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Feuer und Flamme. Stefan Krumrey 2008 mit der Fackel vor dem Reichstag.

© SOD/Juri Reetz

25 Jahre Special Olympics Deutschland: Eine ganz neue Welt für viele Athleten

Stefan Krumrey war 1991 einer der ersten Deutschen bei den Special Olympics und ist somit seit 25 Jahren Teil einer besonderen Bewegung.

Eine dicke Staubschicht bedeckt seine Erfolge. Graue Flusen rutschen herunter, als Stefan Krumrey die Kiste mit seinen Medaillen ins Wohnzimmer schleppt. „Ich möchte nicht angeben“, sagt er und lächelt dabei verlegen. „Die Leute sollen mich doch so nehmen, wie ich bin.“ Nur wenn ein Besuch ihn ausdrücklich danach fragt, holt er die Kiste hervor. Zwei schwere Medaillen von den Weltspielen 2007 in Schanghai liegen darin und ganz unten eine goldene von den Weltspielen 1991 in Minneapolis. Eine Auszeichnung für Stefan Krumreys Leistung als Schwimmer. Und zugleich ein Pionierabzeichen. Denn Krumrey war Teil der ersten deutschen Mannschaft, die zu den Weltspielen für Menschen mit geistiger Behinderung gereist ist.

An diesem Donnerstag feiert Special Olympics Deutschland sein 25. Bestehen im Schloss Bellevue. Der Ort zeigt, dass Special Olympics eine besondere Bewegung ist. Ebenso die Tatsache, dass diese Bewegung das Wort Olympics mit Genehmigung des Internationalen Olympischen Komitees benutzen darf, während sonst jede Kleinstveranstaltung, die sich Olympiade nennt, eine Klage vom IOC fürchten muss. Sportliche Höchstleistungen stehen im Gegensatz zu Olympischen und Paralympischen Spielen auch nicht im Vordergrund. Fürs Leben ist der Sport dafür umso wichtiger, auch das erzählt Stefan Krumreys Geschichte.

Die Weltspiele 1991 sind Krumneys erste große Reise

„Mit 13 Jahren bin ich ausgeschult worden, bin nicht mehr mitgekommen in der Schule“, sagt er. In einer Tagesstätte in Lichtenberg wird er zum Sportprogramm eingeladen von Peter Wilke, der noch heute sein Trainer ist. „Kein Badespaß, richtig schwimmen“, darum sollte es von Anfang an gehen. Zweimal in der Woche findet das Training statt. Als Krumrey ein paar Monate dabei ist und auch schon an einem Sportfest teilgenommen hat, bekommt er eine überraschende Nachricht: Gemeinsam mit einer anderen Schwimmerin aus Berlin darf er zu den Weltspielen von Special Olympics fahren, in die USA. Seine erste große Reise. Sein erstes Mal im Ausland. Sein erster Flug. Krumrey ist erst 16.

Schneller zur Hand als seine Medaillen hat er ein Tagebuch, das er zusammen mit seinem Betreuer und Trainer Peter Wilke von der Reise erstellt hat. Ein Fußbad im Mississippi ist darin genauso vermerkt wie der Einmarsch bei der Eröffnungsfeier im Stadion unter den Augen von MacGyver-Schauspieler Richard Dean Anderson, Arnold Schwarzenegger und Prince. Special Olympics sind in den USA eine große Nummer.

Den Aufbau der Bewegung in Deutschland erlebt Krumrey mit den Jahren selbst mit. Er nimmt an den nationalen Spielen ebenso teil wie an Wettkämpfen im Ausland. Manchmal trägt er auch die Fackel von Special Olympics oder spricht den Eid: „Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, lasst mich mutig mein Bestes geben!“ Krumrey erlebt aber auch, dass der Sport mit ihm selbst etwas macht. „Ich bin reifer geworden, selbstbewusster. Ich habe viele Leute kennengelernt.“

Der Sport half auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben

Dass er heute ein selbstbestimmtes Leben führt, in dem er allenfalls noch für Briefe oder Behördengänge Unterstützung braucht, das liege mit am Sport, davon ist auch Peter Wilke überzeugt. „Durch das ständige Vergleichen bei den Wettkämpfen hat er einfach mehr gesellschaftliche Kompetenzen bekommen. Der Sport stärkt einfach die Persönlichkeit.“ Damals war Wilke auch für eine Zeit Krumreys persönlicher Betreuer, die Stundenzahl seiner Betreuung konnte er mit der Zeit immer weiter reduzieren.

41 Jahre ist Krumrey heute und arbeitet als Reinigungskraft in einer Einrichtung in Spandau. Auch seine Freundin Claudia Schröder, mit der er seit Jahren in Karlshorst zusammenwohnt, hat er beim Sport kennengelernt, „sie ist damals auf einer anderen Bahn geschwommen“. Sie hat ebenfalls an Weltspielen von Special Olympics teilgenommen, 2003 in Irland. Zum Training geht Krumrey noch ein- bis zweimal in der Woche. „Manche sehen mich schon als Vorbild“, sagt er, „sie sagen, dass ich ein alter Hase bin.“

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