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Update

1:0 gegen Borussia Dortmund: Hertha BSC: Gekonnt verteidigt, gekonnt gekontert

Hertha BSC überließ Borussia Dortmund weitgehend die Initiative und konzentrierte sich auf die Defensive. Die Taktik zahlte sich aus und Hertha BSC gewann nach einem Tor des früheren Dortmunders Julian Schieber mit 1:0

Bei Begegnungen mit Jos Luhukay bewegten sich die Spieler von Hertha BSC hart an der Grenze zur Gesundheitsgefährdung. Als erstes bekam das Jens Hegeler zu spüren, der gerade ein Interview mit dem Fernsehen beendet hatte. Zweimal knallte Luhukay ihm die Faust auf den Rücken, später erwischte der Holländer auch noch Peter Niemeyer und Julian Schieber. Und jedes Mal schlich sich von neuem ein Lächeln auf das Gesicht des Trainers von Hertha BSC. Die Erleichterung über den 1:0 (1:0)-Erfolg des Berliner Fußball-Bundesligisten gegen Borussia Dortmund war ihm deutlich anzusehen. Während der erschreckend schwache BVB durch die Niederlage auf einen Abstiegsplatz zurückfiel, hat Hertha BSC das Schlimmste erst einmal verhindert. „Das 1:0 ist für uns heute wie ein 6:0“, sagte Herthas Mittelfeldspieler Per Skjelbred.

Dass diese Begegnung die Gemüter derart bewegen würde, war bis kurz vor der Pause nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Bis dahin zeigten beide Mannschaften ein zum Gähnen langweiliges Fußballspiel – also genau das, was man erwartet, wenn der Fünfzehnte der Bundesliga-Tabelle den Vierzehnten empfängt. In der Kurve von Hertha BSC war vor dem Anpfiff ein Transparent zu sehen, das das aktuelle Unbehagen der Berliner Anhängerschaft dokumentierte: „Luhukay: Wo ist das System? Wie lautet das Konzept?“ Die Antwort gab sein Team auf dem Platz. „Der Plan war, die Null zu halten“, sagte Skjelbred. Das gelang Hertha BSC mit viel Leidenschaft, etwas Glück und dank Torhüter Thomas Kraft.

Hertha BSC zog sich zurück und wartete auf die Ballverluste von Borussia Dortmund

Beim Blick auf den Statistikbogen stellte Luhukay nach dem Spiel fest, dass der BVB in allen Kategorien vorne gelegen hatte, nur nicht bei den gewonnenen Zweikämpfen. „Es war eines der intensivsten Spiele, die ich als Fußballer erlebt habe“, sagte Herthas Stürmer Julian Schieber. „Das war eine tolle Mannschaftsleistung. Einer hat für den anderen gekämpft und wir haben wenig zugelassen.“ Die Berliner hatten sich weit zurückgezogen und sich voll und ganz auf die Defensive beschränkt. Verloren die Dortmunder mal den Ball, was ziemlich häufig passierte, versuchte Hertha BSC diesen so schnell wie möglich zu Schieber zu bringen – auf dass der irgendetwas damit anzufangen vermöge. Da dies selten der Fall war und Borussia Dortmund zu fehlerhaft spielte, tat sich vor beiden Toren lange so gut wie gar nichts. Hertha BSC brachte immerhin ein-, zweimal so etwas wie Ansätze zustande; die Dortmunder verzeichneten lediglich zwei Schüsse, die im American Football als Field Goals in die Wertung eingegangen wären.

Julian Schieber: Der früherer Dortmunder brachte Hertha BSC kurz vor der Pause in Führung

BVB-Trainer Jürgen Klopp musste schon nach einer halben Stunde den angeschlagenen Henrich Mchtarjan vom Feld nehmen. Jakub Blaszczykowski kam nach knapp elf Monaten Verletzungspause zu seinem Comeback in der Bundesliga. Doch der Pole war gerade fünf Minuten auf dem Feld, als ihm im Mittelfeld ein verhängnisvoller Ballverlust unterlief. Skjelbred schaltete um, bediente Schieber. Und nachdem der frühere Dortmunder Mats Hummels ins Leere hatte grätschen lassen, überrumpelte er mit einer Körpertauschung auch noch Sebastian Kehl und Torhüter Mitch Langerak und hob den Ball zu Herthas Führung ins Netz.

Es war der erste Torschuss überhaupt, den die Berliner im Dortmunder Strafraum abgegeben hatten. Mit dem zweiten wäre ihnen fast noch vor der Pause das 2:0 und damit vermutlich eine Vorentscheidung gelungen. Erneut überrumpelte Hertha BSC den BVB mit einem Konter; Roy Beerens hatte nur noch Langerak vor sich, scheiterte aber am großen Zeh von Dortmunds neuer Nummer eins.

Jürgen Klopp brachte zur zweiten Halbzeit mit Adrian Ramos einen zweiten Stürmer. Der frühere Berliner führte sich mit zwei Fehlpässen innerhalb der ersten Minute ein und spielte auch sonst eher unglücklich. Doch Dortmund wurde insgesamt etwas dominanter, war um mehr Dynamik bemüht und kam schließlich auch zu einigen Chancen. Herthas Torhüter Kraft rettete zweimal gegen Ciro Immobile, parierte einen Kopfball von Mats Hummels, sowie Fernschüsse von Schmelzer und Gündogan. Bei der besten Gelegenheit der Gäste fünf Minuten vor Schluss musste Kraft nicht eingreifen. Immobile köpfte den Ball aus vier Metern völlig unbedrängt am Tor vorbei. „Dieses Spiel hat uns alles abverlangt“, sagte Jos Luhukay. „Mental aber auch körperlich.“ Diesmal hatte sich die Anstrengung wenigstens gelohnt.

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