zum Hauptinhalt

1:0 im Spitzenspiel: Woronin schießt Hertha zum Sieg gegen Leverkusen

Berlin feiert das 1:0 über Leverkusen als glanzvollen Arbeitssieg und bleibt mit vier Punkten vorne. Der Traum von der Meisterschaft ist wieder ein Stückchen näher gerückt.

Berlin - Vor dem Spiel sangen „Die Atzen“ vor der Ostkurve „Hey, das geht ab – wir holen die Meisterschaft!“, die neue Hymne im Olympiastadion. Und nach dem Spiel tanzte auch die Mannschaft am Mittelkreis, sogar der zurückhaltende Trainer Lucien Favre wagte ein paar schüchtern-ungelenke Schritte, „ich habe mein Bestes gegeben, aber es war eine Katastrophe“. 58 753 Zuschauer machten an diesem grauen Märztag das graue Gemäuer zur Partyzone. Spätestens nach diesem 1:0 (0:0)-Sieg über Bayer Leverkusen am 24. Bundesligaspieltag gehen die Berliner auch bei den hartnäckigsten Zweiflern nicht mehr als Zufalls-Tabellenführer durch.

Wo soll da der Weg noch hinführen? Zum Alexanderplatz natürlich, auf den Balkon des Roten Rathauses, wo Klaus Wowereit so gern die Meisterfeier ausrichten möchte. „Mit dieser Ruhe kann man Meister werden“, meinte Leverkusens Trainer Bruno Labbadia, und auch sein Stürmer Patrick Helmes fand, „dass Hertha nicht zu Unrecht ganz oben steht“. Langsam wird es also ernst, für den Regierenden Bürgermeister und für Hertha BSC. Es war bereits der zehnte Heimsieg in Folge, und natürlich schoss Andrej Woronin wieder das Tor, diesmal in der 50. Minute mit ein wenig Glück und der Schulter, es war sein elfter Saisontreffer. Und das gegen seine alten Kollegen aus Leverkusen, die er vor eineinhalb Jahren verlassen hatte, um sein Glück in Liverpool zu machen. Gefunden hat er es nun als Leihspieler in Berlin.

Es war, so seltsam das klingt, ein glanzvoller Arbeitssieg. Denn die Tage, in denen Hertha BSC zumindest unterschwellig unterschätzt wurde, sie sind natürlich vorbei. Einen Tabellenführer nimmt jeder ernst. Für die Berliner hat das, mal abgesehen von der psychologischen Komponente, die unangenehme Folge, dass auch angriffslustige Mannschaften wie Leverkusen sich in ihrem Offensivdrang deutlich einschränken. Bayer dachte gar nicht daran, dem Gegner die Räume zu lassen, die der für sein schnelles, stringentes Konterspiel braucht.

Da im Gegenzug aber auch Hertha BSC nicht bereit war, vom bewährten Defensivstil zu lassen, entwickelte sich zunächst ein eher zurückhaltendes Spiel. Die Leverkusener bestimmten zwar das Geschehen, ohne dabei jedoch auf Kontrollmechanismen zu verzichten. Mit dieser Taktik fuhren sie gut, so gut, dass es schon in der ansonsten ereignisarmen ersten Halbzeit beinahe zur Führung gereicht hätte. Kapitän Simon Rolfes kam im Strafraum frei zum Kopfball, Herthas Verteidiger Rodnei ging dazwischen, allerdings mit der rechten Hand. Drei, vier Leverkusener Hände schnellten sofort zum Zeichen des Protestes hoch, doch Schiedsrichter Babak Rafati, mit bester Sicht auf den Tatort ausgestattet, ließ das Spiel weiterlaufen.

Auf der Gegenseite hätte der zuweilen etwas ungelenk wirkende Brasilianer mit dem anderen Ende eben jenes rechten Arms beinahe die Berliner Führung erzielt. Nach Woronins Flanke sprang Rodnei höher als alle Leverkusener, traf den Ball aber nicht mit dem Kopf, sondern mit der rechten Schulter. Nationaltorhüter René Adler schaute machtlos zu, wie der Ball denkbar knapp am Pfosten des Leverkusener Tores vorbei ins Aus flog.

Hertha übte sich diszipliniert in Zurückhaltung und wartete auf Chancen. Die erste kam gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit, als Raffael mit feiner Einzelleistung zwei Leverkusener stehen ließ, aber sein anschließender Flachschuss war zu unplatziert, als dass er Adler hätte in Verlegenheit bringen können. Aber es war das Signal, auf das Hertha gewartet hatte, und schon im nächsten Angriff brach der Bann.

Das Siegtor war Folge eines Spielzugs, der in seiner Stringenz und in seinem Tempo typisch ist für den neuen Berliner Stil. Raffael stiebitzte Castro im Mittelfeld den Ball, spielte weiter auf Woronin, dessen Zuspiel Maximilian Nicu fand. Der passte, wie im Training tausendmal geübt, in blindem Verständnis zurück zu Woronin. Adler klärte mit dem Fuß, schoss bei dieser Rettungsaktion aber gegen Woronins Schulter, von der der Ball ins Tor prallte.

Jetzt musste Bayer das Spiel öffnen, und endlich boten sich den Berlinern die Freiheiten, auf die sie so lange gewartet hatten. Und die Torchancen: Nicu und Raffael vergaben die besten, kurz vor Schluss legte Woronin aus bester Position allzu selbstlos auf den eingewechselten Domowtschiski zurück. So etwas kann sich rächen, gerade gegen eine spielstarke Mannschaft wie Leverkusen. Es war aber nicht Bayers Tag. Michael Kadlec zirkelte einen Freistoß knapp am Tor vorbei, Torjäger Helmes traf mit seinem einzigen (!) Torschuss das Außennetz – mehr war nicht. Und dann kamen „Die Atzen“. Hey, das geht ab! 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false