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2:1 gegen den Topfavoriten: Starke Dortmunder schlagen Real Madrid

Borussia Dortmund schlägt sensationell den Topfavoriten Real Madrid und hat nun eine ausgezeichnete Ausgangsposition in der "Todesgruppe". Auch einen zwischenzeitlichen Rückschlag steckte der BVB dabei gut weg.

Jürgen Klopp schien fast ein bisschen neidisch zu sein auf José Mourinho. Er blickte nach rechts, wo der Trainer von Real Madrid die Grenzen seiner Coaching-Zone sehr großzügig auslegte, dann blickte er zum Vierten Offiziellen. Wieso darf der, was bei mir immer gleich bestraft wird?, stand in Klopps Gesicht geschrieben. Mourinho lief derweil weiter die Seitenlinie entlang, wie es ihm beliebte. Das große Real Madrid lässt sich nicht zähmen – es sei denn, der spanische Rekordmeister spielt in Deutschland. Da schrumpft der Riese auf Zwergenmaß. Von 22 Europapokalspielen auf deutschem Boden hat Real erst eins gewonnen. Dabei bleibt es auch nach dem 23. Versuch gestern Abend in Dortmund. 2:1 (1:1) hieß es am Ende für den BVB, der durch den Sieg an Real vorbeizog und jetzt Tabellenführer in Gruppe D ist.

Die Champions League ist das Höchste, was es im europäischen Klubfußball gibt. Umso erstaunlicher war es, dass die Spieler beider Mannschaften in der ersten Hälfte gleich reihenweise auf dem feuchten Rasen ausrutschten, weil sie offenbar das falsche Schuhwerk gewählt hatten. Es war trotz solcher kleiner Sünden von Beginn an ein intensives und flottes Spiel, auch wenn anfangs noch die Torszenen fehlten. Richtig aufregend wurde es erst Mitte der ersten Halbzeit. Nach einer knappen halben Stunde brachte Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl seine Mannschaft in Führung. Zumindest dachten das die meisten der 65.829 Zuschauer, als Kehls Weitschuss sich in nahezu perfekter Flugbahn dem Winkel näherte. Reals Torhüter Iker Casillas aber lenkte den Ball noch über die Latte.

Kurz darauf konnte der spanische Nationaltorhüter nichts mehr ausrichten. Nach einem lachhaften Fehlpass von Reals Innenverteidiger Pepe reagierte Kehl blitzschnell: Er bediente Robert Lewandowski, und der Pole schloss den Gegenangriff mit einem überlegten Schuss zum 1:0 ab. Stadionsprecher Norbert Dickel schien es geahnt zu haben. „Jetzt sind die Madrilenen mal hier, jetzt können wir sie auch weghauen“, hatte er vor dem Anpfiff gesagt. Doch die Euphorie währte nur kurz. Fast im Gegenzug gelang Real der Ausgleich. Mesut Özil, bis dahin eher unglücklich, schlug einen wunderbaren Pass in die Spitze, Lukas Piszczek und Lars Bender verschätzten sich, und Cristiano Ronaldo überwand Torhüter Roman Weidenfeller mit einem nahezu ansatzlosen Heber zum 1:1.

Neben Özil stand auch Sami Khedira bei den Gästen in der Startelf. Der deutsche Nationalspieler musste jedoch schon nach knapp 20 Minuten angeschlagen vom Feld und vergrößerte damit Reals Personalsorgen. Mourinho fehlten mit Marcelo, Arbeloa und Coentrao gleich drei Verteidiger. Bei den Dortmundern hingegen kehrten Marcel Schmelzer und Mario Götze in die Startelf zurück; Ilkay Gündogan wurde später eingewechselt. Jürgen Klopp war also nicht mehr zu waghalsigen taktischen Experimenten gezwungen wie am Wochenende gegen Schalke.

Seine Mannschaft spielte deutlich besser aus als bei der Derby-Niederlage, vor allem nach der Pause, als die Dortmunder endgültig keine Scheu mehr zeigten. Sie drückten und drängten, hatten durch Götze auch gleich eine gute Chance. Seinen Schuss von der Strafraumgrenze aber parierte Casillas, genauso wie den folgenden Freistoß von Marco Reus. Auf der anderen Seite hatten die Dortmunder Glück, dass Di Marias Schuss knapp am langen Pfosten vorbei ging.

Dortmund spielte weiter auf Sieg – und wurde belohnt. Nach einer zu kurzen Faustabwehr von Casillas nahm Marcel Schmelzer den Ball an der Strafraumgrenze mit vollem Risiko und traf zur Führung für den BVB. Den Spaniern blieben noch 25 Minuten, sie versuchten es, sahen sich aber einem verbissen kämpfenden Gegner entgegen. Und dem fanatischen Publikum, das bei jedem Konter aufsprang, jede Grätsche bejubelte – und am Ende einen großen Sieg feiern konnte.

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