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Werder Bremen - Hertha BSC Berlin

© ddp

1:5 verloren: Hertha geht in Bremen unter

Die Berliner unterliegen bei Werder Bremen 1:5. Herthas junger Torwart Christopher Gäng ersetzt kurzfristig den verletzten Jaroslav Drobny - und trägt Mitverantwortung an der hohen Niederlage.

So ein Nachmittag im norddeutschen Nieselregen kann ungemütlich werden. Vor allem, wenn man seinen Arbeitsplatz im Tor von Hertha BSC hat und bei Werder Bremen im Weserstadion antreten muss. Christopher Gäng jedenfalls wird sich bei seinem Debüt in der Fußball-Bundesliga weniger als fünf Gegentore gewünscht haben. 1:5 (0:3) verloren die Berliner vor 40.218 Zuschauern in Bremen nach einer miserablen Vorstellung und nach Unsicherheiten ihres jungen Torwarts, der anstelle von Jaroslav Drobny das Tor hüten musste. Der Tscheche konnte wegen einer Wadenverhärtung nicht spielen.

In vier Spielen ohne Niederlage hatte sich Hertha vor dem Ausflug nach Bremen den Ruf einer defensivstarken Mannschaft erarbeitet. Nur zehn Gegentreffer in zehn Spielen – damit hatten sich die Berliner auf Tabellenplatz fünf durchgerangelt. Dann kam der Absturz in Bremen, und Mannschaftskapitän Arne Friedrich sagte: „Was wir hier abgeliefert haben, darf nicht passieren.“ Sein Team habe kaum einen Zweikampf angenommen. Kritik an Ersatztorwart Gäng wollten die Berliner aber nicht zulassen. „Wir spielen auf eine Rechnung“, sagte Pal Dardai.

Ins Leere gefasst

Tatsächlich lieferte der 20 Jahre junge Torwart eine unsichere erste Halbzeit ab. „Ich habe erst eine Stunde vor dem Spiel von meinem Einsatz erfahren“, erzählte Gäng. Natürlich sei er aufgeregt gewesen. Gäng wirkte unbeholfen beim ersten Bremer Tor. Nach einer Ecke von Diego faustete er ins Leere, der Ball flog an die Schulter von Mitspieler Gojko Kacar und von dort aus ins Tor. Nach dem Berliner Eigentor wuchs das Selbstbewusstsein der zuletzt erfolglosen Bremer. Hertha kam kaum in die gegnerische Hälfte. Einen der vielen Bremer Angriffe schloss Diego mit dem Treffer zum 2:0 ab, mit einem Heber über Gäng. Wenig später folgte das 3:0: Ecke Frings, Mertesacker per Kopf zu Markus Rosenberg und der überlistete Gäng mit einem Schuss durch die Beine.

Die Berliner ließen auch danach im Spielaufbau jegliche Kreativität vermissen. Trainer Lucien Favre konnte an der Seitenauslinie mit seiner Zettelsammlung so viel herumwirbeln, wie er wollte – die Anweisungen des verzweifelten Dirigenten fanden kein Gehör bei seinem uninspiriert agierenden Ensemble. Nach einer schönen Bremer Kombination erhöhte Claudio Pizzaro im zweiten Durchgang auf 4:0 für Werder. Gäng war machtlos, nun ließen ihn seine Mitspieler eine ans Peinliche grenzende Gesamtleistung ausbaden. Das Tor zum 1:4 durch Cicero änderte nichts daran. Zumal Pizzaro noch das 5:1 für die Bremer köpfte.

Favre ist gar nicht mal frustriert

Lucien Favre meinte später, dass er gar nicht mal so frustriert sei. „Ich war nie euphorisch bei unseren Erfolgen, denn ich kenne die Möglichkeiten meiner Mannschaft.“ Ein Zitat mit viel Spielraum zur Interpretation. Zu Gäng meinte der Trainer nur: „Er hatte es sehr schwer heute.“

Erst vor einem Jahr ist der junge Torwart aus Mannheim nach Berlin gekommen. In dieser Spielzeit steht Gäng in Herthas Reserveteam in der Regionalliga im Tor. Bei den Profis sitzt er auf der Bank, seit sich Christian Fiedler im Sommer einen Kreuzbandriss zugezogen hat. „Natürlich ist das eine Chance für mich“, sagte Gäng erst kürzlich. „Als Nummer zwei ist man auf dem Sprung.“

Beim Spiel in Bremen hat Christopher Gäng seine große Chance wohl nicht nützen können. Er nahm das verpatzte Bundesligadebüt trotzdem mit Fassung. „Am ersten Ball segle ich vorbei, an den anderen Toren kann ich nichts machen“, sagte er. „Nun schaue ich nach vorn.“ Hertha schaut auch nach vorn: Torwart Drobny soll am Donnerstag zur der Uefa-Cup- Partie in Charkow wieder fit sein.

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