muss man sich die Studentenmannschaft vorstellen? Wie stellen Sie das Team zusammen?

In der Ober- und Regionalliga spielen viele Studenten. Wichtig sind die Deutschen Hochschulmeisterschaften, die wir aufmerksam verfolgen. Viele Tipps kommen auch über Mundpropaganda.

Wie oft spielen Sie, gibt es hartes Training?

Überhaupt nicht. Das Spiel gegen Ekuador war das erste Spiel dieses Jahr, in der Regel sind es eine Hand voll Partien. 2004 machten wir eine Reise nach Afrika, spielten gegen Namibia 1:1 und schlugen Lesotho 2:0.

… und das Training? Laktattests, Gummibänder, Taktiktische?

Wir trafen uns am Vorabend des Spiels gegen Ekuador, hatten morgens eine Trainingseinheit. Wichtiger ist die Atmosphäre. Die ist immer außergewöhnlich gut.

Die Studenten spielen gerne fürs Land – bekommen sie auch eine Hymne?

In der Regel schon, gegen Ekuador komischerweise nicht. Ich weiß nicht warum. So stringent ist es eben doch nicht organisiert.

Das Gespräch führte

Stefan Tillmann.

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