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Sport: … und am Ende spielt immer Malik Fathi

Der U-21-Nationalspieler ist bei Hertha BSC schon in seinem zweiten Profijahr eine feste Größe

Berlin - In den Weihnachtsferien hat Malik Fathi durch die Boulevardpresse von einem neuen Angriff auf seinen Stammplatz erfahren. Der Brasilianer Gilberto, der bei Hertha BSC die linke Seite in der Offensive besetzt, hatte von seinem Trainer Falko Götz gefordert, auf der Position von Malik Fathi in der Viererkette spielen zu dürfen. Gilberto glaubt, dadurch seine Chancen in der brasilianischen Nationalmannschaft deutlich zu verbessern. Für Götz kam die Initiative des Brasilianers nicht überraschend. „Gilberto hat das auch schon in der Vorrunde angesprochen“, sagt er. „Ich habe trotzdem Malik spielen lassen.“

So ist es meistens. Immer wieder gibt es neue Kandidaten für den Platz hinten links in Herthas Abwehr – doch am Ende spielt immer Malik Fathi. Gilbertos Versuch war nicht der erste Angriff, den Fathi erfolgreich abgewehrt hat. Beim Saisonstart war es noch Michael Hartmann, der den Platz in der Viererkette besetzte. Den ehemaligen Nationalspieler hat Fathi inzwischen verdrängt. Hartmann könnte Hertha auf der Stelle verlassen, wenn er denn einen anderen Verein fände. Fathis neuester Konkurrent heißt Dennis Cagara. „An ihm werden wir noch viel Spaß haben“, sagt Götz über den dänischen Junioren-Nationalspieler. Doch am Mittwoch, beim 3:2 im Test gegen Anderlecht, hat Fathi 90 Minuten durchgespielt. Cagara saß 90 Minuten lang auf der Bank.

Fünfzehn Bundesligaspiele hat Fathi in der Hinrunde bestritten, so viele wie kein anderer Verteidiger bei Hertha. Im gesamten Jahr 2004 kam er 28-mal zum Einsatz, nur Christian Fiedler, Marcelinho und Josip Simunic spielten häufiger. Diese Entwicklung war vor einem Jahr nicht unbedingt abzusehen bei jemandem, der zuvor lediglich eine Viertelstunde in der Bundesliga gespielt hatte. „Für das erste Profijahr war das schon ziemlich turbulent“, sagt Fathi.

Erstaunlicherweise hat er gerade von den widrigen Umständen bei Hertha profitiert. Als Hans Meyer vor einem Jahr in höchster Abstiegsnot Trainer des Fußball-Bundesligisten wurde, hat er noch verkündet, dass die jungen Spieler es in dieser Situation nicht leicht haben würden, in die Mannschaft zu kommen. Am Ende waren es gerade die Nachwuchskräfte, die sich erfolgreich behaupteten und einen großen Anteil an Herthas Verbleib in der Bundesliga hatten. „Wir sind da unbefangen reingegangen“, sagt Fathi.

Der U-21-Nationalspieler scheint zudem in jeder Phase seiner Entwicklung den richtigen Trainer gehabt zu haben. Unter Huub Stevens fand er Anschluss an die Stammelf. Mehrmals gehörte er dem Kader für die Bundesligaspiele an, eingewechselt wurde er jedoch nur einmal – in Wolfsburg, beim Stand von 0:3. Trotzdem sagt Fathi über Stevens: „Er hat mir das Gefühl gegeben: Ich bin nicht schlechter als die anderen.“ Bei Meyer kam er dann regelmäßig zum Einsatz, und jetzt unter Götz, darf er sich als echter Stammspieler fühlen. Herthas Trainer bezeichnet Fathi sogar als Beispiel für die jungen Spieler, weil er sich permanent mit seiner Situation auseinander setze: „Er nimmt die Dinge an, die man ihm sagt.“

In der Öffentlichkeit wird Fathis Entwicklung jedoch eher beiläufig registriert. Richtig aufgefallen ist er eigentlich nur, als er sich vor einem Jahr Rastazöpfe in die Haare hatte flechten lassen und sich dafür einen Verweis von Hans Meyer einhandelte. Damals ist der falsche Eindruck entstanden, Fathi neige wie viele Spieler seines Alters zu frühem Übermut. „Es ging nicht darum zu zeigen: Hier kommt ein neuer Weltstar“, sagt er. Rastazöpfe habe er auch schon mal gehabt, als er noch bei den Amateuren spielte. Fathi zeichnet sich – im Gegenteil – sogar durch eine realistische Einschätzung seiner Fähigkeiten aus. Der Sinn fürs Praktische zeigt sich auch in seinem Spiel. „Er hat seine Stärken in der Defensive“, sagt Götz. „Aber wir wollen ihn dahin bringen, dass er auch seine offensiven Qualitäten entwickelt.“

Bisher praktizieren Fathi und Gilberto auf der linken Seite eine klare Aufgabenteilung: Gilberto übernimmt den offensiven Part, Fathi den defensiven. Doch nur mit einem überzeugenden Offensivspiel würde Fathi wohl jenes Aufsehen erregen, das ihn zu einem Kandidaten für die Nationalmannschaft macht. Dass es mit einer Berufung recht schnell gehen kann, hat Fathi bei der U 21 festgestellt. Aus seinem Jahrgang sind inzwischen Philipp Lahm, Robert Huth, Moritz Volz, Christian Schulz, Per Mertesacker und Christian Pander zur A-Nationalmannschaft eingeladen worden. Sollte dies auch Fathi gelingen, „dann hätte er es mit Sicherheit verdient“, sagt Falko Götz. Fathi selbst rechnet nicht unbedingt mit einer schnellen Berufung. „Aber die Vorstellung ist nicht mehr weit entfernt.“

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