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© dpa

0:7 gegen FCR Duisburg: DFB-Pokalfinale: Turbine Potsdam geht unter

Kurz nach dem Uefa-Cup-Triumph gewinnen die Spielerinnen des FCR Duisburg das DFB-Pokalfinale. Beim letzten Frauen-Endspiel in Berlin fertigen sie Turbine Potsdam mit 7:0 ab.

Der Wolkenbruch über dem Olympiastadion machte Duisburg noch schneller. Der glitschige Rasen war die perfekte Unterlage, um auf dem Bauch Richtung Fankurve zu schlittern. Klatschnass waren Duisburgs Fußballerinnen ohnehin schon, als sie zur kollektiven Rutschpartie ansetzten, um nur sechs Tage nach dem Gewinn des Uefa-Cups ihren 7:0 (2:0)-Triumph im DFB-Pokalfinale gegen Turbine Potsdam zu feiern. Turbines Trainer Bernd Schröder blieb derweil minutenlang auf der überdachten Trainerbank sitzen, um das Debakel zu verdauen. Er hatte sich als Werbung für den Frauenfußball viele Tore gewünscht, „ein 5:3 oder 5:4“.

Eine so einseitige Spielgestaltung zwischen dem Bundesliga-Dritten Duisburg und dem –Zweiten Potsdam hatte er dabei freilich nicht im Kopf gehabt. Fassunglos machte das Ergebnis Sieger wie Verlierer. „7:0, da fehlen einem die Worte“, sagte die zweifache Torschützin Inka Grings, die aus der Hand von Bundestrainerin Silvia Neid den Pokal entgegengenommen hatte. Potsdams Nationalspielerin Anja Mittag fand die Pleite „unvorstellbar, in der E-Jugend habe ich vielleicht mal so hoch verloren.“

Mittag hatte nach 18 Minuten eine riesige Chance ihres Teams zur Führung  eingeleitet. Nach ihrem Freistoß köpfte Babett Peter den Ball an den linken Innenpfosten, von dort aus  trudelte er zum rechten Innenpfosten, aber nicht hinter die Linie. Zehn Minuten später war der Ball doch im Netz, aber auf der anderen Seite: Fatmire Bajramaj, die künftige Potsdamerin, traf mit einem beherzten Linksschuss zum 1:0. Dass der Stadionsprecher bei ihrem Nachnamen die Buchstaben durcheinanderwarf und „Bajmaraj“ ins Mikrofon brüllte, dürfte sie weniger gestört haben als die Dopingprobe nach dem Spiel. Erst mehr als eine Stunde nach dem Abpfiff konnte sie zum Feiern in die Kabine. „So eine wie sie hat uns gefehlt“, sagte Bernd Schröder, „sie hat noch mal alles reingelegt, um zu zeigen, dass sie ein guter Fang ist.“

Mit Offensivfußball und herrlich herausgespielten Toren – Turbines Markenzeichen bei den Pokalsiegen 2004, 2005 und 2006 -  sicherte sich Duisburg im nur spärlich besetzten Olympiastadion den Titel. Annemieke Kiesel erhöhte noch vor der Pause auf 2:0, in der zweiten Halbzeit folgten zwischen der 47. und 53. Minute drei weitere Treffer von Kiesel, Femke Maes und Inka Grings. „Dann haben wir uns aufgegeben“, stellte Schröder lapidar fest. Erneut Grings und Alexandra Popp schossen die Tore Nummer sechs und sieben.

Für Duisburgs Trainerin Martina Voss schloss sich in Berlin der Kreis: 1985 erlebte sie das erste Frauen-Finale in Berlin als Spielerin. Als Duisburg und der FSV Frankfurt sich aufs Elfmeterschießen vorbereiteten, „liefen plötzlich die Männer des FC Bayern über den Platz“, erinnert sie sich im Stadionmagazin, „die hatten das gar nicht realisiert, dass wir noch nicht fertig waren.“ Ihr Team wurde nervös, Frankfurt gewann den Pokal.

Gestern, beim letzten Frauen-Endspiel in Berlin vor dem Umzug an einen noch unbekannten Ort, durfte sie doch noch jubeln – und sich nach Kritik aus der Liga und vom DFB in den letzten Tagen bestätigt sehen. Nach dem Uefa-Cup-Triumph gegen Perm vor mehr als 28 000 Zuschauern in Duisburg hatte Voss ein ersatzgeschwächtes Team zum Bundesliga-Nachholspiel zum Tabellenführer FC Bayern geschickt. Sie wollte lieber die Leistungsträgerinnen auf das Pokalfinale vorbereiten. Das Spiel, das mitentscheidend wird, ob Bayern oder vielleicht doch noch Potsdam Meister wird, fiel wegen Unwetters aus und wird am Dienstag nachgeholt. Fatmire Bajramaj will das Spitzenspiel unbedingt gewinnen – auch wenn sie damit ihrem künftigen Klub schaden könnte. Verdrängt Duisburg die Potsdamerinnen noch von Platz zwei, findet die Champions League in der kommenden Saison ohne Turbine statt. Und ohne Fatmire Bajramaj.

Helen Ruwald

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