zum Hauptinhalt

Sport: 100m Freistil: Wie schnell ist schön?

Es ist das Duell der ewigen Weiblichkeit, die Schöne gegen das Biest. Am Donnerstag, im Finale über 100 Meter Freistil, wird es geklärt.

Es ist das Duell der ewigen Weiblichkeit, die Schöne gegen das Biest. Am Donnerstag, im Finale über 100 Meter Freistil, wird es geklärt. Die Schöne ist die 22-jährige Schwedin Therese Alshammar, das Biest Inge de Bruijn, die 27-jährige Holländerin, deren Leistungen immer ein wenig angezweifelt werden. In Sydney nun hat sie ihren neun im Jahre 2000 erzielten Weltrekorden den zehnten hinzugefügt und am Sonntag die Goldmedaille über 100 m Schmetterling gewonnen. Dieses Gold war zwar ganz nett für sie. Aber was wirklich zählt, sind die 100 m Freistil, das Duell mit Therese Alshammar. Ein Sieg über sie wäre de Bruijns größter Genuss. Therese wurde 1998 zur "sexiest woman" ihres Landes gekürt - das könnte der verbissenen Inge nie passieren.

Dass Inge de Bruijn in Dopingverdacht geriet, liegt auch an ihrem Namen. Alle denken gleich an den holländischen Diskuswerfer Bruijn, der wegen Dopings gesperrt war und später die Schwimmerin Michelle Smith trainierte, den Star der Spiele 1996 in Atlanta, der beim illegalen Aufrüsten erwischt wurde. Doch Inge de Bruijn ist mit dem Leichtathleten nicht verwandt.

Trotzdem stieß sie bei Alshammars Coach Dirk Lange auf Skepsis. Die Schwedin werde von ihrem Verband in Hamburg dauernd kontrolliert - ob das bei de Bruijn in Afrika, Australien, Südamerika und den USA wohl auch sei? "Ihre Zeiten waren sehr, sehr erstaunlich", sagt Lange. "Sie hat sich körperlich noch weiter entwickelt gegenüber dem Vorjahr. Sie war ein Jahr lang verschwunden in Amerika - und jetzt diese Leistung. Entweder hat sie den heiligen Gral der Trainingslehre gefunden oder sehr, sehr viel Krafttraining gemacht. Doch ich habe es noch nie erlebt, dass sich eine Athletin in so kurzer Zeit so extrem weiterentwickelt."

Eine Verdachtsäußerung? "Ich würde mir nicht anmaßen zu sagen, sie ist gedopt. Aber es ist sehr merkwürdig, dass sie chinesische Rekorde weghaut, als ob das nichts wäre!" Die Betroffene selbst zeigt sich betroffen und führt ihre Leistungen auf stark erhöhtes Training zurück, das ihr Lebenspartner und Trainer Jacques Verhaeren für sie austüftelt: "Ich werde einfach nicht mehr müde!" Aus ihrem australischen Trainingslager, 160 km von Sydney entfernt, wo sie zweimal unangemeldet getestet wurde, bot sie freiwillig eine Blutprobe an: "Ich will die Zweifler endlich zum Schweigen bringen!" Und Therese Alshammar schlagen.

Jupp Suttner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false