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Sport: 1. FC Union: Emil und die Friseure

Dass ein Friseur an einem schlechten Tag mit seiner Schere manches Unheil gestiftet hat, soll schon vorgekommen sein. Neu hingegen ist, dass ein Friseur durch seiner Hände Arbeit nunmehr auch Fußballspiele beeinflussen soll.

Von Karsten Doneck, dpa

Dass ein Friseur an einem schlechten Tag mit seiner Schere manches Unheil gestiftet hat, soll schon vorgekommen sein. Neu hingegen ist, dass ein Friseur durch seiner Hände Arbeit nunmehr auch Fußballspiele beeinflussen soll. Zu dieser Ansicht verstieg sich jedenfalls Sven Beuckert. "Vielleicht", so mutmaßte der Torwart mit einem Augenzwinkern, "hätte sich der Emil nicht noch vorher die Haare schneiden lassen sollen. Dann hätte er den Ball richtig erwischt." Emil Kremenliew, bulgarischer Defensivmann beim 1. FC Union, wollte aber offenbar bei der Zweitliga-Premiere seines Klubs am Montagabend gegen Hannover 96 besonders windschnittig daherkommen, trug die schwarzen Haare kurz - und dann passierte ihm sieben Minuten vor Schluss das Malheur: ein Eigentor per Kopf, der Ausgleich für Hannover zum 1:1-Endstand.

Emil Kremenliew war nach dem Spiel der am meisten getröstete Mann. Beuckert, der in jener Szene völlig machtlose Torhüter, stellte sachlich fest: "Der hat doch in der Szene alles gegeben, um den Ball zur Ecke abzuwehren." Und auch Trainer Georgi Wassilew hatte das Missgeschick seines bulgarischen Landsmannes schnell abgehakt. "Solche Sachen passieren nun mal im Fußball", konstatierte Wassilew. "Kremenliew hat doch die ganze Zeit über sehr stabil, sehr sicher gestanden."

Die Hannoveraner selbst hatten freilich nicht unbedingt mehr auf den Ausgleich hoffen dürfen. In einem hart umkämpften, allerdings vom Niveau her auch höchst mittelmäßigen Zweitligaspiel überschlugen sich die Ereignisse in der letzten Viertelstunde - und zwar zunächst ganz und gar im Sinne der Berliner. Da brachte Widolow nach Pass von Djurkovic den immer druckvoller werdenden 1. FC Union in Führung. 180 Sekunden später wurde dann auch noch Hannovers Carsten Linke wegen einer Ringkampfeinlage an der eigenen Strafraumgrenze mit der Roten Karte vom Platz geschickt. Union nahm damit endgültig Kurs auf drei Punkte.

"Es gibt Mannschaften", sagte Hannovers Trainer Ralf Rangnick hinterher, "die in solchen Situationen auf Schadensbegrenzung ausgehen. Wir haben das nicht getan." Stattdessen wurde neue Offensivkraft eingewechselt. Es kam bei den Gästen Igoris Morinas. Der Litauer war kaum auf dem Platz, da hatte er schon den Pass des ebenfalls eingewechselten Jan Simak am Fuß. Morinas flankte - genau auf den Kopf von Unions Kremenliew, und der tat eben, was er garantiert nicht tun sollte. Und Unions Kapitän Steffen Menze ärgerte sich gründlich: "Wenn wir nicht so blind das Gegentor einfangen, dann geht unser Konzept auf."

Menze wollte das keineswegs als Vorwurf gegen Kremenliew verstanden wissen. Ihn störte vielmehr, dass Morinas überhaupt zum Flanken kam, dass Simak überhaupt den Pass spielen konnte. Alles nur eine Sache der Konzentration? Menze: "Einige hatten bei uns doch das Gefühl: Jetzt sind wir einer mehr, jetzt wird das schon irgendwie laufen." Irrtum.

Union ist in der Zweiten Liga angekommen. "Das Spiel", fand Wassilew, "hat uns auch gezeigt, dass wir noch viel lernen müssen." Viel Zeit bleibt nicht. Am Freitag steht bereits das erste Auswärtsspiel an: bei Rot-Weiß Oberhausen. Union muss nicht bange sein. Bis dahin werden schließlich auch die Haare von Emil Kremenliew wieder etwas nachgewachsen sein.

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