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Sport: 1. FC Union: Der bessere Teixeira

Mit dem Vergleich ist er nach seinem Wechsel nach Berlin schon x-mal konfrontiert worden. Sreto Ristic ist nie ausgewichen.

Von Karsten Doneck, dpa

Mit dem Vergleich ist er nach seinem Wechsel nach Berlin schon x-mal konfrontiert worden. Sreto Ristic ist nie ausgewichen. Freundlich, wie es seine Art ist, hat er reagiert. Auch wenn die Fragerei ihm bisweilen auf die Nerven ging. Da war zum Beispiel die Partie gegen LR Ahlen. 5:0 hatte der 1. FC Union gewonnen, Sreto Ristic zwei Tore geschossen - und schon hielt ihm nach dem Schlusspfiff wieder so ein Reporter ein Mikrofon unter die Nase und wollte wissen, ob er bei Union denn jetzt der neue Daniel Teixeira sei. Ein klein wenig verzweifelt klang Ristic schon, als er antwortete: "Man kann uns nicht vergleichen. Außerdem kenne ich diesen Teixeira ja gar nicht richtig."

Ristic und der lange Schatten seines Vorgängers: 18 Tore hat Teixeira in einer Halbserie für Union geschossen. Und damit Maßstäbe gesetzt. Hohe Maßstäbe. Dann ging Teixeira fort, weil sein Verein, der KFC Uerdingen, von Union für die Umwandlung des Leihvertrages in einen Festvertrag zu viel Ablöse verlangte, rund 800 000 Mark nämlich. Der Brasilianer soll jetzt Eintracht Braunschweig von der Regionalliga in die Zweite Liga schießen. Union holte Sreto Ristic. Der soll den Klub von der Zweiten in die Erste Liga schießen. Und zeigt sich derlei Zielen gegenüber durchaus aufgeschlossen. "Auf Dauer", so Ristic, "will ich nicht in der Zweiten Liga spielen." Mit einem Sieg bei Babelsberg 03 könnte der nach drei Spielen noch ungeschlagene 1. FC Union heute (15 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion) erst einmal seine Tabellenführung in der Zweiten Fußball-Bundesliga verteidigen.

Ristic kam ablösefrei vom SSV Ulm an die Alte Försterei. Ein Glücksgriff. Wobei dem Glück etwas nachgeholfen wurde. "Ich denke mal, Ristic ist von Balakow empfohlen worden, denn der ist ja unser Berater in Stuttgart", sagt Unions Präsident Heiner Bertram mit süffisantem Unterton. Worauf er da anspielt? Union-Trainer Georgi Wassilew, ein Bulgare, pflegt mit seinem beim VfB Stuttgart spielenden Landsmann Krassimir Balakow telefonisch einen regen Gedankenaustausch. Und Ristic hatte einst - wie Balakow heute noch - beim VfB gespielt. Balakow gab offenbar den Tipp, doch mal ein Auge auf diesen Ristic zu werfen.

Sreto Ristic muss sich an seiner neuen Arbeitsstelle nun nicht nur zäher Bewacher erwehren, sondern andauernd auch noch den Geist von Teixeira umdribbeln. Dabei ist Ristic doch längst der bessere Teixeira. Er besitzt einfach noch mehr Stärken. Er ist laufstark, hat mit seinen 1,88 m Größe Höhenvorteile beim Kopfball, wirkt in vielen Szenen dynamischer, kampfkräftiger. Wendigkeit, Schlitzohrigkeit und Abstauber-Qualitäten - da mag ihm Teixeira manches voraus haben. Aber Ristic spielt mannschaftsdienlicher, ist damit ungeheuer wertvoll auch dann, wenn es darum geht, Tore für andere Spieler vorzubereiten.

Schon nach dem letzten Testspiel vor der Saison gegen Hertha BSC (0:1) heimste er viel Lob ein. "Was nützt mir ein gutes Spiel?", konterte Ristic da, "ich will auch mal ins Tor treffen." In den Punktspielen klappt das ganz ordentlich. Drei Tore hat er bisher geschossen. In drei Spielen. Das ist nah an Teixeiras Trefferrate. Ristic genügt das nicht. "Drei Spiele, drei Tore - das sagt doch noch nichts aus", stellt er trocken fest.

Auch alle Jubler, die Union jetzt schon auf direktem Weg in die Bundesliga sehen, holt Ristic auf den Boden zurück. Zumindest vorübergehend. "Warten wir doch noch mal die nächsten drei Spiele ab. Erst dann sollten wir unsere Ziele bestimmen", sagt er.

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