zum Hauptinhalt

Sport: 1. FC Union: Ein Sieg zum Vergessen

Ein bisschen Basisdemokratie kann nie schaden. Auch nicht im Fußball.

Von Karsten Doneck, dpa

Ein bisschen Basisdemokratie kann nie schaden. Auch nicht im Fußball. Beim Regionalligisten 1. FC Union verstehen sich die Fans schon längst nicht mehr nur als Konsumenten der Ware Fußball. Sie tun ihre Meinung kund: im Internet, in den Programmheften zu den Heimspielen oder auf handgemalten Transparenten im Stadion. Und als Union im vorigen Jahr am Tag vor Nikolaus zu Hause den Heide-Fußballern vom Lüneburger SK unterlag (1:2), war der Teufel los. Die Fans verzweifelten nicht nur, sie zweifelten auch gleich noch wortreich die Qualitäten von Trainer Georgi Wassilew an. Da diskutierten sie mit Leidenschaft über die Notwendigkeit, diesen Trainer baldmöglichst abzuschieben. Zu unattraktiv, weil zu defensiv spiele die Mannschaft, hieß es.

Hätte sich die Meinung der Fans durchgesetzt, wäre Wassilew längst beurlaubt. Aber nur ein gutes Vierteljahr später steht der Bulgare außerhalb aller Diskussionen. In allen sechs Punktspielen im neuen Jahr blieb Union ungeschlagen, das 1:0 (1:0) im Spitzenspiel am Sonnabend bei Babelsberg 03 war der vierte Sieg in Folge, seit 417 Minuten ist die Mannschaft ohne Gegentor. Davon ausgehend, dass die Köpenicker ihr Nachholspiel am 11. April bei den fast schon abgestiegenen Tennis Borussen auch gewinnen, wären sie jetzt schon Tabellenführer - allein, mit einem Punkt Vorsprung.

Der etwas glückliche Sieg im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion vor 10 000 Zuschauern hob indes die Stimmung keineswegs in euphorische Sphären. "Das war nur ein Schritt von mehreren", meinte Unions Libero Steffen Menze. Und Wassilew forderte gar: "Schnell vergessen dieses Spiel, jetzt kommt wieder eine schwere Aufgabe auf uns zu." Am nächsten Sonnabend gastiert mit Preußen Münster ein weiterer Aufstiegsaspirant in der Wuhlheide.

Dass Union in dieser Saison noch rechtzeitig die Kurve gekriegt hat, ist auch Folge einer exakten Schwachstellenanalyse zur Winterpause und der Bereitschaft zu neuen Investitionen. Da machte Union etliche große Scheine locker, um den bulgarischen Nationalspieler Emil Kremenliew von ZSKA Moskau sowie Torjäger Daniel Teixeira vom KFC Uerdingen nach Köpenick zu locken. Angesichts des unerwarteten Geldsegens aus dem DFB-Pokal war die Ausgabe für die zwei Neuen nicht allzu schmerzlich. Beide schlugen voll ein.

Und wie sagte doch Babelsbergs Trainer Herman Andreev nach dem aus seiner Sicht schmerzlichen 0:1 gegen Union? "Fußball", sprach er, "ist so: Da gibt es am Ende nun mal Sieger und Verlierer." Nicht zuletzt dank Trainer Georgi Wassilew steht der 1. FC Union seit neuestem immer häufiger auf der Siegerseite.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false