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Sport: 1860 München - Rostock: Verschwörungstheorie der Schlaumeier

Nach 77 Tagen hat 1860 München seine Negativserie beendet - doch die Verwirrung bleibt: Auch nach dem ersten Bundesligasieg seit dem 23. September (3:1 gegen Freiburg) hielt Präsident Karl-Heinz Wildmoser an seiner Verschwörungstheorie fest und bekräftigte noch einmal seinen bereits am Dienstag angekündigten Rückzug im nächsten Jahr.

Nach 77 Tagen hat 1860 München seine Negativserie beendet - doch die Verwirrung bleibt: Auch nach dem ersten Bundesligasieg seit dem 23. September (3:1 gegen Freiburg) hielt Präsident Karl-Heinz Wildmoser an seiner Verschwörungstheorie fest und bekräftigte noch einmal seinen bereits am Dienstag angekündigten Rückzug im nächsten Jahr.

"Mich kann nichts umstimmen. Ich bin jetzt seit neun Jahren im Amt. Jetzt können sich endlich die ganzen Schlaumeier melden. Ich sehe keinen Sinn mehr und stehe für die nächste Wahlperiode nicht mehr zur Verfügung", erklärte Wildmoser nach dem glücklichen 2:1 (1: 0)-Erfolg der Sechziger gegen Hansa Rostock mit bitterer Miene und sorgte nicht für den einzigen Wermutstropfen.

Torwart Michael Hofmann, der den Sieg mit einer Glanzparade in letzter Sekunde festgehalten hatte, verlor nach dem Schlusspfiff die Nerven und verabschiedete sich mit einer obszönen Geste und deutlichen Worten. "Wenn man nach jedem Fehler verdammt wird, dann ist es nach viereinhalb Jahren an der Zeit, wegzugehen", polterte Hofmann, der beim 1:1 durch Victor Agali (66.) schlecht ausgesehen hatte.

Dabei hätten er und sein Präsident endlich wieder einmal Grund zur Freude gehabt. Nach dem Aus im DFB-Pokal und im Uefa-Cup sowie neun Bundesligaspielen ohne Sieg war den arg verunsicherten Münchnern der ersehnte Befreiungsschlag gelungen - und das trotz einer wenig berauschenden Leistung vor 20 300 Zuschauern im Olympiastadion.

"Man konnte keine Wunderdinge erwarten. Aber die Mannschaft hat Charakter gezeigt, hat die Zweikämpfe gesucht und ist extrem viel gelaufen", kommentierte Trainer Werner Lorant erleichtert einen Zittersieg, der hauptsächlich Martin Max zu verdanken war: Der Torschützenkönig der vergangenen Saison war mit seinen beiden Treffern (21./68.) der umjubelte Matchwinner. "Ich freue mich für den Martin. Das war wichtig für uns", lobte Lorant.

Wildmoser wollte das Erfolgserlebnis jedoch nicht nur an Max festmachen. "Die Mannschaft hat vorbildlich gefightet und sensationell für ihren Trainer und auch für mich gespielt", sagte er und blickte bereits voraus: "Wir müssen den Sieg am Mittwoch in Cottbus untermauern, sonst ist er nur die Hälfte wert." Der vierte Saisonsieg war immerhin soviel wert, dass 1860 wieder die Abstiegsränge verlassen konnte. Für Libero Ned Zelic zudem Grund genug, für Lorant und Wildmoser eine Lanze zu brechen: "Wir stehen als Mannschaft hinter dem Präsidenten und dem Trainer und wollen auch in Zukunft weiter mit ihnen arbeiten." Denn Zelic weiß, dass Lorant sein Schicksal eng mit dem von Wildmoser verknüpft hat. Allerdings sagte Lorant in einen Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", er "glaube nicht, dass der Präsident aufhören wird". Sollte Wildmoser sein Vorhaben doch wahr machen, dann will auch Lorant, wie der Präsident im neunten Jahr bei 1860, seine Koffer packen. "Sollte es dazu kommen, sehe ich meinen bis 2003 geschlossenen Vertrag als beendet an."

Seit Wochen stellt Lorant die Verdienste seines Chefs heraus, mit dem er zusammen den Traditionsklub aus der Bayernliga bis in den Europapokal führte. "Wenn er aufhören sollte, gehen hier die Lampen aus", glaubt der 52-jährige Trainer. Doch sei sein Chef derzeit "sehr angefressen, weil seine Arbeit sehr unqualifiziert kritisiert wird". Allerdings hatte Wildmoser in der Vergangenheit bereits mehrmals mit seiner vorzeitigen Demission kokettiert, das Ansinnen allerdings immer wieder verworfen. Seine Amtszeit dauert noch bis November 2001.

Eine verwirrende Situation, die Rostocks Coach Friedhelm Funkel jedoch völlig egal war. Er war vielmehr über die erneut mangelhafte Chancenverwertung des schlechtesten Bundesliga-Angriffs stocksauer. "Wenn wir nicht endlich lernen, die Chancen mit der nötigen Hingabe und Konsequenz in Tore umzumünzen, dann wird es auch in Zukunft für uns sehr schwer", schimpfte Funkel und konnte sich deshalb auch am phasenweise guten Spiel von Hansa nicht erfreuen: "Was nützen mir mehr Spielanteile, wenn die Leidenschaft fehlt, um jedes Tor zu kämpfen. Wir müssen uns schnellstens verbessern." Nur noch ein Punkt trennt die Ostdeutschen von einem Abstiegsrang.

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