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VfL Bochum - Hertha BSC Berlin

© dpa

0:1 in Bochum: Hertha kriegt die Krise

Berliner Fehlstart in die neue Saison: Am dritten Spieltag muss Hertha BSC die zweite Auswärtsniederlage hinnehmen. 0:1 endet das Spiel beim VfL Bochum. "Wir waren zu passiv“, analysiert Trainer Lucien Favre selbstkritisch.

Waleri Domowtschiski wird den gestrigen Sonntag so schnell nicht vergessen. Eineinhalb Jahre steht der 23 Jahre alte Bulgare bei Hertha unter Vertrag, doch noch nie hatte er das Vergnügen, in der Startelf des Fußball-Bundesligisten zu stehen. Beim Auswärtsspiel in Bochum war es nun endlich soweit. Es sollte allerdings ein zweifelhaftes Vergnügen werden. Er kam so gut wie gar nicht ins Spiel, was stellvertretend war an diesem sonnigen Nachmittag für die gesamte Mannschaft aus Berlin. Hertha enttäuschte. Vor 18.853 Zuschauern unterlag der Gast aus Berlin dem VfL Bochum verdient mit 0:1 (0:0). „Wir haben nicht gut gespielt. Das war heute zu wenig, wir waren zu passiv“, sagte Trainer Lucien Favre.

In der Meisterschaft ist es am dritten Spieltag nun schon die zweite Auswärtsniederlage. Angesichts der Niederlage am vorigen Donnerstag in der Qualifikation zur Europa League in Kopenhagen kann man nicht einmal mehr von einer kleinen Ergebniskrise sprechen. Der Vierte der Vorsaison hat einen Fehlstart hingelegt und befindet sich in einer handfesten sportlichen Krise.

Die Beförderung Domowtschiskis in die Startelf war das Ergebnis mehrerer Entwicklungen bei den Herthanern. Manch einer mag auch von einer Notlösung sprechen. Da den Berliner während des Sommers Spieler wie Andrej Woronin und Marko Pantelic abhanden gekommen sind, sie jüngst auch noch Amine Chermiti verliehen haben und der Rückkehrer Artur Wichniarek verletzt ist, verfügt Hertha nur noch über zwei Stürmer. Doch Raffael fand sich gestern zunächst nur auf der Ersatzbank wieder. Herthas Trainer Lucien Favre hatte Pal Dardai in die Elf zurückgeholt, der vor der Abwehr neben Cicero für Stabilität sorgen sollte. Gojko Kacar, der eigentlich im zentralen, defensiven Mittelfeld spielt, rutschte gestern vor auf jene Position zwischen Mittelfeld und Sturm, die für gewöhnlich Raffael bekleidet. Dass dieses Experiment eine Neuauflage erfährt, darf seit gestern arg bezweifelt werden.

Die Bochumer, bei denen Maltritz, Hashemian und Azaouagh fehlten, hatten speziell in der ersten Halbzeit ein deutliches Übergewicht in allen Belangen. Der VfL spielte flotter, war in den Zweikämpfen präsenter und auch spielerisch überlegen. „Wir haben heute ein leidenschaftliches Spiel meiner Mannschaft gesehen, Kompliment“, sagte Bochums Trainer Marcel Koller. Die Gastgeber hätten zur Pause klar führen müssen, doch insbesondere Stanislav Sestak und Kapitän Anthar Yahia vergaben beste Chancen kläglich. Die Berliner hatten dem so gut wie nichts entgegenzusetzen. Lediglich ein Schuss in der Anfangsphase von Cicero war dem Bochumer Tor halbwegs nahe gekommen. Die Hintermannschaft um Kapitän Arne Friedrich wirkte fahrig, und nach vorn besaßen so ziemlich alle Anspiele eine Unpässlichkeit, wie man sie selten bei den Berlinern in der Ära Favre zu sehen bekam. Herthas Spiel fehlte es an Struktur, Organisation und Leidenschaft.

Die Strafe dafür folgte allerdings erst im zweiten Abschnitt. Der war kaum eröffnet, da nutzte der Bochumer Innenverteidiger Yahia eine Freistoßchance. Sein Schuss setzte kurz vor Torwart Jaroslav Drobny noch einmal auf und sauste ins Netz. Nur 60 Sekunden später hatte Sestak, Bochums bester Stürmer, nach einer Ecke das 2:0 auf dem Kopf. Doch der Aufsetzer des Slowaken sprang über die Latte. Kurz darauf vergab auch Sestaks Sturmpartner Klimowicz per Kopf.

Hertha brauchte ein paar Minuten, um sich einigermaßen zu fangen. Favre schickte seine Ersatzspieler zum Warmlaufen. Zeitgleich setzte sich Patrick Ebert bei einem Verlegenheitskonter auf der rechten Seite durch. Seine flache Hereingabe erreichte Domowtschiski am langen Pfosten im Liegen. Bochums Torwart Heerwagen aber war zur Stelle. Es gab den ersten Eckball für die Berliner. Der VfL hatte zu diesem Zeitpunkt bereits acht. Anschließend brachte Favre Raffael für Maximilian Nicu ins Spiel.

Tatsächlich traten die Berliner etwas engagierter auf. Kacar ging auf seine eigentliche Position zurück, was allen gut tat. Anschließend verließ Domowtschiski das Feld. Für den glücklosen Bulgaren kam Lukasz Piszczek. Hertha entwickelte in der Schlussphase so etwas wie Druck, Tore aber fielen keine mehr.

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