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Schalkes Torhüter Manuel Neuer sichert den Ball vor Dortmunds heranstürmendem Lucas Barrios.

© dpa

0:0 im Derby: Dortmund gegen Neuer und den Pfosten

Ausgerechnet im Ruhrpott-Derby kommt Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund nicht über ein ärgerliches 0:0 hinaus. Schalke kann sich bei Torwart Neuer bedanken.

Die Abneigung der Fans von Borussia Dortmund gegen den FC Schalke 04 kennt verschiedene Erscheinungsformen. Es gibt die Abneigung gegen normale Schalker, gegen eingefleischte Schalker und gegen Schalker, die einmal Dortmunder waren so wie Christoph Metzelder. Der Innenverteidiger des S04 bekam gestern Abend im ausverkauften Dortmunder Stadion den meisten Unmut ab. Manuel Neuer, Blau-Weißer qua Geburt, erging es kaum besser, und der Torhüter hat gestern wenig getan, um seine Sympathiewerte in Dortmund zu verbessern. Neuer hatte entscheidenden Anteil daran, dass die Schalker dem Tabellenführer der Fußball-Bundesliga ein 0:0 und damit einen Punkt abtrotzten.

Dabei hatte der Tag für die Dortmunder eigentlich gut angefangen. Gleich fünf Borussen waren von Bundestrainer Joachim Löw ins Aufgebot für das Länderspiel gegen Italien am Mittwoch im eigenen Stadion berufen worden. Und die Dortmunder begannen mit der Selbstverständlichkeit eines ungefährdeten Tabellenführers. In der Anfangsphase zerlegten sie den FC Schalke in seine Einzelteile wie ein erfahrener Küchenchef einen Truthahn: Da saß jeder Griff. Es war allein Neuer, der Schalke vor einem frühen Rückstand bewahrte. Drei Mal rettete er gegen frei vor ihm stehende Dortmunder, zunächst gegen Mario Götze, dann zwei Mal gegen Jakub Blaszczykowski. Kurz vor der Pause musste der Nationaltorhüter einmal nicht eingreifen, als Lucas Barrios, bedrängt von Christoph Metzelder, den Ball knapp am Tor vorbei setzte.

Von den Schalkern kam erst einmal – nichts. Ihre einzige Gelegenheit entsprang dem Zufall. Ein als Flanke gedachter Freistoß des Spaniers Jurado, der diesmal wieder in der Startelf stand, flog an allen Mitspielern vorbei und ging nur knapp neben dem Pfosten ins Tor-Aus. Schalke hatte der Wucht der Dortmunder in der ersten Halbzeit wenig entgegenzusetzen. Das galt auch für den Ghanaer Anthony Annan, den Felix Magath erst in dieser Woche verpflichtet hatte und der gleich in der Startformation stand. „Spritzig, ballsicher und aggressiv“ hatte Magath den 24-Jährigen im Training erlebt und ihm zugetraut, das defensive Mittelfeld der Schalker abzudichten. Annan verfügt in der Tat über gute Anlagen, zeigte aber auch, dass er sich vor allem noch an die Intensität der Bundesliga gewöhnen muss. Manchmal wirkte der Ghanaer doch ein bisschen sorglos, ja fast naiv, etwa als er seinen Gegenspieler am eigenen Strafraum überlupfen wollte und auf diese Weise die Borussen in Ballbesitz brachte.

Annan war es auch, der dem BVB nach der Pause den ersten gefährlichen Konter ermöglichte. Mit einem läppischen Zuspiel brachte er Metzelder derart in Bedrängnis, dass der schließlich den Ball verlor – und dann ging es ganz schnell. Wieder aber verfehlte Barrios das Schalker Tor. Kurz darauf kam der Stürmer aus Paraguay dem Ziel schon ein wenig näher. Nach einer Hereingabe von Blaszczykowski war er einen Schritt schneller als Benedikt Höwedes, setzte den Ball aber an den Pfosten.

Das Geschehen auf dem Feld korrespondierte zumindest zu Beginn der zweiten Hälfte bestens mit der flirrenden Atmosphäre auf den Rängen – weil die Schalker nicht mehr ganz so deutlich abfielen wie vor der Pause. Sie bekamen nun mehr Struktur in ihre Offensive, und in der 56. Minute, unmittelbar nach Barrios’ Pfostenschuss, erspielten sie sich sogar eine gute Chance: Es war ihre erste überhaupt. Jefferson Farfan aber lenkte den Ball nach einer Hereingabe von Lukas Schmitz über das Dortmunder Tor.

In dem Maße, in dem die Schalker sich befreiten, büßte der BVB seine Dominanz ein. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp reagierte, brachte für Kevin Großkreutz mit Robert Lewandowski einen zweiten ausgebildeten Stürmer, der in dieser Saison bereits vier Jokertore erzielt hat. Das fünfte verhinderte Manuel Neuer – wer sonst? Nach einem Pass in die Schalker Hälfte eilte er weit aus seinem Tor, warf sich Lewandowski entgegen und wehrte den Ball mit der Brust ab. Fünf Minuten vor Schluss aber war auch Neuer geschlagen. Mario Götze hatte ihn geschickt umkurvt, Schalkes Torhüter lag auf dem Boden, das Tor war leer – doch Götze traf nur den Pfosten.

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