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Tristesse in Köpenick: Die Fans des 1. FC Union müssen derzeit ihre Leidensfähigkeit unter Beweis stellen - mal wieder.

© dpa

1. FC Union Berlin: Die Abstiegszone rückt näher

Die Niederlage gegen den SC Paderborn wirft beim 1. FC Union Berlin die grundlegende Frage nach der Qualität des Kaders auf.

So wie Stefan Effenberg über seine Mannschaft redete, mit der Leichtigkeit und Lockerheit, konnte man den Eindruck gewinnen, es wäre das Einfachste auf der Welt, aus einer Verlierermannschaft ein Gewinnerteam zu machen. Das 2:0 beim 1. FC Union war Paderborns zweiter Erfolg im zweiten Spiel unter dem Trainer Effenberg. Der gab lediglich an, an ein paar Stellschrauben gedreht und in vielen Gesprächen die Köpfe seiner Spieler freibekommen zu haben. Denn, „Fußball spielen konnten sie auch vorher schon“, sagte Effenberg. Sascha Lewandowski lauschte den Ausführungen seines prominenten Kollegen, dachte aber vermutlich das Gegenteil. Wenn es doch nur so einfach wäre, sagte sein grübelnder Gesichtsausdruck.

Seit Anfang September ist Lewandowski nun Trainer des 1. FC Union, seine Bilanz fällt ernüchternd aus. Von den sieben Spielen unter seiner Leitung konnte der Berliner Zweitligist nur zwei gewinnen. Dem Klub steht ein ungemütliches Jahresende bevor, die Abstiegszone rückt immer näher. Nach Lewandowskis Verpflichtung ist die Euphorie längst verflogen. „Wir müssen zusehen, dass wir den Hintern hochkriegen und punkten, sonst werden wir lange unten drin stehen“, sagte Angreifer Sören Brandy. Eine Floskel, wie sie Fußballer nun mal so von sich geben. Aber was sollte Brandy auch sagen? Das Spiel verriet ja genug über das derzeitige Leistungsvermögen der Mannschaft.

In den beim Fußball nicht ganz unwichtigen Bereichen Zweikampfführung, Passspiel und Torgefahr blieb Union klar hinter den Gästen zurück. Das Erschreckende daran war nicht nur die Deutlichkeit, sondern dass es sich vor dem Spiel in Paderborn um einen Tabellennachbarn handelte. Der Absteiger aus der Bundesliga wirkt nach dem Trainerwechsel aber eher wie ein Kandidat für den direkten Wiederaufstieg, weil Effenberg im Gegensatz zu seinem Vorgänger das vorhandene Potenzial der Mannschaft scheinbar zu Tage fördert.

Inzwischen stellt sich die Frage nach dem Potenzial des Union-Kaders mehr denn je

Genau darauf hatten sie beim 1. FC Union auch gehofft, als Lewandowski Trainer wurde. Sie hatten ja eine gute Mannschaft, davon waren sie fest überzeugt. Inzwischen stellt sich die Frage nach dem Potenzial des Kaders mehr denn je. Vor genau einem Jahr befand sich Union in einer ähnlichen Situation, im Herbst rückte das Tabellenende immer näher, ehe eine kleine Siegesserie für Befreiung sorgte. Abgesehen von einem kurzen Zwischenhoch in der Rückrunde stagniert die sportliche Entwicklung seit nunmehr anderthalb Jahren. Sie passt nicht zu den ehrgeizigen Zielen des Berliner Zweitligisten.

Lewandowski versuchte so gut es ging, Kritik von den Spielern fernzuhalten und nahm sich in die Pflicht. „Ich arbeite jetzt schon neun Wochen mit der Mannschaft, es ist also meine. Und so, wie wir gespielt haben, ist das nicht mein Anspruch.“ Einwände, dass sie von seinem Vorgänger Norbert Düwel zusammengestellt wurde, wollte er nicht gelten lassen. Und doch stimmt das natürlich.

Gegen Paderborn hatte Union nach dem frühen Rückstand 84 Minuten Zeit, das Spiel zu drehen. Aber von der Offensive, sonst meistens zuverlässig, kam nichts. Auch die Einwechselspieler schafften es nicht, neue Impulse zu setzen. Es mangelt an Alternativen. Bis zur Winterpause wird der Berliner Zweitligist mit dem vorhandenen Spielermaterial auskommen müssen. Erst dann sind Transfers möglich. „Das ist eine schwierige Situation“, sagt Kapitän Damir Kreilach. Für den 1. FC Union kann es in der Hinrunde nur noch darum gehen, sie nicht noch schwieriger werden zu lassen.

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