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Leiden mit Union. Fabian Schönheim und Toni Leistner (von links) haben genug von frühen Gegentoren.

© Imago

1. FC Union Berlin: Der Fluch der frühen Gegentore

In den vergangenen drei Spielen geriet der 1. FC Union jeweils schon in den ersten fünf Minuten in Rückstand - besonders schlimm war es am Wochenende bei der Niederlage in Leipzig.

Sebastian Polter schaute ratlos drein. „Vielleicht müssen wir uns in der Kabine bereits so einschwören, als würden wir 0:1 hinten liegen“, sagte der Angreifer des 1. FC Union. Sein Blick verriet jedoch, dass er wenig überzeugt ist von dieser Herangehensweise.

Polter ist nicht der Einzige, der in Erklärungsnot gerät, wenn es darum geht, Lösungen für die größte Schwäche des Berliner Zweitligisten in dieser Saison zu finden. In steter Regelmäßigkeit fängt sich Union bereits nach wenigen Spielminuten ein frühes Gegentor ein. Bei der 2:3-Niederlage am Sonntag in Leipzig kulminierte die Problematik. Nach 13 Minuten lagen die Berliner bereits 1:3 hinten. Beinahe jeder Leipziger Angriff war ein Tor. „Was die ersten 20 Minuten angeht, war unser Abwehrverhalten desolat“, sagte Unions Trainer Norbert Düwel. „Erst danach haben wir begriffen, was es heißt, ein Derby zu spielen.“

Union trat anschließend gefestigter auf, der erlittene Schaden war da aber schon zu groß. „20 Minuten totalen Tiefschlaf kann man sich auf diesem Niveau nicht erlauben“, sagte Düwel. Natürlich wurde er auch gefragt, wie das denn sein könne, dass sein Team ständig in Rückstand gerate und was er denn dagegen zu unternehmen gedenke. „Das ist eine unerklärliche Geschichte“, antwortete Düwel. „Wir bereiten uns konzentriert auf die Spiele vor, wir sprechen die Dinge an und dann ist doch wieder alles vergebens.“ In den vergangenen drei Spielen geriet Union jeweils schon in den ersten fünf Minuten ins Hintertreffen. In 17 der bisher 23 Saisonspiele lagen die Berliner mindestens ein Mal während der 90 Minuten in Rückstand.

Individuelle Fehler, Unvermögen, mangelnde Abstimmung, Pech – derzeit kommt kommen bei den Gegentoren viele Faktoren zusammen.

In erster Linie scheint es sich um ein Konzentrationsproblem zu handeln. So kurios es sich auch anhört: Die Berliner brauchen derzeit ein Negativerlebnis, um in die Spiele zu finden. Keine Mannschaft in der Zweiten Liga holte nach Rückständen mehr Punkte als der 1. FC Union (18). „Wir wissen, dass wir eine Mannschaft sind, die nach Rückständen gut zurückkommen kann, aber natürlich nehmen wir uns vor, diese schnellen Gegentore zu vermeiden“, sagt Steven Skrzybski. Dem Stürmer gelang in Leipzig der Anschlusstreffer zum zwischenzeitlichen 1:2. Das zweite Tor schoss Polter nach nicht einmal einer halben Stunden. Danach gelang es Union in 60 Minuten jedoch nicht, Leipzig entscheidend unter Druck zu setzen. Die Spieler mussten der intensiven Anfangsphase und dem enorm hohen Tempo Tribut zollen.

„Wir können nicht jedes Spiel drehen“, sagt Christopher Quiring. Der Außenangreifer war bereits in der Anfangsphase für den an der Schulter verletzten Sören Brandy eingewechselt worden, konnte dem Spiel aber keine Wendung mehr geben. Brandy wird dem 1. FC Union vermutlich mehrere Wochen fehlen. Bei einer möglichen Aufholjagd am kommenden Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern ist er nicht dabei.

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