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Dirk Zingler, Präsident des 1. FC Union Berlin

© dpa/Hannibal

1. FC Union Berlin: Umbau bei laufendem Betrieb

Vor dem Spiel am Sonntag gegen Spitzenreiter Ingolstadt belasten den 1. FC Union Berlin Lizenzprobleme. Der Erhalt der Lizenz ist kein Selbstläufer. Das Basteln an der Zukunft ist in vollem Gange.

Tabellenführer FC Ingolstadt soll heute (13.30 Uhr) im Spiel beim 1. FC Union Berlin noch einmal zu spüren bekommen, wie schwer das Leben in der Zweiten Fußball-Bundesliga sein kann. „Es ist eine Partie, in der man einem Großen ein Bein stellen kann“, sagt Unions Mittelfeldspieler Maximilian Thiel. „Wir wollen zeigen, dass wir nicht so weit entfernt sind, wie es in der Tabelle aussieht.“

Thiel steht für die Zukunft der Köpenicker. Am Mittwoch wurde aus der Leihgabe des 1. FC Köln ein Festangestellter bis 2017. Die Berliner zogen die Kaufoption und dürften sich dies zwischen 100.000 und 250.000 Euro haben kosten lassen. Bereits am Montag wurde mit Mittelfeldspieler Dennis Daube vom FC St. Pauli ein weiterer Profi bis 2017 an Land gezogen. Wie die zuvor bereits für die kommende Serie verpflichteten Mittelfeldakteure Stephan Fürstner (Greuther Fürth) und Raffael Korte sowie Verteidiger Benjamin Kessel (beide Eintracht Braunschweig) ist Daube ablösefrei. Doch in der Gehaltsstruktur dürften die teilweise gestandenen Fußballer nicht gerade günstig sein.

Verein sagt nichts zu Sicherheiten

Nimmt man zu den fünf Neuen noch die jüngsten Immobilienkäufe des Vereins für das Nachwuchsinternat in der Hämmerlingstraße und das Fanhaus in der Lindenstraße hinzu, überrascht es schon, dass den Klub Lizenzprobleme drücken. Nachdem Union die Zulassung für die Zweite Liga jahrelang ohne Bedingungen und vereinsspezifische Auflagen erhalten hatte, sind nun bis Ende Mai Bedingungen zum Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu erfüllen. Union schweigt sich darüber aus, in welcher Höhe Sicherheiten zu erbringen sind.

Die DFL nimmt seit 2014 auch die Tochtergesellschaften der Vereine unter die Lupe. Durch die Konzernlizenzierung werden Schlupflöcher kleiner. Bei Union wird neben dem eingetragenen Verein auch die Stadionbetriebs-AG betrachtet, die einen Bilanzverlust von 1,1 Millionen Euro vor sich herschiebt.

Zuversicht beim Präsidenten

„Die Konzernlizenzierung, in der neben der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Vereins auch die Belastungen aus Bau und Betrieb unseres Stadions betrachtet werden, verlangt uns große Anstrengungen ab“, sagte Union-Präsident Dirk Zingler. „Alles alleine und aus eigener Kraft zu stemmen, ist kein leichtes Unterfangen, aber wir werden die Bedingungen fristgerecht erfüllen.“

Die Aussage von Zingler zeigt, dass der Erhalt der Lizenz kein Selbstläufer ist. Zudem spielen andere Vereine im Gegensatz zu Stadioneigentümer Union in Arenen, die die öffentliche Hand besitzt und bisweilen auch subventioniert. Die Sorge altgedienter Anhänger, dass Union erneut wie in den 1990er und 2000er Jahren im Lizenzchaos versinken könnte, spiegelt sich in den Aussagen von Vereinsvertretern aber nicht wider.

Bei Union wurde bereits bei der Abgabe der Lizenzunterlagen mit diesem DFL-Bescheid gerechnet. „Die Fans brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass sie die Sammelbüchsen hervorholen müssen“, sagt Vereinssprecher Christian Arbeit. Trainer Norbert Düwel glaubt nicht, dass die Lizenzprobleme seine Verhandlungen mit weiteren potenziellen Zugängen erschweren. „Auf meine Planung und Sichtung hat das keinen Einfluss“, meint er.

Ein zeitnaher Aufstieg würde helfen

Intern zeigte Zingler am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung den 100 Angestellten des Vereins und der AG unter dem Motto „Unser Weg“ unbeeindruckt die Ziele bis 2025 auf. Sportlich will man sich unter den besten 20 deutschen Mannschaften etablieren. In die Bundesliga kann es aber gern auch schon früher gehen.

In der Mitgliederentwicklung stagnierte Union zuletzt mit 12.000 eingetragenen Anhängern. Das Stadion ist fertig, die Zweite Liga gehört fast zum Alltag. Um den Verein dennoch voranzubringen und attraktiv zu halten, soll es ergänzend zur höchsten Führungsebene mit dem ehrenamtlichen Präsidium (Zingler, Dirk Thieme und Jörg Hinze) sowie der Lizenzspieler-Abteilung mit Trainer Düwel und Kaufmann Nico Schäfer zum 1. Juli eine stärkere hauptamtliche Geschäftsführung und neue Struktur im Verein geben, die das Präsidium unterstützt.

Um Aufgaben effizienter erfüllen zu können, sind künftig vier Geschäftsführer angedacht. Es läuft wohl auf Oskar Kosche (wie bisher kaufmännisch), Lutz Munack (Sport/Nachwuchs) und Christian Arbeit (Kommunikation) hinaus. Ein Marketing-Geschäftsführer ist noch nicht benannt, die Ufa Sports GmbH wird aber weiter das Vermarktungsteam bilden.

Der Verein und die AG als Tochter sollen zukünftig noch enger zusammenarbeiten. Lizenzprobleme muss es nicht jedes Jahr geben. Ein Investor oder zwei, drei betuchtere Sponsoren wären ein wirtschaftlicher Rettungsanker. Sportlich würde ein Vordringen in die dritte Pokalrunde helfen – oder ein zeitnaher Aufstieg.

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