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Sport: 1. FC Union: Eigentor schockt die Berliner

Die Erwartungsfreude wandelte sich kurz vor Anpfiff in Sangesfreude. Da schepperte aus den alten Lautsprechern im Stadion Alte Försterei das Union-Lied von Nina Hagen.

Von Karsten Doneck, dpa

Die Erwartungsfreude wandelte sich kurz vor Anpfiff in Sangesfreude. Da schepperte aus den alten Lautsprechern im Stadion Alte Försterei das Union-Lied von Nina Hagen. Es hätte wohl schon ausgereicht, wenn die CD nur kurz angespielt worden wäre. Den Rest übernahm ohnehin die stimmgewaltige Kulisse. "Immer weiter, Eisern Union, nur nach vorne, mit Eisern Union." Der Gesang, überwiegend aus rauen Männerkehlen, schuf gleich eine Art Gänsehautatmosphäre, die in den Stadien der Zweiten Fußball-Bundesliga ihresgleichen sucht. Aber: Hannover 96 behielt vor nur 9072 zahlenden Zuschauern klaren Kopf. Mit einem 1:1 (0:0) entführten die Niedersachsen vom Aufsteiger 1. FC Union einen Auswärtspunkt, wegen der starken ersten Hälfte sogar verdient.

Besonders ärgerlich für Union: Da war die Mannschaft in ihrer weitaus druckvolleren zweiten Hälfte eine Viertelstunde vor Schluss durch Widolows Schrägschuss ins lange Eck endlich mit 1:0 in Führung gegangen. Und dann leistete sich Hannovers Carsten Linke auch noch an der eigenen Strafraumgrenze als letzter Mann gegen den heranstürmenden Djurkovic ein Foul - und sah berchtigt die Rote Karte (79.) Die dezimierten Gäste packte offenbar die Wut. Und sie schafften tatsächlich den Ausgleich, allerdings nur nur dank eines Eigentores des Union-Abwehrspielers Kremenliew (83.).

Unions Trainer Georgi Wassilew, sonst eigentlich als vorsichtiger Taktierer bekannt, hatte sich für eine offensive Gangart mit den drei Stürmern Isa, Ristic und Djurkovic entschieden. Die Flucht nach vorn? Hannover, das in der Vorbereitung mit Siegen über den Hamburger SV (2:1) und Hansa Rostock (4:0) respektable Arbeit abgeliefert hatte, bestimmte anfangs den Lauf der Dinge. Wassilew hatte den Gegner in Tests zweimal beobachtet, seine Erkenntnisse mögen tiefschürfend gewesen sein, gegen die Premieren-Nervosität in den eigenen Reihen nutzten sie nichts. Union begann fahrig, mit vielen leichten Ballverlusten.

Schiedsrichter Jürgen Jansen musste schon eine ganz eigenwillige Regelauslegung anwenden, um nach einer guten Viertelstunde den Gästen bei einer unfairen Attacke von Kremenliew im Strafraum gegen Hannovers Kaufmann den fälligen Elfmeter zu verweigern. Er pfiff zwar, aber nur um Kaufmann die Gelbe Karte zu zeigen und Freistoß für Union zu geben. Das Personal auf der Bank der "96er" sprang wütend auf und hüpfte nach Art von Tanzbären an der Seitenlinie herum. Auffällig war danach freilich auch, dass die Hannoveraner im gegnerischen Strafraum allzu oft von der Fallsucht heimgesucht wurden.

Wenn von Union Torgefahr ausging, dann in erster Linie vom Ex-Ulmer Sreto Ristic, der vor der Pause zweimal knapp einen Treffer verfehlte. Aber: Hannovers Aktionen wirkten durchdachter, abgeklärter. Die Union-Fans hielten es für angemessen, ihren Torwart nach der prächtigen Abwehr eines Schusses von Krupnikovic (38.) mit Sprechchören in himmlische Sphären zu erheben: "Sven Beuckert - Fuß-ball-gott!", riefen sie da voller Enthusiasmus. Von ihrem leidenschaftlich mitgehenden Publikum angetrieben, übte Union nach der Pause mehr Druck aus Doch Hannovers Torwart-Routinier Jörg Sievers erlebte nicht allzu viel aufregende Szene, musste sich erst spät geschlagen geben. "Wir wissen doch gar nicht, wo wir stehen", hatte der beim Gastgeber als Libero aufgebotene Steffen Menze vor dem Spiel noch geäußert. Ist Union nach diesem 1:1 nun schlauer?

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