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Endlich auch bei einer EM exotische Stars wie sonst nur bei der WM (hier René Higuita).

© Imago

24 Teams bei der EM 2016: Wollen wir das sehen? JAAAAA!

Das kommende Jahr bringt uns die umfangreichste Fußball-Europameisterschaft der Geschichte. 24 Teams werden um die Trophäe spielen, darunter Island, Wales, Albanien und Nordirland. Ist das gut so? Diskutieren Sie mit.

Bei der ersten EM 1960 war die Welt noch in Ordnung. Vier Mannschaften, vier Spiele an fünf Tagen – und schon war der Spaß wieder vorbei. Komischerweise wünscht sich niemand ein solches EM-Turnier zurück. Bei der EM 2016 hingegen ist der Aufschrei groß. Zu viele Teilnehmer! Zu viele schlechte Mannschaften! Am besten soll alles so bleiben, wie es jetzt gerade ist. Der Status quo wird von den Traditionalisten zum einzig Wahren und Bewahrenswerten erhoben.

Natürlich kann man darüber streiten, ob eine Europameisterschaft mit 24 Teams ein Fortschritt ist. Es zeugt aber von einer gewissen Arroganz und Engstirnigkeit, sich wie viele deutsche Fußballfreunde dem Experiment von vornherein zu verweigern. Aus deutscher Sicht – der Sicht einer Allesfahrer-Nation, was EM- und WM-Turniere angeht – soll der Kreis der EM-Teilnehmer ruhig klein bleiben. Hierzulande kann sich nun mal kaum jemand daran erinnern, was es heißt, ein Endrunden-Turnier zu verpassen. Und genauso wenig können wir Deutschen noch nachvollziehen, welchen kollektiven Jubel eine Qualifikation auslösen kann. Bei der EM im kommenden Sommer wird man diese Freude erleben, wenn die Fans der kleineren Fußballnationen die Stadien in Frankreich füllen und sich die Emotionen entladen, die sich in Jahrzehnten ohne Turnier-Teilnahme angestaut haben.

Milla, Higuita, Blanco - Zeit für Exoten!

Wo war die Stimmung bei der EM 2012 am besten? Nicht bei den Spielen des späteren souveränen Europameisters Spanien, sondern bei den Iren, die drei Mal verloren und trotzdem voller Stolz ihre Lieder sangen. Auch sportlich unterlegene Mannschaften können eben ein Gewinn für ein Turnier sein. Natürlich geht es im Fußball um Wettbewerb, aber geht es nicht auch noch um ein bisschen mehr? Beim Confed-Cup 2013 wurde die chancenlose Mannschaft Tahitis von den neutralen brasilianischen Fans gefeiert – und sogar vom Gegner gelobt. „Sie hatten ein Lächeln im Gesicht. Sie sind ein Vorbild für alle Sportler“, sagte der Spanier Fernando Torres über die Spieler aus Tahiti, nachdem er vier Tore gegen sie erzielt hatte.

Na gut, es muss ja nicht gleich Tahiti sein. Aber auch Mannschaften wie Island oder Nordirland haben es verdient, wenigstens einmal bei einer EM anzutreten. Der europäische Fußball wird ohnehin immer vorhersehbarer: In der Champions League bleibt die Elite mittlerweile spätestens ab dem Viertelfinale unter sich, in den meisten nationalen Ligen trennt sich eine kleine Spitzengruppe immer deutlicher vom Rest des Feldes, der FC Bayern ist schon Anfang Oktober Meister. Wo bleiben die Überraschungsmomente, wenn auch bei einer EM immer nur diejenigen Fußballer gegeneinander spielen, die sich auch sonst jeden Mittwoch und jeden Samstag auf dem Platz begegnen?

WM-Turniere sind auch immer eine Möglichkeit, exotische Spieler und neue Lieblinge – Roger Milla, René Higuita, Cuauhtémoc Blanco – zu entdecken. Diese Chance kommt im nächsten Jahr auch zur EM. Denn in Europa wohnen die Exoten gleich nebenan – man muss sie nur einladen mitzuspielen.

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