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© Matthias Koch

1. FC Union: Angreifer auf Abwegen

John Jairo Mosquera läuft in der ersten Runde des DFB-Pokals für den 1. FC Union gegen Werder Bremen auf. Sein Ziel: ein Tor gegen seinen Stammverein.

Ein bisschen schüchtern kommt John Jairo Mosquera noch daher. Vielleicht liegt es aber auch an der ungewohnten Umgebung, dass seine Augen immer wieder von einer Seite zur anderen wandern und sich dann gen Boden neigen. Im knallroten Outfit und mit Badeschlappen schleppt er sich am Freitag mit diesem verlorenen Blick zur Besprechung mit seinem Trainer. Seinem neuen Trainer, genauer gesagt. Denn seit knapp einer Woche erhält der 21 Jahre alte Kolumbianer die Anweisungen von Uwe Neuhaus – der 1. FC Union hat den Stürmer für zwei Jahre vom Fußball-Bundesligisten Werder Bremen ausgeliehen.

Bremen! Das fügt sich ganz gut: Die Köpenicker spielen nämlich in der ersten Runde des DFB-Pokals am Sonntag (14.30 Uhr, Alte Försterei) gegen den SV Werder. Ob Mosquera da ein paar Tipps für seinen neuen Arbeitgeber bereit hält? „An Bremen denke ich nicht“, sagt er artig. „Ich konzentriere mich nur auf Union.“ Vermutlich wird ihm sein Coach gegen den Pokalsieger der vergangenen Saison von Beginn an die Möglichkeit geben, das zu beweisen. Schließlich hat Mosquera im Testspiel gegen Schalke mit seinem Tor zum 2:1 für die Berliner eine passable Bewerbung für die Köpenicker Stammelf abgegeben. Welche Wertigkeit der Sieg über den Bundesligisten tatsächlich besitzt, ist fraglich. „Die Partie hat uns Selbstbewusstsein verliehen“, sagt Unions Torhüter Jan Glinker. „Doch wir können das einschätzen und werden deshalb noch lange nicht abheben.“

Abheben könnte dagegen Zugang Mosquera – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn neben Karim Benyamina soll der hochgeschossene Stürmer wohl vor allem per Kopf für Gefahr vor dem Tor von Tim Wiese sorgen. Mit ein bisschen Willen würde Mosquera auch als Langstreckenläufer durchgehen, so drahtig wie er ist: Hinter seinen 1,91 Meter verbirgt der Kolumbianer viel Antrittsstärke und Wendigkeit. Im Training vor der Partie gegen Bremen blitzt sein Talent kurz auf: Eine Flanke nimmt er hoch in der Luft elegant mit Kopf an und drückt den Ball – unter anerkennendem Klatschen der Mitspieler – passgenau ins rechte untere Eck. Trotzdem steht der Kolumbianer bei den Übungseinheiten unter der Woche etwas abseits; er wagt sich noch nicht in das Getümmel seiner Kollegen. Aber wenigstens steht er überhaupt auf dem Platz, ist man geneigt zu denken, nachdem er an seinem ersten Arbeitstag zu spät beim Training aufkreuzte. Weil sich Mosquera angeblich in der Uhrzeit geirrt hatte, besserte er zum Einstand gleich die Mannschaftskasse seines neuen Klubs auf.

Der Zweitligist ist für Mosquera eine wichtige Station auf dem Weg zum Topstürmer. Zuvor war er per Leihbasis jeweils für eine Saison von Wacker Burghausen, über Alemannia Aachen, zum dänischen Erstligisten Sönderjyske gezogen. Kein Wunder also, dass der Kolumbianer nach eigener Aussage überglücklich sei, endlich einmal länger als ein Jahr bei einem Klub spielen zu dürfen. Bei den Berlinern soll er zwei Jahre lang stürmen – wenn sie die Zweite Liga halten. Danach will sich Mosquera endlich bei seinem Stammverein aus Bremen durchsetzen, der seinen Vertrag erst kürzlich bis 2012 verlängerte. Aber soweit will er jetzt eigentlich noch gar nicht denken. Lieber kümmert er sich um die nahe Zukunft. Ein Tor gegen Werder solle es sein, sagt John Jairo Mosquera. Seine Schüchternheit war kurz verflogen.

 Katrin Schulze

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