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Sport: 13 Tore für den Rekord

Noch nie traf eine deutsche Nationalelf so oft auf Gegners Platz wie gestern Abend in San Marino

Der Name des Stadions war erstklassig. Die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft lief gestern im Stadio Olimpico in Serravalle auf. Der Gegner der Mannschaft von Joachim Löw war es erwartungsgemäß nicht. Die Spieler von San Marino waren von der ersten Minute an überfordert und so überraschte es nicht, dass der neue Bundestrainer auch in seinem dritten Spiel zu einem Sieg kam: Mit 13:0 (6:0) gewannen die Deutschen ihr zweites Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz beeindruckend deutlich. Nachdem die Nationalelf bereits am Samstag in Stuttgart Irland 1:0 geschlagen hatten, führen sie nun die Tabelle der Gruppe D mit sechs Punkten an.

Mit 9700 Einwohnern ist Serravalle die größte Stadt des von Italien umschlossenen Kleinstaates mit 30 000 Einwohnern. Die Gastgeber gaben sich alle Mühe: Eine halbe Stunde vor Beginn des Spieles hatte der Platzwart des Stadio Olimpico noch einmal die Kreidelinien auf dem Spielfeld nachgezogen. 5019 Zuschauer hatten da bereits auf den beiden Tribünen auf den Längsseiten platz genommen – darunter waren etwa zur Hälfte deutsche Fans. Die Hintertorperspektive blieb gestern allein den Balljungen vorbehalten, denn hinter den beiden Tore im Stadion von Serravalle gibt es keine Tribünen. Dabei gab es am Tor des Außenseiters gestern viel zu sehen. Nur gut zehn Minuten dauerte es, bis der Ball schon im Tor von Aldo Simoncini landete. Lukas Podolski hatte nach einer Flanke von Bernd Schneider per Kopf getroffen.

Die deutsche Mannschaft trat in derselben Aufstellung wie gegen die Iren an. Der Bremer Tim Borowski konnte wegen seiner Adduktorenprobleme nicht spielen. Aber das war gestern Nebensache: Nur in der Anfangsphase spielten die Deutschen ihre athletische Überlegenheit gegen San Marino nicht aus. Danach aber hatte der Gegner, bei dem mit Kapitän Andy Selva nur ein Spieler als Profi sein Geld in der dritten Italienischen Liga verdient, keine Chance mehr. Die Deutschen liefen schnell und kombinierten ansehnlich – und schossen ab der 29. Minute Tore in Serie: Da gelang dem überragenden Schweinsteiger nach Flanke von Marcell Jansen das 2:0 für die Deutschen. Nur eine Minute später umspielte Miroslav Klose dann den Torwart von San Marino und traf zum 3:0. Nach 34 Spielminuten hatte dann auch endlich das Leiden des Michael Ballack ein Ende, der deutsche Kapitän traf zum 4:0. Seit über drei Monaten hatte Ballack kein Tor mehr erzielt.

Auch für Podolski nahm der Abend einen erfreulichen Verlauf, er war für das Tor zum 5:0 verantwortlich. Noch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit schoss Klose das 6:0, womit der Stürmer von Werder Bremen auf Platz sieben der besten deutschen Torschützen aller Zeiten vorrückte. Mit 34 Toren hat Klose jetzt Fritz Walter überholt, den Ballack gestern mit seinem 33. Länderspieltor auch eingeholt hat. Ballack und Klose konnten ihre Rekorde gegen einen überforderten Gegner nicht ausbauen, Löw wechselte sie zur Pause aus. Für Klose kam der Schalker Gerald Asamoah, für Ballack, der leichte muskuläre Probleme hatte, kam David Odonkor. Doch auch ohne Klose und Ballack ging das muntere Toreschießen der Deutschen weiter, schon kurz nach der Pause stand es 7:0, Schweinsteiger war sein zweites Tor gelungen. Podolski traf kurz danach zum dritten Mal.

Dem eingewechselten Thomas Hitzlsperger gelang dann erst sein erstes Tor im Nationalteam überhaupt, aber durchaus ein Treffer von historischer Dimension. Damit war besiegelt, dass die Deutschen zu ihrem höchsten Sieg in ihrer Länderspielgeschichte auf des Gegners Platz kommen sollten. Zudem sollte es der höchste deutsche Sieg in einem EM-Qualifikationsspiel werden. Mit neun Toren waren die Deutschen allerdings nicht zufrieden: Podolski traf zum 10:0, Hitzlsperger zum 11:0 und Manuel Friedrich zum 12:0. Nach einem Handspiel im Strafraum erzielte Bernd Schneider per Elfmeter auch noch ein Tor. Ihren Rekordsieg erreichten die Deutschen allerdings nicht: Der datiert aus dem Jahr 1912, damals besiegte Deutschland Russland in Stockholm 16:0.

Stimmte auch aus Sicht der Sanmarinesen das Ergebnis nicht – es war die höchste Niederlage ihrer Geschichte –, so stimmte wenigstens die Kasse. 5019 Zuschauer brachten 104 120 Euro Umsatz – das wurde auf der Anzeigetafel eingeblendet. Ein 0:13 war da auch noch zu lesen – doch so souverän herausgespielt der gestrige Erfolg auch war, am 11. Oktober wird es für die Deutschen schwerer als gestern. Dann müssen sie in Bratislava bei den Slowaken antreten, die sich gestern allerdings in der EM-Qualifikation nicht von ihrer besten Seite zeigten. Sie verloren gegen Tschechien 0:3.

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