zum Hauptinhalt
Kuschelig ist nur Hennes. Kölns neuer Sportdirektor Volker Finke machte sofort Bekanntschaft mit einigen Eigenheiten seines neuen Arbeitgebers.

© dpa

1. FC Köln: Volker Finke: Lehrer für das Fach Geduld

Sportdirektor Volker Finke hat einen anstrengenden ersten Arbeitstag beim 1. FC Köln. Ob er beim FC, einem von vielen mächtigen Menschen beeinflussten Klub, ähnlich dominant arbeiten kann wie früher beim SC Freiburg, ist eher zweifelhaft.

Volker Finke musste erst einmal durchatmen. 45 Minuten hatte er sich und seine Ideen erklärt. Danach schien der 62-Jährige froh zu sein, diese Vorstellungsrunde hinter sich gebracht zu haben. „Ich freue mich, dass der FC eine so interessante Marke ist. Aber so viel Aufmerksamkeit ist für jemanden, der für die Dinge verantwortlich sein wird, die hinter dem Fußball stehen, nicht nötig“, hatte er gleich zu Beginn angemerkt. Und immer wenn er ein wenig Zeit hatte, schaute er etwas ungläubig in die Runde. Der 1. FC Köln ist der größte Verein, bei dem der ehemalige Trainer bisher gearbeitet hat. Entsprechend groß war das öffentliche Interesse an dem neuen Sportdirektor der Rheinländer, der gestern offiziell seine Tätigkeit aufgenommen hat.

Finke schien überrascht von dem Wirbel, den seine Vorstellung verursacht hatte. Wohl auch über die Begrüßung tags zuvor. Der Boulevard hatte ihm unterstellt, seit der Vertragsunterschrift Mitte Dezember bis zum 1. Februar Urlaub gemacht zu haben. „Diese Theorien behandle ich großzügig, als hätte ich sie nicht gelesen“, sagte Finke. Sein Einstieg in den neuen Job hätte freundlicher beginnen können. Tatsächlich war die Verwunderung über das ungewöhnliche Datum, am Tag nach dem Ende der Transferperiode, in Köln groß. „Die Situation ist nicht einfach, wenn du zwei Monate lang ohne Sportchef bist. Es ist für mich immer gut, wenn es viele Ansprechpartner gibt“, sagte auch Trainer Frank Schaefer.

Finke wollte diese Bedenken nicht teilen. „Alles, was hier im sportlichen Bereich geschehen ist, ist so passiert, als ob ich bereits vor Ort gewesen wäre. Dazu muss man nicht in einem Büro in Köln sitzen“, sagte Finke. Nach seinem langjährigen Engagement beim SC Freiburg war Finke zwei Jahre in Japan bei den Urawa Red Diamonds unter Vertrag, ehe er sich für die Kölner entschied. Nachdem seine Mannschaft aus der asiatischen Champions League ausgeschieden war, hofften die Kölner Anhänger darauf, dass der neue Sportchef vielleicht schon früher seinen Dienst am Geißbockheim antreten würde.

Finke aber nutzte die Zeit lieber, um Kontakte zu knüpfen und ein Netzwerk aufzubauen. Immerhin ist der erfahrene Trainer Finke ein Novize im Management eines Fußballvereins. Wie lange er brauchen werde, diesen neuen Job zu beherrschen, wurde er gefragt. „Das weiß ich nicht. Aber ich finde es toll, etwas zu entwickeln, eine Spielidee. Sodass man sich nicht jede Woche nach dem Gegner richten muss“, sagte er. „Das ist möglich, das habe ich selbst erlebt und auch schon gesehen. Aber das braucht Geduld.“

Nicht zuletzt dürfte er damit wohl seine erfolgreiche Arbeit beim SC Freiburg gemeint haben. Das schnelle, laufintensive Flachpassspiel, das er dort Anfang der neunziger Jahre eingeführt hatte, sorgte in der Bundesliga für Furore. Die Kontinuität, mit der er dort trotz zweier Abstiege arbeiten durfte, erstaunte die Branche. Allerdings gab es in Freiburg auch Personen, die seine Machtfülle, die sich Finke über 16 Jahre erarbeitet hatte, als weniger angenehm empfunden haben. Auch in Köln sei es sein vorrangiges Ziel, „Dinge anzustoßen“, sagte der neue Sportdirektor. Ob er diese beim FC, einem von vielen mächtigen Menschen beeinflussten Klub, ähnlich dominant ausüben kann, ist aber eher zweifelhaft. In Köln dürfte er häufiger Kompromisse eingehen müssen. Aber zum Aufgabenbereich des früheren Studienrates für Sport, Sozialkunde und Mathematik zählt es unter anderem, die Nachwuchsarbeit zu durchleuchten und zu verändern. Und auch in strukturellen Vereinsfragen seine Vorstellungen einbringen.

Kontinuierliche, langfristige Arbeit der sportlich Verantwortlichen sei eines der Geheimnisse für den Erfolg, findet Finke. Sein vorrangiges Arbeitsziel wird es aber sein, dazu beizutragen, dass die Mannschaft in der Bundesliga bleibt. Ansonsten will sich Finke auch Phasen nehmen, in denen er im Hintergrund arbeitet.

Gestern blieb es ihm verwehrt, eine erste Neuverpflichtung zu verkünden. Der Transfer von Stürmer Eric Maxim Choupo-Moting vom Hamburger SV war am Montagabend gescheitert – das Fax- Gerät streikte bei der Übermittlung der Unterlagen. „Das Gerät hat ab der dritten Seite nur noch schwarze Querstriche gezeigt“, sagte Finke. Die Deutsche Fußball-Liga will jedoch prüfen, ob sie den eigentlich verspätet bekannt gegebenen Wechsel doch noch genehmigt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false