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Sport: 18 506 Zuschauer bei Telekom Bonn gegen Alba Berlin

Vor vier Wochen haben die Telekom Baskets Bonn ein Fax an diverse Sportredaktionen verschickt. Darin kündigte der Basketball-Bundesligist an, beim Heimspiel am 7.

Vor vier Wochen haben die Telekom Baskets Bonn ein Fax an diverse Sportredaktionen verschickt. Darin kündigte der Basketball-Bundesligist an, beim Heimspiel am 7. April gegen den Deutschen Meister Alba Berlin die Kölnarena zu testen. Fassungsvermögen: 18 506 Zuschauer. In die heimische Hardtberghalle passen nur 3500, und die war stets brechend voll, wenn Alba kam. Jetzt sind sie völlig durchgeknallt, haben sich einige Beobachter der Szene gedacht. Obwohl man ja weiß, dass die Baskets zu Auswärtsspielen bei Alba schon mal Tausende von Fans mit Sonderzügen nach Berlin geschafft haben.

Die Bonner waren andererseits gar nicht angetreten, die Kölnarena zu füllen; der Bundesliga-Zuschauerrekord von 9000, den die Berliner seit fast vier Jahren halten, sollte gebrochen werden. Schöner Nebeneffekt: Nun werde es "erstmals keinen Eintrittskarten-Mangel geben", kündigten die Bonner an. Am Ende haben sich alle geirrt, Skeptiker wie Optimisten, die von 12 000 Zuschauern geträumt hatten. Die Kölnarena ist seit Mittwoch ausverkauft. Das ist nicht nur ein Bundesligarekord, diese Marke ist in der Halle selbst in Europa einmalig. Der Freiluftrekord liegt bei 80 000 (Finale im Europacup der Pokalsieger 1968 zwischen AEK Athen und Slavia Prag im Athener Olympiastadion), in Deutschland bei 75 000 (Harlem Globetrotters 1951 Berliner Olympiastadion). Kurzentschlossene müssen vor der Halle auf dem Schwarzmarkt ihr Glück versuchen. Oder im Internet-Forum der Baskets. Es werden, wer hätte das für möglich gehalten, nun doch wieder nicht alle Kartenwünsche erfüllt.

"Wir sind darüber natürlich sehr glücklich", sagte Wolfgang Wiedlich, der Präsident der Telekom Baskets. Alle Kritiker seien verstummt, "die Fakten sprechen für sich und für die Attraktivität des deutschen Basketballs", den er einen "schlafenden Riesen" nannte. Die Baskets haben sich die Mühe gemacht, anhand der Kartenbestellungen auszuzählen, woher die Fans kommen. Dabei stellte sich heraus, dass 72 Prozent der Tickets in der Region Bonn verkauft wurden, 22 Prozent in der Region Köln. Auch damit kann sich Wiedlich bestätigt fühlen. Denn die Bonner wünschen sich eine "Bonnarena" anstelle der Hardtberghalle, die Resonanz der Politiker darauf war eher verhalten positiv. Nur: Ewig wollen die Baskets nicht warten. Sie streben über kurz oder lang einen Platz in der Europaliga an. Den Anforderungen des Weltverbandes Fiba genügt die Hardtberghalle nicht. Unausgesprochen steht die Drohung im Raume, nach Köln umzuziehen.

So weit ist es noch nicht. Denn Wiedlich sagt: "Wir gehen mit einem finanziellen Minus raus." Die Preise wurden bewusst niedrig gehalten, sie liegen nach Aussage des Präsidenten beispielsweise rund 50 Prozent unter jenen der Kölner Haie in der Deutschen Eishockey Liga. Man kann auch davon ausgehen, dass der Hauptsponsor Telekom einen Teil der Tickets übernommen hat.

Nun muss es nur noch sportlich stimmen. Die Bonner benötigen in diesem letzten Spiel vor den Play-offs einen Sieg, um den angestrebten zweiten Tabellenrang zu erreichen. Und natürlich wolle man vor so einer Kulisse "nicht mit 20 Punkten verlieren", sagt Wiedlich. Freundliche Unterstützung von den Berlinern ist jedoch nicht zu erwarten. Das Alba-Team hat sich mit der Kölnarena nämlich kaum beschäftigt, sondern in erster Linie mit sich selbst. Seit der Pokalniederlage am Sonntag in Frankfurt "haben wir einen sehr bitteren Geschmack im Mund", sagte Mannschaftskapitän Henrik Rödl, "wir hatten eine Menge aufzuarbeiten und werden eine Reaktion darauf zeigen. Das wird sicher ein sehr intensives Spiel." Umso besser fürs Publikum.

Dietmar Wenck

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