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27. Spieltag: Spiel mit Feuer

Nürnbergs 3:1 bei Eintracht Frankfurt gerät angesichts von Fan-Ausschreitungen zur Nebensache. Das Spiel musste sogar für eine Viertelstunde unterbrochen werden.

Selten hat ein Sieg des 1. FC Nürnberg so zwiespältige Gefühle bei Michael A. Roth ausgelöst wie der 3:1 (1:1)-Erfolg bei Eintracht Frankfurt. Mit hochrotem Kopf stand der Präsident der Nürnberger in den Katakomben der Arena. Natürlich sei er erleichtert, beteuerte Roth, das sei ja lebenswichtig gewesen. Der erste Auswärtserfolg nach neun Pleiten in der Fremde, der erste Sieg seit Dezember 2007 – der geplagte Pokalsieger sieht sich auf dem Weg der Besserung. Einerseits. Andererseits war Roth vor allem deshalb ein so gefragter Mann, weil Nürnberger Krawallmacher im Frankfurter Stadtwald beinahe einen Spielabbruch provoziert hätten: „Das Verhalten unserer Fans ist ein Unding.“

Was war passiert? Im Nürnberger Block ging in der 17. Minute der erste Knallkörper los. Es folgten zwei weitere Feuerwerkskracher, ehe nach knapp einer halben Stunde auch noch eine Leuchtrakete an der Eckfahne niederging. Das war Peter Gagelmann zu viel – der Schiedsrichter schickte die Profis zu einer mehr als viertelstündigen Pause in die Kabine. Roth hielt den Entschluss im Nachhinein für völlig richtig: „Es sind halt nicht lauter Studierte im Fanblock, der Schiedsrichter musste handeln.“ Der Vereinsboss selbst sprach per Stadionmikrofon eindringliche Worte: „Lassen Sie das sein. Sie schaden dem Verein.“ Gagelmann ließ das Spiel nur mit der eindringlichen Mahnung wieder anpfeifen, dass keine Feuerwerkskörper mehr gezündet werden dürften. Dann stellte sich Roth für eine geschlagene Stunde wie ein menschliches Schutzschild vor die Nürnberger Fankurve. Ob er da nicht Angst gehabt habe? „Ich habe weite Teile meines Lebens schon hinter mir“, beschied der Patriarch und lachte.

Für die teils gute Laune hatten die Spieler gesorgt, deren couragierte Leistung zur Nebensache geriet. Der Sieg nach Toren von Angelos Charisteas, Robert Vittek und Zvjezdan Misimovic war vollauf verdient. Die frühe Frankfurter Führung durch Michael Fink beflügelte allein die spielerisch und taktisch reiferen Gäste. Doch selbst deren Trainer Thomas von Heesen verspürte wenig Neigung zu sportlichen Analysen. Stattdessen fragte sich der 46-Jährige: „Mir ist ein Rätsel, wie Anhänger so etwas ins Stadion tragen, wo es doch sonst schon schwierig ist, ein Streichholz mit reinzubringen.“ Auch Manager Martin Bader hatte nicht nur den Sieg im Kopf: „Ohne pauschal zu urteilen: Der Imageschaden für uns ist gewaltig.“

In der Tat. Referee Gagelmann verfasste noch am gestrigen Abend einen ausführlichen Bericht, Schiedsrichterbeobachter Aaron Schmidhuber kündigte Ermittlungen des DFB-Kontrollausschusses bereits für den Montag an. Eine empfindliche Bestrafung des 1. FC Nürnberg gilt als sicher – im schlimmsten Fall droht sogar ein Heimspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

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