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Baris Özbek (r.) konnte in der Vorbereitung überzeugen.

© dpa

1. FC Union: Es könnte die Saison für Baris Özbek werden

Baris Özbek soll in Zukunft den Takt beim 1. FC Union bestimmen. Unter Uwe Neuhaus sollte er ausgemustert werden. Doch dem neuen Trainer Norbert Düwel hat es der Spieler angetan.

Norbert Düwel, der Trainer des 1. FC Union, machte eine kurze Pause, hob die Stimme und sagte im Tonfall, in dem Trainer für gewöhnlich Warnungen an ihre Spieler aussprechen: „Wir haben noch eine Woche lang Zeit, natürlich kann sich der eine oder andere noch aus der Mannschaft spielen.“

Seid euch bloß nicht zu sicher, lautete die Botschaft nach dem 2:1 der Berliner im letzten Vorbereitungsspiel gegen den FC Sevilla. Nicht ausgeschlossen, dass Unions Trainer tatsächlich noch feine Korrekturen an der Startaufstellung vornimmt, wenn die Berliner am Sonntag ihr erstes Punktspiel beim Karlsruher SC bestreiten (15.30 Uhr). Anstelle von Steven Skrzybski könnte dann Bajram Nebihi auflaufen, der gegen Sevilla als Joker überzeugte, indem er ein Tor selbst erzielte und einen Elfmeter herausholte.

Baris Özbek gehört dagegen nicht zu denen, die um ihren Platz fürchten müssen. Er wird in Karlsruhe spielen, sofern er sich nicht verletzt. Der 27 Jahre alte Mittelfeldspieler ist bei Trainer Düwel gesetzt – im Zentrum hinter den beiden Angreifern. Von dort aus soll er den Takt des Berliner Spiels vorgeben. Das war bis zu Düwels Ankunft beim 1. FC Union noch Chefsache, sprich, Torsten Mattuschka kümmerte sich darum.

Das Spiel soll schneller werden

Wer vor drei Monaten darauf gewettet hätte, dass Baris Özbek zum Start der Saison 2014/15 eine herausragende Rolle im Spiel des 1. FC Union einnimmt, der wäre jetzt sicherlich deutlich wohlhabender. Dass Özbek überhaupt noch in Köpenick seiner Arbeit nachgehen darf, war unrealistisch. Im Frühjahr hatte der Zweitligist die Trennung von zwei Spielern bekannt gegeben. Baris Özbek und Adam Nemec sollten sich neue Arbeitgeber suchen. Trainer Uwe Neuhaus hatte für die beiden keine Verwendung mehr.

Dann aber hatte Union keine Verwendung mehr für Neuhaus und die Situation änderte sich. Der neue Trainer Norbert Düwel wollte sich erst selbst einen Eindruck verschaffen, ehe er über die beiden urteilt. Düwel entschied dann recht schnell, dass sie bleiben. Gerade Özbek hat es dem neuen Trainer angetan. „Er besitzt überragende strategische Fähigkeiten und eine hohe Laufbereitschaft, dazu zeichnet ihn sein aggressives Verhalten gegen den Ball aus“, sagt Düwel.

Um sich vorstellen zu können, welche Art von Fußball Norbert Düwel seine Mannschaft in Zukunft spielen lassen will, reicht dieser eine Satz. Alles soll schneller werden. Torsten Mattuschka zeichnete weder seine hohe Laufbereitschaft noch sein aggressives Verhalten gegen den Ball aus.

Es könnte die Saison für Özbek werden

Es könnte also tatsächlich die Saison des Baris Özbek werden. Am Talent hat es bei ihm nie gelegen, Özbek ist von seinen Anlagen her sogar der begabteste Spieler im Kader des 1. FC Union. Für die deutsche U 20 und U 21 bestritt er 19 Länderspiele, vier Jahre stand er beim türkischen Spitzenklub Galatasaray Istanbul unter Vertrag. Der ganz große Durchbruch blieb ihm aber verwehrt.

Nach einem Kreuzbandriss musste Özbek in Berlin neu beginnen. Eine Situation, mit der er nicht immer gut zurecht kam. Es ist kein Geheimnis, dass Baris Özbek sich nicht unbedingt für einen Zweitliga-Spieler hält. Sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein lässt oft die Grenze zur Arroganz verschwimmen. Mit Trainer Neuhaus war er zuletzt nur noch selten einer Meinung, auch deshalb sollte er gehen. Norbert Düwel sagt darüber: „Was vorher war, interessiert mich nicht.“

Özbek will sich nicht äußern, er redet nicht mehr mit der Presse. Im Boulevard war er im Winter als David Beckham von Köpenick dargestellt worden, was Özbek ziemlich missfiel. Dass er vorher sagte, sich auch eine Karriere als Model vorstellen zu können und sein Interesse für Styling und Mode kundtat, war nicht wirklich förderlich in dieser Angelegenheit.

Trainer Norbert Düwel dürfte der schweigsame Baris Özbek ganz recht sein. Wenig reden, den Fokus auf sportliche Dinge gerichtet, das sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen für eine gute Saison.

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