zum Hauptinhalt
Bochum Bremen

© ddp

18. Spieltag: Bremen spielt für Bayern

Nach dem 1:2 von Werder gegen den VfL Bochum wächst der Abstand des Bundesliga-Tabellenführers aus München.

Im Weserstadion herrschte gestern Abend eine Stimmung, als hätte Werder Bremen gerade die deutsche Meisterschaft verspielt. Die Mannschaft verschwand sofort nach dem Schlusspfiff in der Kabine. Die Bremer Zuschauer schauten ihr schweigend hinterher. 1:2 (1:0) verloren die Bremer gegen den VfL Bochum, und die Enttäuschung darüber war so groß, dass nicht einmal viel Energie blieb, um wie nach solchen Spielen üblich wüst über den Schiedsrichter zu schimpfen.

Michael Weiner und sein Gespann hätten sich über Bremer Beschwerden nicht beklagen können, denn ein Umstand, der diesem Spiel zu seinem überraschenden Ergebnis verhalf, war eine Fehlentscheidung des Trios in der 68. Spielminute. Es übersah, dass Vorbereiter Ono beim 1:1 durch Benjamin Auer deutlich im Abseits stand. Zusammen mit Yahias Siegtreffer gab das dem Spiel eine Wende, die sich lange Zeit nicht abgezeichnet hatte. Denn Werder war nach anfänglichen Problemen durch Daniel Jensen in Führung gegangen. Und nach der Pause deuteten sowohl der Spielverlauf vor 37 149 Zuschauern als auch die Chancenfolge lange Zeit darauf hin, dass bald eher ein 2:0 oder 3:0 folgen würde, und keine Viertelstunde, die alles auf den Kopf stellt. Doch Aaron Hunt traf nur die Latte und Tim Borowski schoss knapp am Tor vorbei. Werder spielte gut, aber wie schon beim Pokalaus in Dortmund nicht zwingend genug. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen“, sagte Trainer Thomas Schaaf deshalb auch. „Wir müssen unsere Chancen besser nutzen.“ Die Entstehung des 1:1 wollte er nicht weiter kommentieren. Das taten dafür seine Spieler, nachdem sie die Kabine wieder verlassen hatten. „Ich wusste nicht, dass wir jetzt ohne Abseits spielen“, meinte Torwart Tim Wiese sarkastisch. Sein Mitspieler Daniel Jensen sagte: „Wäre dieses Tor nicht auf diese Weise gefallen, hätten wir das Spiel nicht mehr aus der Hand gegeben.“

Allerdings hatte Bochum schon in der ersten Halbzeit durch Sestak und ein Beinahe-Eigentor von Naldo gute Möglichkeiten. Und nicht einmal ein Schiedsrichter-Fehler dieses Ausmaßes kann bemänteln, dass Werder mit großen Schwierigkeiten ins neue Jahr gestartet ist. Nach dem Aus im DFB-Pokal droht nun der Rückschlag in der Meisterschaft. Statt sich auf Augenhöhe mit Tabellenführer Bayern zu bewegen, fährt der Klub mit drei Punkten Rückstand nächste Woche zum Spitzenspiel nach München. „Wir dürfen uns solche Dinge nicht mehr oft leisten“, sagte Schaaf dann auch.

Im sportlichen Bereich setzt sich aber nur eine Unruhe fort, die vorher schon am Verhandlungstisch entstanden war. Werder gab Carlos Alberto und Andreasen ab, verliert Tim Borowski an die Bayern und setzte sich dafür im Poker um Mesut Özil durch. Der Verein liefert zurzeit ein diffuses Bild ab, das man von ihm so nicht kennt. Und ähnlich unruhig spielt die Mannschaft seit dem Rückrundenstart auch: bemüht, aber ziemlich zerfahren.

Der VfL Bochum hat das gestern ausgenutzt und dem Spiel gleich zu zwei Siegern verholfen. Sich selbst, weil es im 31. Anlauf der erste Sieg überhaupt in Bremen war und man nun komfortable sieben Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze hat. „Der Abend macht uns stolz", sagte Bochums Trainer Marcel Koller, „wir haben uns hier nicht versteckt.“

Einen ähnlich großen Gefallen hat der VfL Bochum auch dem FC Bayern München getan, der nun wieder etwas Luft zwischen sich und den Bremern weiß. Und als wären das nicht schon genug gute Nachrichten für die Münchner gewesen, kam gestern noch eine dazu: Werders Naldo sah die Rote Karte und wird nächste Woche im Spitzenspiel der Bundesliga fehlen. Das passierte in der 70. Spielminute, zwischen den Toren zum 1:1 und 1:2. In einer Viertelstunde, in der schief lief, was schief laufen konnte für Werder Bremen.

Sebastian Stiekel[Bremen]

Zur Startseite