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Update

2:0 im Zweitliga-Spitzenspiel: Hertha schlägt Fürth - Kapitän Mijatovic fällt lange aus

Viele Chancen hatte Hertha im einseitigen Spitzenspiel gegen Fürth schon vergeben. Doch am Ende siegte Hertha 2:0. Für zwei verletzte Herthaner gibt es derweil weniger Grund zum Jubeln.

Die Fans von Hertha BSC singen in dieser Saison gelegentlich ein Liedchen, das sich mit der Zugehörigkeit ihres Klubs zur Zweiten Liga beschäftigt. „Tut schon weh“, heißt es darin. Das wird wohl stimmen, andererseits ist die Spielzeit für alle Anhänger der Berliner Fußballer bisher ein einziger Quell der Freude. Auch am Abend gab es wieder richtig was zu feiern. Um kurz nach halb acht hallte ein Schrei durchs Olympiastadion, in dem neben der ganz normalen Freude eine Menge Erleichterung steckte. Hertha hatte gegen die SpVgg Greuther Fürth jede Menge bester Chancen vergeben, eine knappe Viertelstunde vor Schluss aber traf Waleri Domowtschiski zum 1:0 für den Tabellenführer der Zweiten Liga und machte den Weg zum siebten Saisonsieg frei. Am Ende sprang für die Berliner ein hoch verdienter 2:0 (0:0)-Sieg heraus. Wenn es so weitergeht, hat sich das mit dem Schmerz der Hertha-Fans spätestens im Mai wieder erledigt.

Wirkliche Schmerzen fühlen allerdings zwei Herthaner auch nach dem Spitzenspiel gegen Fürth. Nikita Rukavytsya erlitt einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel, wie Hertha am Samstagvormittag mitteilt, und fällt voraussichtlich zwei Wochen aus. Noch schlimmer erwischte es Andre Mijatovic. Herthas Kapitän zog sich eine Fraktur des Schienbeinköpfchens und einen Außenbandanriss im rechten Knie zu. Der Kroate wird voraussichtlich sechs Wochen ausfallen.

Preetz: "So lange Zeit gelassen"

Das vermeintliche Spitzenspiel erwies sich als äußerst einseitige Angelegenheit. „Das ist schon beeindruckend, wenn man sieht, wozu die Mannschaft gegen ein Team auf Augenhöhe in der Lage ist“, sagte Mittelfeldspieler Peter Niemeyer. Hertha war die überlegene Mannschaft, technisch stärker und reifer. „Der einzige Mangel war, dass wir uns so lange Zeit gelassen haben“, sagte Manager Michael Preetz.

Hertha, mit derselben Startelf wie vor einer Woche beim Sieg gegen den FSV Frankfurt, war die überlegene Mannschaft, technisch stärker und reifer. Die deutliche Dominanz der Berliner aber fand zunächst noch kein Ziel. Für schönes Spiel alleine gibt es im Fußball eben keine Punkte, so wie nach einer guten halben Stunde, als Raffael im Mittelfeld den ersten Fürther stehen ließ, mit einer Pirouette auf dem Ball am zweiten vorbei kreiselte. Danach aber – und das war bezeichnend für Herthas anfänglichen Vortrag – spielte er einen Pass vollkommen unbedrängt ins Leere.

Bis zur 30. Minute erspielte sich Hertha keinen einzigen Eckball, in der letzten Viertelstunde vor der Pause aber führte der Druck des Tabellenführers auch zu klaren Chancen, vor allem Adrian Ramos hatte mehrere Gelegenheiten. Schon in der Anfangsphase verfehlte er mit einem Schuss vom Strafraumeck knapp das Fürther Tor. Einmal reichte ihm eine simple Körpertäuschung, um seinen Gegenspieler loszuwerden und sich freie Bahn zu verschaffen, der Kolumbianer passte in die Mitte, doch Marino Biliskov klärte gerade noch zur Ecke. Fünf Minuten vor der Pause krachte ein Schlenzer von Ramos ans Lattenkreuz, kurz darauf wurde sein nächster Versuch knapp am Pfosten vorbeigelenkt. Es folgten weitere gute Möglichkeiten für Peter Niemeyer und Waleri Domowtschiski – dann hatten sich die Fürther zumindest in die Pause gerettet.

Die Gäste, die zuvor drei Mal hintereinander gewonnen hatten, brachten es in der ersten Halbzeit zu keiner einzigen Chance, sie kamen nicht einmal in die Nähe des Berliner Tores. Nur ein einziges Mal musste Torhüter Marco Sejna eingreifen, als er eine weite Freistoßflanke von Danijel Aleksic ohne Probleme abfangen konnte. Die Fürther hatten mit dem Pressing der Berliner schon so viel Mühe, dass ihnen Kraft und Konzentration für einen strukturierten Spielaufbau fehlten. Ein paar Pässe im Mittelfeld – und schon war der Ball wieder weg.

In der Tabelle lagen die Gäste vor dem Spiel nur einen Platz, einen Punkt und ein Tor hinter Hertha, auf dem Platz aber zeigte sich ein deutlicher Klassenunterschied. Die Fürther kamen in der ersten Halbzeit nicht in die Nähe des Berliner Tores. „Wir haben komplett versagt“, sagte Innenverteidiger Marino Biliskov. Mit dem Pressing der Berliner hatten die Fürther so viel Mühe, dass ihnen Kraft und Konzentration für einen strukturierten Spielaufbau fehlten. Ein paar Pässe im Mittelfeld – schon war der Ball wieder weg. „Wir haben sie gar nicht nach vorne spielen lassen“, sagte Herthas Außenverteidiger Christian Lell.

Es sah fast so aus, als begnügten sich die Franken damit, höfliche Gäste zu sein. Ihr Trainer Michael Büskens hatte vor dem Anpfiff extra noch einen Umweg genommen: Er schritt Herthas Bank einmal der Länge nach ab und begrüßte jeden Ersatzspieler der Berliner per Handschlag, erst dann begab er sich zu seinem Platz. Seine Mannschaft ging auf dem Feld dann zwar manches Mal ordentlich zur Sache; entscheidend weh tun konnten die Fürther dem Gastgeber aber vor der Pause nicht.

Torwart Sejna bedankt sich beim Fußballgott

Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit aber erlebten die Hertha-Anhänger unter den 39.274 Zuschauern im Olympiastadion einen Schreckmoment. Aleksic zirkelte einen Freistoß über die Berliner Mauer, der Ball flog nur knapp über die Latte hinweg. Die Fürther wirkten jetzt ein wenig mutiger, spielten zielstrebiger nach vorne – und eröffneten den Berlinern damit etwas mehr Platz für ihr Offensivspiel. Allein, Hertha ließ die Möglichkeiten auch weiterhin ungenutzt. Raffael, mit einem klugen Rückpass von Ramos frei gespielt, brachte nur eine bessere Rückgabe zustande.

Dass sich ein derart nachlässiger Umgang mit guten Chancen rächen kann, musste Hertha nach einer guten Stunde feststellen. Weil das Kombinationsspiel nicht einbrachte, versuchte es Leonhard Haas mit einem Schuss aus stattlicher Distanz, der Ball im Berliner Strafraum prallte auf, sprang Sejna gegen die Brust und von da zurück ins Feld. Sejna rutschte aus, Ball und Tor waren frei, der Fürther Nicolai Müller aber trat über den Ball. „Ich muss mich beim Fußballgott bedanken“, sagte Sejna.

Was kurz darauf auf der anderen Seite passierte, sah kaum weniger ulkig aus. Einen Schuss von Raffael blockte Thomas Kleine gerade noch vor der Torlinie, der Ball flog Ramos auf den Kopf – und prallte von dort ins Toraus. Markus Babbel reagierte. Nachdem Herthas Trainer zunächst seinen verletzten Kapitän Andre Mijatovic vom Feld nehmen musste und dafür Sebastian Neumann zu seinem Ligadebüt kam, versuchte Babbel mit Pierre-Michel Lasogga (für Rob Friend) dem Angriffsspiel einen neuen Impuls zu geben. Hertha wollte diesen Sieg, das war deutlich zu erkennen. Mit seinem vierten Saisontor erlöste Domowtschiski die Berliner, Raffael erhöhte in letzter Minute sogar noch zum 2:0. Noch ein Grund zum Feiern.

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