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Turbulenzen im Strafraum waren eher selten an diesem Abend in Gelsenkirchen.

© AFP

Update

1:1 gegen Irland in der EM-Qualifikation: Ausgleich in letzter Minute - Deutschland verspielt den Sieg

Die deutsche Nationalmannschaft tut sich gegen Irland lange schwer. Mitte der zweiten Halbzeit erzielt Toni Kroos endlich die Führung für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw, doch die hält nicht - weil der Gegner mit dem letzten Angriff den Ausgleich erzielt.

Joachim Löw setzte sich erst einmal hin. Er legte den Arm auf die Lehne und wischte sich kurz über die Nase. Die Nachspielzeit im EM-Qualifikationsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Schottland war schon fast vorüber, als Bundestrainer Löw und sein Team drei Tage nach der Niederlage gegen Polen den nächsten Schlag wegstecken mussten. Mit der letzten Aktion des Spiels kamen die Iren in der Schalker Arena noch zum überraschenden 1:1 (0:0)-Endstand. John O’Shea war in der Mitte einen Tick eher am Ball als Deutschlands Innenverteidiger Mats Hummels und traf zum überraschenden Ausgleich.

Schon das Warmschießen eine halbe Stunde vor Spielbeginn hatte beim Zuschauer eine unangenehme Vorahnung hinterlassen. Denn das, was die deutschen Spieler da boten, wirkte ein bisschen wie eine Schnellfassung des jüngsten Auftritts in Warschau. Bei der 0:2-Niederlage am Samstag hatte das Team von Joachim Löw 28 Mal aufs Tor geschossen, ohne ein einziges erzielen zu können. Ein paar hundert Kilometer weiter westlich war die Erfolgsquote am Dienstagabend nicht wesentlich höher. Am Ende fand allein ein Schuss von Toni Kroos den Weg ins Ziel. Die offensiv insgesamt harmlosen Iren erwiesen sich am Ende als deutlich effizienter. So bleiben die Deutschen in ihrer Qualifikationsgruppe Vierter, je drei Punkte hinter Irland und Polen, die in ihrem Heimspiel gegen Schottland zu einem 2:2 kamen.

"Enttäuscht sind wir alle. Ich glaube, in den letzten paar Minuten waren wir naiv", sagte Löw bei RTL. "Es war ein schwieriges Spiel, Irland stand mit allen Leuten hinten drin. Wir hätten das Spiel ruhig und kontrolliert zu Ende bringen müssen." Im Vergleich zum Spiel in Warschau hatte der Bundestrainer ein paar wenige Veränderungen vornehmen müssen. Der Schalker Julian Draxler für André Schürrle und Matthias Ginter vom Revierrivalen Borussia Dortmund rotierten neu ins Team. Ginter ersetzte im zentralen Mittelfeld den unpässlichen Christoph Kramer. Schürrle und Kramer hatten sich krankheitsbedingt abgemeldet.

Joachim Löw brachte Ginter und Draxler von Beginn an

Aber die personellen Veränderungen sollten sich nicht sonderlich positiv auswirken. Es entwickelte sich vielmehr ein ähnlich witzloses Spiel wie vorigen Samstag. Die biederen Iren warfen sich leidenschaftlich mit allem, was sie haben, den deutschen Schüssen entgegen. Und was die deutsche Elf anstellte – nun ja – das war eine Kopie dessen, was sie in Warschau geboten hatte. In der ersten Halbzeit kam sie zu sieben Torabschlüssen, nicht einer landete im Netz. Im zweiten Abschnitt sah es nicht viel besser aus.

Dem Torerfolg noch am nächsten kam im ersten Abschnitt Erik Durm, der bereits nach fünf Minuten die Latte traf. Und fünf Minuten vor der Halbzeit hatte Ginter Pech mit seinem Kopfball nach einem schönen Freistoß von Toni Kroos. Der Mittelfeldstratege von Real Madrid war auch diesmal der Dreh- und Angelpunkt des deutschen Spiels, er selbst scheiterte zwar auch mit einigen Schüssen, dafür war er der Einzige, der so etwas wie Raffinesse und Schwung in die deutsche Offensive brachte. Thomas Müller und Mario Götze versanken größtenteils irgendwo im irischen Nirgendwo.

Die Iren brachten bis zur Nachspielzeit so gut wie nichts zu Stande

Die Iren ihrerseits brachten so gut wie nichts zu Stande. Die kantigen und etwas hüftsteifen Kerle bastelten vor ihrem eigenen Tor ein dichtes Gehölz aus strammen Beinen, und so ähnelte das Geschehen eher einem Handballspiel. Die Deutschen spielten um die Box herum, aber die richtigen Lücken fanden sie nicht. Wie schon gegen Polen sah das Tun der Löw-Elf recht gefällig aus, aber es fehlte eben an Stringenz. Eine Kontersituation mit Raum und Geschwindigkeit, wie sie die Deutschen vielleicht mal gebraucht hätten, ermöglichten die Iren nicht – weil sie die Deutschen gar nicht ernsthaft angriffen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam dann Lukas Podolski für Ginter und so zu seinem 120. Länderspiel. Und der Stürmer vom FC Arsenal schoss gleich mal aufs Tor – ohne Erfolg. Aber irgendwie kam nun etwas mehr Zug, weil Tempo ins Spiel der Deutschen. Nach einem intelligenten Diagonalpass von Kroos kam Karim Bellarabi zu einer guten Chance. Kurz darauf scheiterte Toni Kroos denkbar knapp. Und ja, dann war es schließlich so weit. Gegen Mitte der zweiten Hälfte traf der beste Mann des Abends aus zwanzig Metern Entfernung zur überfälligen Führung – vom Innenpfosten sprang der Ball über die Linie.

Dass inzwischen auch Max Kruse für Draxler ins Spiel gekommen war, sollte nicht mehr ins Gewicht fallen. Mario Götze hatte noch eine gute Gelegenheit aus Nahdistanz. Erst ganz am Schluss wurden die Iren dann selbst einmal offensiv aktiv. Erik Durm blockte den ersten ernsthaften Schuss der Iren. Es hätte den Deutschen eine Warnung sein sollen.

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