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Sport: 1. FC Union: Geld aus der Blumenvase - Heiner Betram im Gespräch

Heiner Betram (60) fing 1997 als Präsident beim 1. FC Union an.

Heiner Betram (60) fing 1997 als Präsident beim 1. FC Union an. Der Club war seinerzeit praktisch pleite, eine Zeit lang musste Bertram fürchten, wegen Konkursverschleppung gerichtlich belangt zu werden. Aber in zäher Kleinarbeit und mit vielen Betteltouren hielt Betram Union zunächst über Wasser, bis ihm am 15. Januar 1998 der Glücksgriff mit Michael Kölmel und dessen "Kinowelt" gelang. Dem Duo Bertram/Kölmel ist es inzwischen gelungen, dem 1. FC Union eine solide wirtschaftliche Basis zu geben.

Erinnern Sie sich noch an Ihren Einstieg beim 1. FC Union?

Zum Thema Online Spezial: Der Weg in die Zweite Liga TED: Hat Union eine Chance, den DFB-Pokal zu gewinnen? Ja, sicher. Die Firma Nike hatte gerade eine Million Mark in den Verein investiert, und es gab keinen Präsidenten mehr, angesichts der Schuldenlage wollte keiner das machen. Rolf Dohmen, der von Eintracht Frankfurt, war damals noch Angestellter bei Nike. Und der hat mich angerufen und gefragt, ob ich das nicht machen wolle. Ich habe ein paar Tage überlegt und mir dann gesagt: Versuchst du mal zu helfen.

Und was haben Sie vorgefunden bei Union?

Chaos! Das finanzielle Loch wurde von Tag zu Tag gößer. Und die Risken waren sehr hoch, auch für mich selbst. Ich habe ja bis zu einem gewissen Punkt auch persönlich gehaftet. Wir hatten fünfeinhalb Millionen Mark Verbindlichkeiten und dazu zehn Millionen Mark Rückstände gegenüber den Finanzbehörden.

Und trotzdem haben Sie weitergemacht.

Am 21. Dezember 1997 wollte ich dem Aufsichtsrat meinen Rücktritt verkünden. Ich hatte das Schreiben schon in der Tasche. Aber als ich die zum Teil flehentlichen Blicke der Aufsichtsratsmitglieder sah, habe ich das Papier zerknüllt und weggeschmissen. Unseren damaligen Vizepräsidenten Jung, ein ehemaliger Oberstleutneut der NVA, habe ich auch aus der Verantwortung entlassen, weil er sich zu viele Sorgen wegen der persönlichen Haftung gemacht hat. Und dann ist so etwas wie das Wunder von der Marne passiert.

Und der Wundermann war Michael Kölmel mit seiner Kinowelt.

Ich hatte auf der Suche nach Geldgebern schon über 100 Unternehmen abgeklappert. Es waren alles nette Gespräche, nur ist nichts dabei rausgekommen. Am 15. Januar 1998 kam dann der Telefonanruf von Herrn Kölmel. Sein Einstieg bei Union ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, zumal wir ihm ja damals keinerlei Sicherheiten bieten konnten.

Union hat den Aufstieg in die Zweite Bundesliga geschafft, steht im DFB-Pokalfinale gegen Schalke 04 am 26. Mai und hat sich auch bereits für den Uefa-Pokal qualifiziert. Wie sieht denn die aktuelle Finanzlage aus?

Unser Etat für die Zweite Liga beläuft sich auf 13,5 Millionen Mark. Und wir brauchen für die neue Saison praktisch keine neuen Darlehen mehr von Herrn Kölmel.

Gibt es denn noch Kontakte zu denen, die Union beinahe in den Abgrund gestoßen hätten. Zum ehemaligen Präsidenten Horst Kahstein zum Beispiel?

Herr Kahstein wollte sich wieder einbringen. Ich hatte da zwei Gespräche mit ihm, der redet ja wie ein Wasserfall. Aber: Das geht nicht. Und übrigens: Der Frank Pagelsdorf, der war mit seiner Personalpolitik auch so ein Totengräber des Vereins. Was der für Leute geholt hat ... Ungebremst, ohne dass ihn jemand mal kontrolliert hätte. Der hat am Ende eine sehr, sehr teure Mannschaft gehabt, und das Geld dafür kam aus der Blumenvase.

Als Trainer haben Sie jetzt Georgi Wassilew.

Der ist als Trainer herausragend. Aber er ist keiner, der perspektivisch planen kann. Erst vor zweieinhalb Wochen hat er uns seine personellen Planungen für die kommende Saison im Detail vorgelegt und dann wollte er am liebsten gleich auch noch, dass wir seine Wünsche innerhalb einer Woche abgearbeitet haben. Das geht nicht. Schon allein deshalb nicht, weil inzwischen der eine oder andere Spieler, den wir sicherlich gerne geholt hätten, bereits bei einem anderen Klub gelandet ist.

Was wäre denn passiert, wenn Union nicht aufgestiegen wäre?

Wir haben auch parallel für die dritte Liga geplant. Cheftrainer wäre dann Ivan Tischanski, unser jetziger Kotrainer, geworden. Ein exzellenter Mann. Der Vertrag mit ihm lag schon fertig in der Schublade.

Union hat am Ende der vorigen Saison gegen den VfL Osnabrück und LR Ahlen gleich zweimal den Aufstieg verspielt? War das nicht sogar ein Vorteil? Die Mannschaft hatte ein weiteres Jahr Zeit zum Reifen, geht nun noch gefestigter in die Zweite Liga?

Das stimmt sicherlich. Die Mannschaft ist in sich gewachsen. Und wahrscheinlich hätten wir als Zweitligist auch niemals das Pokalendspiel erreicht, was vor allem unter dem gesellschaftspolitischen Aspekt für den Verein enorm wichtig ist. Anderseits hätte uns die Ehrenrunde in der Regionalliga aber auch zehn Millionen Mark gekostet, wenn da nicht unsere Pokalerfolge gewesen wären, durch die wir die Summe von zehn auf etwa vier Millionen Mark drücken konnten.

Wird sich der 1. FC Union eigentlich bald von Kölmel und der Sportwelt lossagen?

Das ist nach wie vor eine gute Partnerschaft. Und wir haben ja gegenüber der Sportwelt erhebliche Verpflichtungen. Es geht da noch um die Rückzahlung von 15 Millionen Mark.

Wird Union bei anhaltendem Erfolg nicht auf lange Sicht gesehen sein Image als Kiezklub einbüßen?

Die Wurzeln des Vereins liegen zwar in Oberschöneweide, aber natürlich wollen wir erreichen, ein Gesamtberliner Verein zu werden, der für alle Berliner interessant ist. Wir sind schließlich der 1. FC Union Berlin.

was haben Sie vorgef, en bei Union?

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