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Sport: 1. FC Saarbrücken: Ende eines Märchens

Trainer Klaus Toppmöller hat beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Saarbrücken seinen Vertrag gekündigt und Ratlosigkeit hinterlassen.

Trainer Klaus Toppmöller hat beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Saarbrücken seinen Vertrag gekündigt und Ratlosigkeit hinterlassen. "Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben mich in ein so tiefes Loch gerissen, dass ich am Vorabend das Präsidium um meine Beurlaubung gebeten habe", sagte der 49-jährige Coach am Mittwochmorgen bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, "ich gebe keine Interviews mehr, weil keine schmutzige Wäsche gewaschen werden soll."

Innerhalb von zehn Minuten war das 17 Monate anhaltende Märchen vom Saarland beendet, das Toppmöller in der Regionalliga am 1. Juli 1999 begonnen und mit dem Zweitliga-Aufstieg im vergangenen Mai fortgeschrieben hatte. Nach sieben sieglosen Spielen in Serie und dem katastrophalen 2:8 am vergangenen Sonnabend beim Aufsteiger SSV Reutlingen als Höhepunkt hat sich die Krise verschärft, die sich im Schatten der geplatzten Wechselverhandlungen von Toppmöller mit Bayer Leverkusen angebahnt hatte.

Die Skandal-Geschichten der Vergangenheit mit dem Zwangsabstieg 1996 in die Regionalliga nach dem letzten Bundesliga-Abstieg 1993 haben den Saarbrücker Klub wieder eingeholt. Die Mannschaft wurde erst am Mittwochmittag im Training von den sich überstürzenden Ereignissen in Kenntnis gesetzt und darüber informiert, dass Kotrainer Werner Melzer den Interimsjob für unbestimmte Zeit übernimmt.

Toppmöller macht nun nach diesem unrühmlichen Abgang "bis zum Sommer Urlaub" und zog sich in seinen Heimatort Rivenich an der Mosel zurück. Die hochtrabenden Aufstiegspläne für den Tabellen-Zehnten (19 Punkte) dürften wohl in dieser Saison ad acta gelegt werden.

Das Führungsgremium mit Präsident Heinz Ostermann nahm konsterniert die Entscheidung Toppmöllers zur Kenntnis. Der ehemalige Bundesverkehrsminister und derzeitige Saarbrücker Vorstandsvorsitzende Reinhard Klimmt (SPD) saß wie der vor wenigen Wochen zurückgetretene saarländische Innenminister und FCS-Vizepräsident Klaus Meiser (CDU) bleich auf dem Podium. Klimmt hatte erst am Dienstag den Strafbefehl in Höhe von 27 000 Mark wegen Beihilfe zur Untreue angenommen, den das Amtsgericht wegen seiner Verstrickung in die Doerfert-Affäre ausgesprochen hatte. Dabei hatten Klimmt und Meiser einen sechsstelligen Betrag zur Rettung des Klubs quittiert, doch die zugesagte Gegenleistung des Vereins war nie erbracht worden.

Toppmöller ließ bei seinem fluchtartigen Rückzug offen, ob nicht doch die im November an den Forderungen des 1. FC Saarbrücken gescheiterten Verhandlungen mit Leverkusen das auslösende Moment für die Trennung waren. In einem Interview hatte der Trainer das Verhalten des Präsidiums beklagt, das ihn nicht freigegeben hatte: "Ich bekomme kein grünes Licht für Verstärkungen, das ist das Problem."

Auf die Frage, ob das Verhältnis zum Präsidium nach dem geplatzten Wechsel gelitten habe, wurde Toppmöller deutlicher. Er sagte: "Die Vertrauensbasis ist schon ein wenig geschwunden, auch wenn wir noch immer gut zusammenarbeiten." Schließlich gab der enttäuschte Fußball-Lehrer nach seiner Kündigung zu: "Solch eine Chance wie Leverkusen bekommst du als Trainer nur einmal."

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